Prof. Richard Washington: „Wir brauchen dringend mehr Uruguays“.
An diesem Wochenende gibt die Extreme E ihren Saisonabschluss in Uruguay. Aus diesem Grund hat die Redaktion der Extreme E extra ein Interview mit Prof.Richard Washington, dem Leiter des wissenschaftlichen Komitees der Extreme E, geführt, um über die Auswirkungen der Elektrorennserie in Uruguay und seine allgemeinen Gedanken zur nun endenden zweiten Saison der Meisterschaft zu einmal sprechen.
Sind Sie als neutrale Person auf das bevorstehende Finale gespannt?
Prof. Richard Washington: Natürlich. Je mehr ich die Fahrerinnen und Fahrer so kennen lerne, desto schwieriger wird es aber, neutral zu bleiben! Abgesehen von der Tabelle fällt mir immer wieder auf, wie viele berühmte Persönlichkeiten aus dem Motorsport die Extreme E angezogen hat. Das ist an sich schon ein Erfolg, völlig unabhängig davon, wer gewinnt.
Welche Bedeutung hat das Rennen in Uruguay?
Prof. Richard Washington: Die erste Saisonkonzentrierte sich dabei vor allem auf die Auswirkungen des Klimas … Waldbrände, schmelzende Eiskappen, Anstieg des Meeresspiegels, Wüstenbildung, Verlust der biologischen Vielfalt. Es ist eine absolut notwendige Medizin, um über diese ganzen Themen und ihre enge Verbindung zum Klimawandel zu lernen.
In der zweiten Saison wurde zu Recht auch ein Schwerpunkt darauf gelegt, was wir gegen das Klimaproblem tun können. Das letzte Rennen steht nun unter dem Motto Energie und ist passenderweise in Uruguay angesiedelt. Die Notwendigkeit, Energie anders zu erzeugen, ist der absolute Kern des Klimaproblems. Wir haben uns sehr stark auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe zur Energieversorgung verlassen und uns an den Lebensstil gewöhnt, der durch diese billige Quelle möglich geworden ist. Der Preis dafür ist jedoch der Klimawandel, und das ist ein Preis, den sich niemand von uns so leisten kann.
Es wirkt so, dass der Fokus des Landes auf Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien ein gemeinsames Ethos mit der Extreme E gewährleistet.
Prof. Richard Washington: Uruguay ist in der Tat ein Beispiel, welchem wir folgen können. Es gibt Teile in der Welt, in denen der Pro-Kopf-Verbrauch von Energie, die aus fossilen Brennstoffen erzeugt wird, schockierend hoch ist. Und es gibt sehr viele Länder, in denen diese Zahl auffallend niedrig ist, obwohl diese Länder in der Regel arm und sehr unterentwickelt sind.
Die Menschen im Nordwesten Sambias sind ein Beispiel für die letztere Kategorie. Von ihnen geht keine nennenswerte Kohlenstoffbelastung aus. Ihre Bedürfnisse sind unglaublich bescheiden. Wie kann man also den Übergang zu entwickelten Ländern ohne die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen schaffen? Die Realität sieht so aus, dass es nur sehr, sehr wenige Beispiele gibt. Eines davon ist jedoch Uruguay. Wir brauchen dringend mehr Uruguays!
Weiterer Schwerpunkt ist der Schutz der Meere …
Prof. Richard Washington: Zwei Drittel der Erde sind von Ozeanen bedeckt. Leider haben wir diese Ozeane als eine weitere kostenlose Ressource behandelt. Uruguay hat in lobenswerter Weise großen Wert auf den Schutz des Lebens in den Ozeanen gelegt. Die Extreme E kann also sehr stolz darauf sein, sich von Anfang an diesen Bemühungen anzuschließen.
Was war für Sie denn das absolute Highlight in dieser zweiten Saison?
Prof. Richard Washington: Das ist eine wirklich schwere Frage … vor allem, wenn man bedenkt, wie viel Inspiration die Extreme E mir ganz persönlich gibt. Kann ich ein paar Finalisten für diese Frage vorschlagen? Das Zelten unter den Sternen auf der arabischen Halbinsel im Februar vor dem Wüstenrennen, Kajakfahren zwischen Eisbergen an der Westküste Grönlands im August, dazu diese brillante Gesellschaft auf diesem Trip und die Beifahrerrolle, als Hedda und Kevin in Grönland im Gelände unterwegs waren. Ich habe es einfach nur geliebt zu sehen und genossen, wie ihre Füße auf den Pedalen einfach nur tanzen!
Der Gewinner der zweiten Saison ist für mich: Die ganze Reise nach Grönland, eine der wohl besten Wochen in meinem Leben! (Extreme E/SW)
Foto: Extreme E