Mattia Binotto, Günther Steiner und „Toto“ Wolff: „Es ist auch frustrierend“.
Auf Monaco folgt Aserbaidschan. Doch Stadtkurs ist nicht gleich Stadtkurs. Der Kurs in Baku ist 6,003 Kilometer lang und eine Mischung aus Monaco und aus Monza. Der Abschnitt in der winkligen Altstadt erinnert an die Straßen des Fürstentums, die langen Geraden und Bremszonen ähneln dem „Tempel of Speed“. In der virtuellen PK: Mattia Binotto (Ferrari), Günther Steiner (Haas) und „Toto“ Wolff (Mercedes).
Günther, nach einem starken Start in die Saison stagniertes es bei Haas. Habt Ihr das Gefühl, hier wieder Fortschritte machen zu können?
Günther Steiner: Das wird eine kurze Antwort sein, denn gestern haben wir keine gemacht. Die Jungs haben über Nacht gearbeitet, um wieder dahin zu kommen, wo wir sein wollen. Aber ich bin mir nicht sicher ob es funktioniert hat.
Was gibt es denn für Probleme seit ein paar Rennen?
Günther Steiner: Ich kann mich nicht mehr an alle erinnern. Denn wir hatten so viele. Ehrlich gesagt … Ich möchte sie hier nicht alle aufzählen. In Spanien haben wir gute Fortschritte gemacht und der Wagen war konkurrenzfähig. Aber wir konnten nicht in die Punkte fahren. Denn wir haben Fehler gemacht, entweder im Qualifying oder im Rennen. Die letzten Rennen waren ziemlich enttäuschend. Aber ich denke, der Wagen war in den letzten Rennen gut, um in die Punkte zu kommen. Wie ich schon sagte, ist es für alle frustrierend. Wir müssen einfach den Kopf oben behalten und weiter hart daran arbeiten. Denn wir wissen, wir haben einen guten Wagen.
Für wann planen Sie mit neuen Updates für den Boliden?
Günther Steiner: Wir werden definitiv einige Upgrades bringen. Wir arbeiten noch an einigen Dingen, um ein starkes Paket zu schnüren. Nicht nur ein paar Upgrades … hoffentlich können wir im nächsten Rennen die Antwort geben.
„Toto“, wie läuft es für Mercedes in Aserbaidschan?
„Toto“ Wolff: Es ist, wie Günther schon sagte, auf der einen Rennstrecke ist man ein bisschen besser, auf der anderen schlechter. Ich denke, wir sind da, wo wir sind, eine realistische Einschätzung: Wir sind Dritter auf der Straße. Manchmal sind wir ein bisschen näher an Ferrari und Red Bulls dran, manchmal fallen wir ein bisschen zurück und manchmal werden wir von dem guten Mittelfeld herausgefordert. Und so ist es im Moment, und wir müssen uns da herausarbeiten … das ist Wissenschaft, Physik und keine Mystik. Und dies kann manchmal eben seine Zeit brauchen.
Frustriert Sie dieser Abfall seit dem Rennen in Spanien?
„Toto“ Wolff: Ich denke, es ist eine normale Konsequenz, wenn man über so viele Jahre erfolgreich war, dass man sich plötzlich in einem solchen Tief wiederfindet, und man macht seine normale Arbeit, die in der Vergangenheit erfolgreich war, aber sie bringt einfach nicht die Ergebnisse,. Es ist klar, dass sich manchmal ein Gefühl der Frustration einschleicht. Aber wir sind da ehrlich. Es gibt einiges, worauf wir uns freuen können, und wir wissen, dass der Wagen über eine gewisse Leistung verfügt. Wir waren nur noch nicht in der Lage, diese so richtig freizusetzen.
Die „silly season“ hat scheinbar schon begonnen. Red Bull hat seine Paarung bestätigt. Bei Ferrari ist schon länger alles klar. Bei Lewis Hamilton läuft der Vertrag 2023 aus. Sie wollten diesmal nicht wieder so lange warten wie beim letzten Mal. Wie ist der Stand der Dinge in dem Fall?
„Toto“ Wolff: Reden wir jetzt über Verträge bis 2024? Im Juni 2022 … wir sind mit Lewis sehr zufrieden. Es besteht kein Zweifel daran, dass wir diese und die nächste Saison in einer guten Ausgangsposition beginnen. Aber es ist zu früh, um über 2024 zu sprechen. Ich könnte mir jedoch keine bessere Fahrerpaarung wünschen.
Mattia, es wirkt, als kämpfe Ferrari diesmal extrem stark mit dem Porpoising. In einigen Passagen wackeln die Köpfe der Piloten wie beim Wackeldackel. Wirkt es nur so, oder hat Ferrari in Baku das Problem?
Mattia Binotto: Wir haben es. Ich denke, das ist der Tatsache geschuldet, dass wir immer weicher werden, immer tiefer und tiefer. Und es ist schön zu sehen, dass der Wagen sich das leisten kann, ohne zu viel Leistung dabei zu verlieren, sowohl auf den Geraden als auch in den Kurven. Ich denke, dass das neueste Paket, welches in Spanien eingeführt wurde, im Vergleich zu früher ein Schritt nach vorne ist, was auch das Verhalten angeht. Wir sind auch zukünftig auf der Suche nach weiteren Verbesserungen. Und heute hüpfen wir zwar, aber wir sind schnell.
Muss man mit diesem Problem nun einfach leben?
Mattia Binotto: Ich glaube also nicht, dass die Formel 1 die unbequemsten Wagen im gesamten Motorsport hat. Und ich denke, dass es eine Herausforderung für die Piloten ist, kein Zweifel. Aber ich denke trotzdem, dass die Wagen doch noch recht komfortabel zu fahren sind. Es ist eine Herausforderung, es ist auch eine technische Herausforderung. Ich denke, wir haben bereits Fortschritte gemacht, und ich denke, dass wir in Zukunft noch mehr Fortschritte machen können. Es ist also sicherlich zu früh, um das zu beurteilen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir mittel- bis langfristig eine Lösung finden werden. Es ist eine Herausforderung. Wie alle anderen auch. Ich denke also, wir müssen sie annehmen. Es ist sicherlich etwas, dass wir alle besser verstehen müssen, um es zu verbessern … aber ich bin bereit das zu tun.
Es gibt die Diskussion übers Budget, auch bei Ihnen?
Mattia Binotto: Ein heikles Thema, und ich bin mir nicht sicher, ob es eine Lösung geben wird. Es ist nicht nur heikel, sondern meiner Meinung nach aktuell nicht mal dringend … wir müssen uns Zeit nehmen, darüber nachdenken, und zwar nicht als dringende Angelegenheit. Denn dringender sind andere Punkte.(FIA/SW)