Harry Unflath: „Die DTM ist eine top Plattform“.
Die DTM-Saison 2022 ist gefahren und René Rast hat zum Abschied einen guten dritten Rang belegt. Der dreimalige DTM-Champion verabschiedet sich mit starken Leistungen aus der DTM und auch von ABT Sportsline. Bei Harry Unflath, dem ABT Sportmarketing-Chef, könnte man sich solch einen Abschied nicht mehr vorstellen, zu lange ist der absolute DTM-Insider schon beim erfolgreichen Team aus Kempten.
Herr Unflath, wie fällt Ihre DTM-Bilanz mit GT3-Sportwagen aus?
Harry Unflath: Absolut gut! Ich finde es toll, was Gerhard Berger da gemacht hat. Die DTM ist eine top Plattform für Sponsoren, bei der wie früher wieder vor allem der Motorsport im Vordergrund steht. Es gab Zeiten, da hat man in der DTM nur riesige VIP-Zelte gesehen. Mir persönlich gefällt es so wieder deutlich besser. Es ist auch wieder viel einfacher, Partner für die DTM zu begeistern, weil sie nun wieder ein Teil des Teams sind und Motorsport wirklich hautnah erleben.
Von 2004 bis 2020 war ABT Sportsline in der DTM ein Audi-Werksteam. Wie groß war die Umstellung, nun wieder als Privatteam an den Start zu gehen?
Harry Unflath: Der größte Unterschied ist, dass ich die Partner nun wieder direkt ansprechen kann … ähnlich wie in den ersten Jahren unseres DTM-Engagements von 2000 bis 2003. Insofern war es ein kleiner Neuanfang, aber bereits gelernt.
Und wie ist die generelle Resonanz der Partner zur neuen DTM?
Harry Unflath: Sehr gut. Wir haben derzeit 17 Partner und alle wollen im nächsten Jahr wieder dabei sein. Ich kenne keinen, der sagt, dass ihm die DTM nicht gefällt. Wir kümmern uns sehr intensiv um unsere Partner, treffen uns alle zwei Monate zu Workshops, zuletzt zum Beispiel bei Fujitsu in München. Das Persönliche und auch das Familiäre sind uns sehr wichtig. Aber auch, dass sich die Partner kennenlernen und untereinander Geschäfte generieren. Da entstehen manchmal sogar ganz tolle Dinge, von denen wir gar nichts wissen. Und das ist gut so!
Sie haben gefühlt mehr Partner als die anderen Teams. Macht es Sie stolz?
Harry Unflath: Es sind nicht meine Partner, sondern allein die Partner von ABT Sportsline. Aber natürlich macht es einen stolz, wenn man über die Jahre die Logos so vieler renommierter Unternehmen auf die Wagen gebracht hat. Für mich sind die Partner der lebende Beweis dafür, wie wichtig es ist, mit den Menschen persönlich zu sprechen und nicht bloß nur ein Video oder eine Präsentation zu schicken.
Auch an den Rennwochenenden betreuen Sie die Partner sehr intensiv. Ist das einer der Schlüssel für den Erfolg innerhalb der Partnerschaft?
Harry Unflath: Man muss Partnerschaften mit Leben füllen, und das tun wir. An der Rennstrecke, aber auch, wenn unsere Partner bei uns in der Firma in Kempten sind oder ich bei ihnen. Das ist sehr zeitintensiv, zahlt sich aber aus. Wenn man viel gibt, bekommt man auch viel. Auch zu alten Partnern habe ich noch immer einen guten Draht. Wir vergessen nie, was sie mal für uns getan haben.
Sie haben in 22 Jahren DTM schon viele Fahrer erlebt. Wie schätzen Sie René Rast, Ricardo Feller und Kelvin van der Linde mit der großen Erfahrung ein?
Harry Unflath: Wir hatten schon viele tolle Fahrer im Team, aber die drei passen gut zusammen und sind diesbezüglich vorbildlich. Ich freue mich, dass wir drei Top-Fahrer haben, die sich respektieren und für das Team gut zusammenarbeiten.
In Bezug auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit steht der Motorsport derzeit etwas in der Kritik. Wie wichtig ist die zukünftige DTM Electric?
Harry Unflath: Mit Schaeffler arbeitet einer unserer langjährigen Partner bereits an der DTM Electric. Der Motorsport mit Elektroautos hat seine Berechtigung. Wir sind bereits seit 2014 in der Formel E am Start und inzwischen auch in der Extreme E. Ich glaube aber auch, dass der Otto- und der Dieselmotor noch lange nicht tot sind, sondern zum Beispiel in Kombination mit E-Fuels wichtig für den gesamten Kreislauf sind. Ich glaube nicht, dass es mit Strom allein funktionieren wird. Der elektrische Antrieb wird kommen, aber du kannst nicht die ganze Welt in gerade einmal zehn Jahren verändern. Das Auto hat 100 Jahre gebraucht. Es muss sauberer werden, aber wir können nicht von heute auf morgen alles umwerfen. (ABT/SW)