Fraser McConnell: „Als Fahrer will man immer Rennen fahren“.
Fraser McConnell wurde ganz kurzfristig zum Double-Header auf Sardinien von der Extreme E verpflichtet. Diese wichtige Rolle füllte der gebürtige Jamaikaner in Italien und in Chile mit Bravour aus. Beim Saisonabschluss in Uruguay folgte der Einsatz für den 24-jährigen Rallyecross-Piloten im Team JBXE von Jenson Button. Nun hofft Fraser McConnell nach diesem Aufstieg auf ein festes Cockpit in der Saison 2023.
Fraser, Du bist recht unvorbereitet in die Extreme E gekommen. Wie war denn der Startschuss dieses Abenteuers?
Fraser McConnell: Es ging wirklich alles sehr schnell! Ich bekam im Sommer, kurz vor dem Double-Header auf Sardinien, einen direkten Anruf von CCO James Taylor, der mich unverblümt fragte, ob ich der neue Meisterschaftsfahrer in der Extreme E werden will, und dann saß ich auch schon im Flugzeug!
Das kam alles sehr kurzfristig, aber es war eine so unglaubliche Gelegenheit, dass ich nicht ausschlagen konnte. Als Fahrer sucht man immer nach dem Moment des Durchbruchs, und ich wollte diese Chance mit beiden Händen ergreifen. Ich habe es geliebt, bei der Extreme E mitzumachen … es ist eine so große, wichtige Serie … ich fühlte mich weiter geehrt, dass ich angerufen wurde.
Kannst Du Deine Rolle einmal erklären?
Fraser McConnell: Erst einmal konnte ich viel Zeit im ODYSSEY 21 auf Sardinien verbringen, und beim nächsten Rennen in Chile setzte ich diese Testfahrten fort. Mit jeder Sitzung habe ich mich besser an das Fahrzeug und gesamte Team gewöhnt, insbesondere an die sportliche Seite, aber auch an die Reifen von Continental.
Ich war absolut involviert und musste als Meisterschaftsfahrer dafür sorgen, dass die Daten, die ich zurückgab, detailliert und für die gesamte Rennserie nützlich waren. Ich durfte sogar an den Entwicklungstests für den Continental-Reifen auf Sardinien teilnehmen, was eine großartige Erfahrung war. Das war eine großartige Erfahrung … ich konnte viel Zeit im ODYSSEY 21 verbringen, was unbezahlbar ist. Nicht viele haben das Fahrzeug gefahren, ich musste viel damit fahren! Was eine Ehre ist!
Meisterschaftsfahrer oder salopp gesagt Testfahrer zu sein ist toll. Aber wann wolltest Du die Rennen mitfahren?
Fraser McConnell: Als Fahrer will man immer Rennen fahren und an Wettkämpfen teilnehmen. In Chile habe ich es aber richtig gespürt. Wir haben vor dem Rennen die Testfahrten mit Continental und Spark gemacht. Dabei ging es darum, zu sehen, was möglich ist. In diesen Sessions wird nie zu sehr auf eine schnelle Rundenzeit gepusht. Es ist nahe an einer Rennsimulation, aber man gibt nie Vollgas. Als wir die Daten checkten, gehörten einige meiner Runden zu den schnellsten am gesamten Wochenende, und das sprach sich im Fahrerlager herum. Das muss das Interesse von JBXE schließlich geweckt haben. Als sie dann einen Platz beim Finale in Punta del Este frei hatten, war diese Option ein tolles Gefühl.
Ist es der einzige Grund fürs Cockpit?
Fraser McConnell: Ich denke nicht nur, sondern auch meine sehr gute Beziehung zu Jenson Button aus der Zeit beim Nitro-Rallycross. Ich bin einfach dankbar für die Gelegenheit in Uruguay und es war definitiv eine einmalige Erfahrung für mich!
Ich war von Anfang an ein Fan von der Extreme E … dort Meisterschaftsfahrer und sogar Einsatzfahrer zu werden, war und ist also etwas ganz Besonderes. Ich habe meine Leistung gezeigt, als ich mich in Punta del Este hinter das Steuer setzte.
Hat Dich die Extreme E verbessert?
Fraser McConnell: Ich wusste damals in Italien nicht, wozu das Fahrzeug wirklich fähig ist, aber nach ein paar härteren Beschleunigungs- und Bremsmanövern war es unglaublich zu sehen, was der ODYSSEY 21 alles kann. Das Fahrzeug kommt mit jedem Terrain zu recht … das hat mir Spaß gemacht und war für mich völlig neu. Bei der Extreme E gibt es nur sehr wenig Zeit auf der Strecke. Man muss das Maximum herausholen und die ganze Zeit 110 Prozent geben.
Beim Rallycross gibt es auch nicht sehr viel Zeit im Cockpit, deshalb muss man sich mental sehr gut vorbereiten, damit man auf der Strecke selbstbewusst ist, vor allem in den Kurven. Man muss sich darauf konzentrieren, schnell und präzise zu sein und möglichst wenig Fehler zu machen. Von daher kannte ich viele Effekte schon, aber die Extreme E ist dann doch ein völlig anderes Ding!
Was denkst Du heute über das Debüt?
Fraser McConnell: Trotz des Ergebnisses habe ich die Strecke mit einem positiven Gefühl verlassen. Das DNF in Q1 hat uns einen Dämpfer verpasst und das Team ein Stück weit zurückgeworfen. Nichtsdestotrotz haben wir in Q2 einen anständigen Lauf hingelegt und uns reingehängt. Ich habe nicht viel Rennzeit bekommen, hatte aber trotzdem das Gefühl, dass wir eine absolut solide Leistung gezeigt haben. Wir haben uns auf der Rennstrecke wohlgefühlt. Insgesamt war ich mit meinem eigenen Tempo zufrieden. Man konnte sehen, dass ich auf dem richtigen Weg bin … und ich hatte das Gefühl, dass wir beide als Team sofort voll dabei waren. Mit mehr Fahrzeit hätten wir sicher noch viel mehr erreichen können, und das ist ein gutes Gefühl.
Aber man kann als Rennfahrer nie schnell genug sein, und es gibt immer Raum für Verbesserungen. Ich schaue immer noch zurück und analysiere, selbst jetzt … das mache ich immer. Die Rückschau ist definitiv eine gute Sache für einen Fahrer.
Was erhoffst Du Dir nun für 2023?
Fraser McConnell: Ich würde gerne in der Serie bleiben. Ich möchte regelmäßig an Wettbewerben teilnehmen und einen Platz bekommen … wir müssen abwarten, was passiert. Es war für mich ein bemerkenswertes Jahr! (SW)
Foto: Fraser McConnell Copyright Extreme E