Michal Kwiatkowski: „Ich habe gelernt, dass man auf die Euphorie warten muss“.
Michal Kwiatkowski hat in einer Millimeterentscheidung das Amstel Gold Race 2022 gewonnen. Erst wurde Benoit Cosnefroy vom Team AG2R Citreon als Sieger im Ziel benannt, doch nach mehrmaliger Überprüfung der Aufnahmen schwenkte das Urteil um und der Profi von INEOS Grenadiers wurde zum Sieger erklärt. Der ehemalige Straßen-Weltmeister hat damit zum zweiten Mal das Amstel Gold Race gewonnen.
Michal, wie war das Finale für Dich?
Michal Kwiatkowski: Ich war sehr zuversichtlich, dass ich gewinnen kann, aber die letzten 50 Meter waren sehr, sehr hart, denn ich glaube, Cosnefroy hat noch einmal beschleunigt, als ich neben ihm war. Für mich ging es nur um den Sieg!
Was war denn der Plan für das Finale?
Michal Kwiatkowski: Bei der Attacke machte Cosnefroy die meiste Arbeit, denn ich war mir sicher, dass wir mit Tom in der Gruppe das Rennen auf unterschiedlichste Art und Weise gewinnen könnten, und es lag nicht an mir, den Abstand zu halten. Ich war nur da, um das Rennen zu gewinnen.
Im Ziel war lange Zeit nicht gewiss, wer denn eigentlich gewonnen hat. Dann hieß es Benoit Cosnefroy hat gewonnen. Über das Fotofinish dann Du. Hast Du so etwas schon einmal erlebt?
Michal Kwiatkowski: Es war sehr verwirrend nach dem Rennen, ich war anfangs super traurig, denn heute ging es nur um den Sieg für das Team, für mich. Ich habe aus dem letzten Jahr gelernt, dass man auf die Euphorie warten muss!
Was bedeutet Dir das Amstel Gold Race? Du wirkst immer motiviert und stark, nach 2015 nun Dein zweiter Triumph.
Michal Kwiatkowski: Ich liebe dieses Rennen. Ich hatte viel Pech mit COVID und Grippe, war krank und konnte mein Rennprogramm nicht einhalten, deshalb ist es ein unglaubliches Gefühl, hier zu sein und das Amstel Gold Race zu gewinnen. Ich habe mir selbst bewiesen, dass ich geduldig sein muss und früher oder später wird der Sieg kommen und ich werde meine Leistung bringen. Es war schwierig, wieder in die Spur zu kommen, aber jetzt bin ich hier.
Benoit, Du wurdest ganz knapp von Michal Kwiatkowski geschlagen, nur per Fotofinish. Wie geht es Dir jetzt?
Benoit Cosnefroy: Das ist ein schönes Podium, auch wenn ich natürlich viel lieber gewonnen hätte. Kwiatkowski war im Sprint einfach schneller. Es war eine knappe Entscheidung. Wir können gemeinsam stolz auf dieses Podium sein.
Ich habe mich gut gefühlt und das Ziel war es, vorne zu sein. Ich habe während des Rennens gespürt, dass ich zu den stärksten Fahrern im Feld gehöre. Im Finale habe ich einen guten Teil der Arbeit geleistet. Am Ende sollte es heute nicht sein. Aber es bleiben noch drei Rennen in den Ardennen, die Dynamik ist nun frei.
Tiesj, Du hast den Sprint der Verfolger gewonnen und stehst auf dem Podium. Wäre eventuell mehr drin gewesen?
Tiesj Benoot: Meine Jungs haben mich perfekt auf dem Kruisberg in Szene gesetzt. Ich glaube, ich habe die Attacke auf dem Keutenberg erzwungen. Bis dahin habe ich mich wirklich gut gefühlt. Dann war es schwierig mit den Jungs von INEOS, weil sie zu zweit waren. Auf der Fahrt zum Geulhemmerberg habe ich schließlich eine Kurve verpasst und habe dann Cosnefroy zurückgebracht. Als wir in Führung lagen, griff er an, und ich hatte eine harte Zeit. Der dritte Platz war hier das Maximum. Ich habe es zweimal versucht, beim zweiten Mal war es gut.
Doch das Amstel Gold Race wird nicht nur von den Männern bestritten, es gibt mittlerweile auch eine Ausgabe für Frauen. Und hier düpierte Maria Cavalli die Favoritinnen. Wie fühlst Du Dich?
Maria Cavalli: Es ist ein unglaubliches Gefühl, kaum zu beschreiben.
Als wir auf dem Cauberg nur noch zu acht oder neunt waren, wurde mir über Funk das Kommando gegeben: „Marta, jetzt ist Zahltag! Versuch es, wir haben nichts zu verlieren“ … deshalb habe ich alles oder nichts gespielt. Als ich mich dann nach 500 Metern umgedreht habe, hatte ich eine große Lücke und es ging nur noch darum bis zum Zielstrich durchzuziehen. Ich habe heute alles aus mir rausgeholt! (TX)
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