Sheldon van der Linde: „Zandvoort wird einer der Höhepunkte der Saison“.
Am letzten Wochenende im Mai ist die neue DTM in Oschersleben erfolgreich in die Saison 2023 gestartet. Erstmals findet die Serie unter dem Dach des ADAC statt. Im Blickpunkt steht aber vor allem Sheldon van der Linde. Der 24-jährige Südafrikaner ist der amtierende Champion. Der Pilot von Schubert Motorsport jubelte letztes Jahr als erster Südafrikaner über den DTM-Gesamtsieg. Das Ziel ist die Titelverteidigung!
Sheldon, wie sah die Vorbereitung auf die DTM-Saison aus?
Sheldon van der Linde: Gerade in den letzten Wochen vor dem Saisonstart waren wir viel testen. Außerdem fahre ich auch regelmäßig im Simulator. Bei BMW haben wir speziell einen für GT3-Fahrzeuge. Ansonsten hatte ich in meiner Heimatstadt Johannesburg im Kreise meiner Familie noch einige Tage die Sonne genossen, um mit voller Energie in die neue Saison zu starten.
Mit welchem Ziel geht man als aktueller Champion in die Saison?
Sheldon van der Linde: Die Titelverteidigung ist für uns das erklärte Ziel. Wichtig ist aber, dass wir uns die ganze Saison auf uns fokussieren und nicht von äußeren Faktoren ablenken lassen. In der DTM gibt es so viele Neuerungen, dass die Karten aus meiner Sicht völlig neu gemischt werden. Unter anderem ist Pirelli als neuer Reifenpartner dabei. Das könnte ein Vorteil für mich sein, da ich dieses Jahr auch in anderen Rennserien auf Pirelli-Pneus fahre.
War es wichtig, weiter für Schubert Motorsport zu fahren?
Sheldon van der Linde: Es ist zum ersten Mal seit ein paar Jahren so, dass ich eine zweite Saison in Folge für das gleiche Team fahre. Darüber bin ich glücklich, es bringt auch viele Vorteile mit sich. Mein Ingenieur kennt genau meinen Fahrstil, und ich weiß, was er von mir für eine bessere Abstimmung benötigt. Dazu kommt, dass ich bereits reichlich Erfahrung im BMW M4 GT3 sammeln konnte. Ich bin überzeugt, dass wir stärker als im vergangenen Jahr sind.
Mit René Rast ist ein dreifacher DTM-Champion Dein neuer Teamkollege. Ist dies aus Deiner persönlich Sicht ein Vor- oder eher ein Nachteil?
Sheldon van der Linde: Ich sehe das positiv. Es ist immer gut, einen so schnellen und erfolgreichen Fahrer in den eigenen Reihen zu haben. René bringt unglaublich viel Erfahrung ins Team, das können wir für uns alle nutzen. In meiner Jugend habe seine Titelgewinne noch vor dem Fernseher verfolgt und heute fahren wir in einem Team. Das ist eine verrückte Entwicklung.
Welche Events im Kalender wecken besondere Vorfreude?
Sheldon van der Linde: Bei mir auf jeden Fall die Rennen in Zandvoort. Das wird definitiv einer der Höhepunkte in der Saison. Es gibt dort zwar nicht ganz so viele Überholmöglichkeiten, dafür ist das Streckenlayout durch die Dünenlandschaft sehr speziell. Zudem sorgen die Fans in Zandvoort für eine überragende Atmosphäre. Ansonsten steht auch der Nürburgring bei mir hoch im Kurs, dort hatte ich letztes Jahr ja vor meinem älteren Bruder gewonnen.
Wie fühlt es sich so an, generell gegen den Bruder zu fahren?
Sheldon van der Linde: Zu Beginn war das schon merkwürdig, gerade wenn man in der Startaufstellung nebeneinanderstand. Mittlerweile haben wir uns aber daran gewöhnt. Wenn wir den Helm aufsetzen und ins Auto steigen, spielt das keine Rolle mehr. Dieses Jahr ist Kelvin definitiv einer meiner größten Konkurrenten. Auf der Strecke kämpfen wir Rad an Rad, aber wir haben sonst ein super Verhältnis und in Kempten auch die gemeinsame Wohnung.
Welche Fähigkeiten zeichnen Dich auf der Strecke aus?
Sheldon van der Linde: Ich sehe es als eine meiner Stärken, den Druck von außen nicht so sehr direkt an mich heranzulassen. Durch äußere Faktoren kann man sich als Rennfahrer schnell selbst aus dem Rhythmus bringen. Vergangenes Jahr war ich relativ früh in der Saison Tabellenführer und konnte mit der Rennen für Rennen steigenden Erwartungshaltung stark umgehen.
Die DTM-Saison wird dieses Jahr erstmals in ihrer langen Historie vom ADAC ausgetragen. Was denkst Du persönlich über den Wechsel?
Sheldon van der Linde: Ende letzten Jahres hatte ich schon befürchtet, dass es für die DTM nicht weitergeht. Daher bin ich dem ADAC sehr dankbar, dass man diese Erfolgsgeschichte fortsetzt. Es gibt sonst weltweit keine GT3-Rennserie mit so einer Strahlkraft, in der mit nur einem Fahrer pro Auto gefahren wird. Für mich macht das die DTM auf jeden Fall weiter so besonders.
Der ADAC ist Dir generell nicht unbekannt. In Deinem Lebenslauf stehen unter anderem die ADAC TCR Germany und das ADAC GT Masters. Was für eine Bedeutung hatten diese ADAC-Serien für die Karriere?
Sheldon van der Linde: Ohne den ADAC würde ich wohl keine Rennen in Europa fahren. Den Titel im ADAC GT Masters haben mein Bruder und ich 2018 um einen Punkt verpasst. Trotzdem war die Serie der entscheidende Schritt für mich, weil ich so meine Einladung von BMW Motorsport zum DTM Young Driver Test bekam, über welchen ich mir den Startplatz für 2019 sicherte.
Was machst Du in Deiner Freizeit, um den Akku zu laden?
Sheldon van der Linde: Meine Freizeit verbringe ich gerne draußen. Am liebsten in Kombination mit Sport. Ich sitze gern auf dem Rennrad und spiele mit Kelvin auch viel Tennis. Das gibt mir sehr viel Energie. (SW)
Foto: Foto: Gruppe C Photography