Thomas Preining: „Höhepunkt war mein Überholmanöver gegen René Rast“.
Für Thomas Preining wurde das DTM-Saisonfinale auf dem Hockenheimring Baden-Württemberg zur Meister-Gala: Der Porsche-Werksfahrer holte zwei Poles, gewann beide Rennen und krönte sich als allererster Österreicher zum DTM-Champion. Im Interview spricht der 25-jährige Linzer von Manthey EMA über die ersten Tage als DTM-Champion, seinen schärfsten Konkurrenten Mirko Bortolotti und die Formel 1.
Thomas, Du darfst Dich seit ein paar Wochen offiziell DTM-Champion nennen. Wie hört sich das mittlerweile für Dich an?
Thomas Preining: Es ist ein mega Gefühl, das ich aktuell einfach nur genieße. Auf diese Momente arbeitet man seine ganze Karriere hin. Ich bin super zufrieden, dass ich mich auf so einer großen Bühne wie der DTM beweisen konnte.
Wie viele Nachrichten hast Du direkt nach dem Titelgewinn erhalten?
Thomas Preining: Ich glaube, so ziemlich jeder Kontakt in meinem Handy hat mir geschrieben, auch einige unbekannte Nummern waren dabei. Einfach toll, dass sich so viele Menschen für mich gefreut haben. Dazu kamen noch die ganzen Fans vor Ort und auch meine Familie, die in Hockenheim dabei war. An dieses Wochenende werde ich mich für immer erinnern.
Dein erster Gratulant war mit Mirko Bortolotti ausgerechnet Dein härtester Widersacher. Wie überraschend kam das?
Thomas Preining: Ich hatte mir in den Minuten unmittelbar nach der Entscheidung ehrlich gesagt keine Gedanken darüber gemacht, wer mir wann gratulieren könnte. Die Aktion von Mirko fand ich aber sehr respektvoll. Wenn man selbst mit großen Hoffnungen noch nach Hockenheim anreist und dann dieses eine Ziel nicht umsetzt, ist das definitiv keine ganz so leichte Situation. Daher rechne ich ihm es umso höher an, dass er direkt nach der Entscheidung zu mir an das Auto kam.
Wie hast Du das entscheidende Qualifying eigentlich selbst erlebt?
Thomas Preining: Anders als im Rennen ist man voll auf sich selbst fokussiert und pusht sich maximal, dadurch erlebt man das alles sehr emotional. Ich wusste lange Zeit gar nicht, wie die aktuelle Bestzeit ist, was Mirko macht und wo ich stehe. Erst als mein Team mich per Funk über die Pole aufgeklärt hat, war mir sofort klar, dass ich der neue DTM-Champion bin.
Welchen Ehrenplatz hat diese Trophäe?
Thomas Preining: Der Pokal steht aktuell noch bei meinen Eltern, da ich die große Trophäe nie ins Flugzeug bekommen hätte. Den hole ich mir demnächst ab. Vorher muss ich noch einen Platz finden. Solch einen riesigen Pokal habe ich bisher nicht gewonnen, mit dem Gewicht kann ich den sicherlich nicht auf irgendeine Kommode stellen. Wenn ich den Pokal habe, wird es ein toller Platz werden.
Was waren neben dem Titelgewinn denn Deine Saison-Highlights?
Thomas Preining: Der Sieg am Norisring, ein wahnsinnig turbulentes Rennen. Der Höhepunkt war mein Überholmanöver gegen René Rast. Ein schönes Gefühl, wenn man ein Battle gegen einen so großartigen Rennfahrer wie ihn gewinnt. Außerdem denke ich gern an mein Heimspiel am Red Bull Ring zurück. Es ist einfach nur cool, zu Hause auf einer so schönen Strecke vor den eigenen Fans zu fahren. So einen Support hatte ich zuvor noch nie.
An der Fahrertür Deines Porsche 911 GT3 R steht „Don’t talk to the bus driver during quali“. Was hat meinst Du damit?
Thomas Preining: Meine Mechaniker haben mir diesen Sticker im Laufe der Saison an den Porsche geklebt. Es gab im Qualifying mal eine Situation, in welcher ich mit meinem Ingenieur geschimpft habe. Ich war gerade auf einer schnellen Runde, als er mir per Funk was gesagt hat. Normalerweise kommunizieren wir immer auf den Geraden, aber durch ein GPS-Problem hat er genau beim Einlenken in eine Kurve zu mir gesprochen. Dann erschreckt man sich im ersten Moment. Aber mein Team hat sich daraus einen Spaß gemacht und den Aufkleber erstellt.
Was stand in den Tagen nach diesem Finale auf dem Programm?
Thomas Preining: Ich bin von Hockenheim nach Weissach gefahren und saß dort im Simulator. Direkt nach dem größten Erfolg meiner Karriere war es vielleicht nicht der produktivste Tag, aber ich habe alles gegeben. Danach ging es nach Hause … dort habe ich erst einmal ausgeschlafen und am nächsten Tag mit meiner Freundin eine Pizza bestellt. Außerdem standen noch ein paar interne Meetings an, für die es am Sonntag aus guten Gründen keine Zeit gab. Wer auch immer nächstes Jahr für Manthey EMA fährt, darf sich also über Verbesserungsvorschläge von mir freuen. Am liebsten würde ich den Titel natürlich verteidigen, mein Programm für 2024 steht aber noch nicht fest. Abwarten.
Was erwartet Dich in diesem Jahr noch?
Thomas Preining: Im November bin ich in Macau dabei und gehe erstmals auf dem legendären Guia Circuit an den Start. Da freue ich mich schon. (DTM/SW)