Jimmie Johnson: „Im Fahrzeug erlebt man nur noch den Moment“.
Jimmie Johnson feierte seine größten Erfolge in der NASCAR Cup Series, immerhin ist der 46-jährige Kalifornier siebenfacher Champion und damit einer von insgesamt drei Rekordsiegern. Im Sommer 2020 dann der versuchte Wechsel in die INDYCAR Series, der erst zur Saison 2021 gelang. Mit den Reportern von www.INDYCAR.com sprach Jimmie Johnson am Rande der Rookie-Tests auf dem Oval in Indianapolis.
Jimmie, beim Stock Car wird hier recht früh vor Kurve 1 angebremst, aber wie unterscheidet sich dieser Punkt zwischen Stock Car und INDYCAR?
Jimmie Johnson: Das einzige, was ähnlich ist, ist die Angst. Ich glaube, es spielt keine Rolle, in welchem Fahrzeug man sitzt, diese Kurve sieht nach einem engeren Radius aus. Sie sieht herausfordernder aus als alles andere. Romain Grosjean und ich sprachen darüber, dass alle Kurven gleich sind, aber Kurve 1 ist optisch anders, und ich denke, das ist sie auch, weil die Schräglage so anders ist. Ich fühlte mich gut, flach in 2 und 4, beinah flach in 3, und als ich dann meine Rundenzeit auf dem Armaturenbrett sah, war ich bereit … am Ende hat es noch nicht ganz gepasst. Ich denke, dass dieser Rookie-Test, auch wenn wir uns darüber lustig gemacht haben, als wir angekommen sind, ein guter Weg ist, um sich ohne Druck besser vertraut zu machen, ohne sich Sorgen um jede Rundenzeit zu machen. Es ist komplett anders, aber ich merke, dass ich noch nicht einmal am Limit des Wagens bin.
Wie war die Erfahrung im Vergleich zum Test in Texas?
Jimmie Johnson: Das war cool; es war eine recht lustige Erfahrung. Ich freue mich darauf, das Fahrzeug besser kennenzulernen und ein Gefühl für dieses Fahrzeug zu bekommen. In Texas fand ich es sehr vertraut, sobald ich den Sweetspot gefunden hatte. Hoffentlich werde ich hier die gleiche Erfahrung machen!
Ich bin sicher, dass es alle Rookies zu schätzen wissen, dass Dario Franchitti und Tony Kanaan bei den Tests mit dabei sind, um zu unterstützen?
Jimmie Johnson: An eigenen Meinungen und vielen Ratschlägen mangelt es ihnen bestimmt nicht, und ich werde sie annehmen. Ich bin dankbar, dass sie gekommen sind und sich um uns Rookies kümmern. Es ist eine tolle Gruppe von Leuten … sie haben mir den Übergang wirklich erleichtert und mir dabei geholfen.
Wie groß war die Nervosität bei dieser ersten Chance?
Jimmie Johnson: Das Tolle ist, dass im Fahrzeug alle das Gehirn ausschalten und man nur den Moment erlebt. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich in der Boxengasse saß, bevor ich losfuhr, und die Nerven etwas durchgingen, sie spürte und versuchte, mir meine Herangehensweise zu erklären: „Sei schlau und geh die Dinge locker an“ … und nach einer Runde vergisst du sie dann. Man ist im Einklang mit dem Fahrzeug, kümmert sich um die Geschwindigkeit und hat einfach das Renn- und Fahrerlebnis, das man gewohnt ist. Ehrlich gesagt war dies die eine Sache, die ich immer kannte, vor der ich auch Angst hatte. Bevor wir den Aeroscreen hatten, hatte ich das Gefühl, dass ich bei einem Rennen aus einem bestimmten Grund dabei bin, nämlich um mein Bestes zu geben. Wir alle wissen, dass etwas passieren kann, wenn man an die Grenzen des Möglichen geht. Deswegen war mir in meiner Karriere immer bewusst, dass man das alles vergisst, wenn man im Fahrzeug sitzt und losfährt, sich nur noch darauf konzentriert, schnell zu fahren.
Erinnern Sie sich noch an Ihre ersten Runden hier im Cup-Fahrzeug?
Jimmie Johnson: Ja, wir kamen her und haben getestet. Es waren noch ein paar andere Rookies dabei, und jeder fährt gerne mit einem Leihwagen ein paar Runden auf der Strecke. Mein Großvater liebte diese Strecke, er liebte das Indy 500, sprach von der Gasoline Alley und der Boxengasse in einer Weise, die ihm viel bedeutete, sogar die Pagode … dass ich meine ersten Erfahrungen in einem Leihwagen nicht vergeuden wollte. Also blieb ich absichtlich in der Garage, wartete auf den Beginn des Trainings, stieg in meinen Rennwagen und sah die Strecke oder die Gasoline Alley zum ersten Mal hinter dem Steuer eines Rennwagens, und die Liebe meines Großvaters zu dieser Rennstrecke machte es für mich noch bedeutungsvoller. Ich wünschte, er wäre hier, um es zu sehen. Ich habe mich vor ein oder zwei Wochen mit meinem Vater über den Test unterhalten, und er sagte: „Ich wünschte, Opa wäre hier, um die Strecke und dich auf der Strecke zu sehen“ … er hat mich hier in einem Stock Car gesehen … INDYCAR hat er niemals auf dem Radar gehabt.
Hat Ihr Großvater die Siege beim Brickyard 400 gesehen?
Jimmie Johnson: Ich glaube, er ist vorher an Krebs gestorben.
Als Sie auf der Rennstrecke waren, haben Sie versucht einen anderen Fahrer zu kopieren? Beispielsweise so getan, als wären Sie nun Rick Mears!
Jimmie Johnson: Nein, so weit bin ich hier noch nicht … vielleicht möchte ich Helio Castroneves eher nachahmen, weil er mit 46 Jahren so erfolgreich war!
Ich erinnere mich an das Feuer von Rick Mears in der Boxengasse, natürlich an den Dreher, den Sieg von Danny Sullivan, an A.J. Foyt, der mit dem Hammer an seinem Wagen arbeitete, und an den Dreher von Kevin Cogan am Start.
Wie würden Sie nun generell IMS mit Texas vergleichen?
Jimmie Johnson: Hier hat man eine lange Gerade, um zu verschnaufen und in der Regel auch um nachzudenken. Bei meiner Geschwindigkeit war es wirklich nur zum Verschnaufen, denn ich weiß, dass ich noch zu weit unter dem Limit des Fahrzeugs fahre. Die flacheren Kurven fühlen sich jedoch nicht so einladend an, wie ich es in Texas erlebt habe. In Texas wusste ich ziemlich schnell, dass ich mit Vollgas durch die Kurven 1 und 2 fahren musste, und zwar richtig, richtig schnell. Ich denke, dass es hier ein bisschen länger dauern wird, da der Kurvenradius so eng ist. (INDYCAR/SW)
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