Marco Völler: „Das oberste Ziel ist, möglichst viele Spiele zu gewinnen“.
Rein sportlich waren die FRAPORT SKYLINERS nach der Saison 2021/22 aus der easyCredit BBL abgestiegen. Für Marco Völler, ehemaliger Spieler der Frankfurter, ein unschöner Einstand auf der Position des Sportmanagers. Doch der Manager ist zuversichtlich, dass der neue Coach „das Beste aus dem Potenzial der Mannschaft holt“. Und dank Wildcard, sind die FRAPORT SKYLINERS weiterhin erstklassig.
Herr Völler, zur vergangenen Saison wurde aus dem Spieler der Sportmanager bei den FRAPORT SKYLINERS. In welchen Bereichen hilft es Ihnen heute, in Ihrem neuen Job, selbst in der Bundesliga gespielt zu haben?
Marco Völler: Es hilft mir tatsächlich in vielen Bereichen. Vor allem das Verständnis für die Seite der Spieler ist natürlich eine große Hilfe. Wenn man diese Seite kennt und jetzt auf der anderen Seite sitzt, hilft das. Auch in den Konstellationen Spieler und Trainer, dem allgemeinen täglichen Business rund um Spieltage oder Training ist es nützlich, selber Spieler gewesen zu sein. Natürlich gibt es auch Dinge, die in meinem Job jetzt neu für mich sind oder waren. Dinge, die man als Spieler eben gar nicht mitbekommt, wie der ganze Verwaltungs- und Organisationsaufwand der hinter so einer Saison steckt.
Gab es anfangs auch Irritationen, als der ehemalige Spieler vorstellig wurde?
Marco Völler: Nein, das würde ich nicht sagen. Alle Spieler, die neu nach Frankfurt kamen, haben mich nur als Manager Sport kennengelernt. Da gibt es also gar keine Irritationen. Alle anderen, die mich noch als Spieler kennen gelernt haben, waren auch nicht irritiert. Im Gegenteil: Die meisten haben sich sogar sehr für mich gefreut, dass ich jetzt in so einer Position weitermachen kann.
Entlassungen sind nie schön. Aber wie ist es, wenn man einem ehemaligen Mitspieler mitteilen muss, dass seine Zeit am Main vorbei ist?
Marco Völler: Das kann ich noch gar nicht sagen, die Situation hatte ich noch nicht. Ich glaube aber, dass es sehr situationsabhängig ist. Wenn so etwas während der Saison passiert, ist es etwas anderes, als in der Offseason, in der dann Verträge oft auch auslaufen. Im Laufe einer Saison ist solch ein Gespräch bestimmt immer etwas unangenehmer. Im Sommer geschieht so etwas auch oft ohne direkte Gespräche, weil beiden Seiten klar ist, dass man nicht wieder zusammenkommt. Wenn dann doch Gespräche stattfinden, werden die tiefen Themen meistens auch viel eher mit den Agenten besprochen, als mit den Spielern selbst. Und das ist an sich überhaupt nichts Unangenehmes oder sogar Böses. Es ist einfach Teil des Geschäftes in dem wir uns alle befinden.
Sportlich betrachtet sind die FRAPORT SKYLINERS in Ihrer ersten Saison als Sportmanager abgestiegen. Wie oft wollten Sie letzte Saison wieder spielen?
Marco Völler: Das ist mir schon ziemlich oft durch den Kopf gegangen. Selbst jetzt in der Saisonvorbereitung passiert mir das noch das ein oder andere Mal. Und dass, obwohl es mir in meiner neuen Rolle sehr gut geht. Außer, dass ich nun ein wenig Übergewicht habe … aber Basketball spiele ich immer noch aktiv, nur nicht mehr in der Bundesliga, und es macht mir immer noch sehr viel Spaß. Und dann denkt man natürlich schon ab und an, dass man in dieser oder jener Szene einen Unterschied gemacht hätte oder dass man die Situation anders gelöst hätte. In der Realität wäre das vermutlich nicht mehr so, aber denken darf man.
Nach der vergangen Saison, samt sportlichem Abstieg, ist es dann nicht doch irgendwie merkwürdig, weiter in der Bundesliga zu spielen?
Marco Völler: Merkwürdig ist das überhaupt nicht. Durch den langen Sommer und die vielen Prozesse, die in Sachen Wildcard vorangegangen sind, hat sich ohnehin alles hingezogen und man hat sich sehr, sehr intensiv mit der gesamten Thematik auseinandergesetzt. Sportromantisch betrachtet ist es vielleicht etwas seltsam, dass man als sportlicher Absteiger trotzdem in der Liga bleibt. Aber schlussendlich ist es fast schon eine Systemfrage. Wie kann es sein, dass aus der 2. Liga nur ein Team bereit gewesen ist, hoch in die 1. Liga zu gehen und ganz viele andere Teams im Grunde gar nicht erst aufsteigen wollen? Wir müssten also ein System schaffen, in dem jedes Team, das sich sportlich qualifiziert, auch in der 1. Liga spielen kann. Am Ende kann man auch darüber nachdenken, eine geschlossene Liga zu machen, die ohne Auf- oder Abstieg auskommt, so wie es im Eishockey ganz lange der Fall war. Aber das geht über die eigentliche Frage hinaus und ist für mich ein Gedankenspiel, mit dem ich mich nicht weiter beschäftige, sondern meinen Fokus weiterhin voll auf die kommende Saison richte.
Mit Geert Hammink haben Sie einen neuen Cheftrainer für die Saison 2022/23 verpflichtet. Welche Spielphilosophie dürfen die Fans in der Zukunft erwarten?
Marco Völler: Wir wollen offensiv sehr schnell spielen, den Ball viel laufen lassen und ein sehr freies Spiel aufziehen. Defensiv wollen wir sehr aggressiv auftreten. Auch wenn wir in dem Bereich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht so viel an unserer Verteidigung gearbeitet haben, erkennt man schon sehr gut, dass wir viel Druck am Ball ausüben wollen. Aber noch stimmen die Rotationen nicht ganz, so dass es auch immer wieder mal etwas ungeordnet aussieht, was wir in unserer Defensive bisher gezeigt haben. Aber das wird auch noch besser werden!
Wie sehen die Saisonziele der FRAPORT SKYLINERS aus?
Marco Völler: Das oberste Ziel ist, möglichst viele Spiele in der nächsten Saison zu gewinnen. Wir schauen nur von Woche zu Woche und wollen das Beste aus dem Potenzial der Mannschaft holen. (TX)