Wayne Griffiths: „Die Ausrichtung auf Sportlichkeit und Motorsport ist sehr wichtig“.
Seit etwa zweieinhalb Jahren ist Cupra als Seat-Tochter eine eigenständige Marke. Seither haben sich die Verkaufszahlen vor allem in Deutschland enorm entwickelt. Worauf lässt sich der Erfolg der neuen Marke zurückführen? Was war anders bei Seat als beispielsweise bei Toyota oder Nissan, bei welchen dieser Durchbruch mit Lexus und Infiniti nicht geschafft wurde? Oder zumindest man noch abwartet!
Herr Griffiths, die Gründung der Marke Cupra liegt jetzt gut zweieinhalb Jahre zurück. Was war der Grund für diesen Schritt?
Wayne Griffiths: Wir haben ja mit dem Cupra Ateca angefangen. Das Auto hat mir deutlich das große Potential für die neue Marke aufgezeigt. In dem Segment haben wir damit ein konkurrenzloses Angebot. Zwischen dem Massensegment sowie den klassischen Premiumfahrzeugen war noch Platz. Uns war aber auch klar, dass die Marke authentisch sein und klare Ziele haben musste. Deshalb war die Ausrichtung auf Sportlichkeit und Motorsport sehr wichtig. Und das alles auch im Hinblick auf Elektrifizierung, denn schon damals war zu erkennen, dass die Automobilindustrie vor einem großen Wandel steht. Gleichwohl aber spielte und spielt bis heute das Thema Design eine ganz, ganz große Rolle. Dabei spiegeln unsere Fahrzeuge das Lebensgefühl aus Barcelona wider. Ich bin davon überzeugt, dass Cupra und auch Seat von der Stadt inspiriert sind, das nehmen uns die Kunden ab.
Wie wichtig war es, dass Cupra zuvor als sportliche Ausstattungsvariante von Seat ein eingeführter Begriff war?
Wayne Griffiths: Sicher war es gut, dass die Kunden mit der Bezeichnung Cupra schon ein sehr hohes Maß an Sportlichkeit der Seat-Modelle in Verbindung gebracht haben. Das hat uns vermutlich ein wenig geholfen. Die Fahrzeuge sind inzwischen jedoch in der Positionierung und Kundenansprache unterschiedlich. Mit den ersten Fahrzeugen, die unter dem Markennamen Cupra auf den Markt kamen, ist unser Umsatz geradezu explosionsartig gewachsen. Allein beim Ateca liegt der Cupra-Anteil bei sage und schreibe 30 Prozent. Der Sprung bei diesem Fahrzeug auf den Verbrenner mit 300 PS war deshalb aufgrund der sportlichen Geschichte, auch im Rennsport, die mit Cupra in Verbindung gebracht wird, logisch und wird von den Kunden so verstanden. Seat ist eine Marke für junge Leute, bietet den Einstieg in den VW-Konzern und hat Eroberungspotential. Cupra ist gedacht für Interessenten, die schon Geld ausgeben wollen, um sich vom Massensegment abzusetzen, aber nicht unbedingt auf Premiumfahrzeuge fixiert sind.
Mit Lexus und Infiniti haben Toyota und Nissan versucht, neue Marken in Deutschland und Europa zu etablieren. Infiniti ist komplett gescheitert, Lexus tut sich auch nach 25 Jahren noch schwer. Was hat Seat mit Cupra anders gemacht? Konnte man aus Fehlern der Konkurrenz lernen?
Wayne Griffiths: Es ist wichtig, die richtige Technologie für die jeweilige Zeit und eine sehr klar ausgerichtete Zielsetzung zu haben. Außerdem muss der Unterschied zur Muttermarke deutlich erkennbar sein. Und der Handel spielt eine entscheidende Rolle. Da haben wir beispielsweise vom Wettbewerb gelernt: Nicht allein nur schöne Showrooms sind wichtig. Hochwertiger Service ist eine gewichtige Komponente, um Kunden zu begeistern. Das wollen wir mit dem Cupra Master ebenfalls erreichen. Diese Position soll durchgehende Kundenbetreuung garantieren, Ansprechpartner für alle Probleme.
Waren BMW und Mercedes mit ihren sportlichen Ablegern M und AMG eher positive Beispiele?
Wayne Griffiths: Die beiden sind Sub-Marken, die auf starken Hauptmarken eine entsprechende Differenzierung umgesetzt haben. Unsere Vorgehensweise ist aber eigenständig im Auftritt, und Markenauftrag, dass wir mit Cupra keine Sub-Marke haben. Wir sind eine Company mit zwei Brands.
Deutschland ist für Seat und für Cupra der wichtigste Markt. Dass die erste Cupra Garage europaweit in Hamburg eröffnet wurde, unterstreicht das …
Wayne Griffiths: Die Eröffnung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, Cupra zu einer globalen Größe zu machen. Wir werden das Konzept mit Beton-Optik sowie kupferfarbenen Gestaltungselementen, die sich nicht nur an der Wand, sondern in den Möbeln und unter der Decke wiederfinden, auch in anderen deutschen Städten umsetzen. Die Cupra Garage unterscheidet sich vom herkömmlichen Autohaus. Klar gibt es eine Werkstatt und auch Fahrzeuge sind ausgestellt. In einem zusätzlichen VR-Raum erleben Kunden Details künftiger Cupra-Modelle über diese realitätsnahe Präsentationstechnik. Aber es gibt außerdem auch eine Fläche für den Verkauf von Motorsport- und Lifestyle-Artikeln im Cupra-Design.
Wie reagieren überhaupt die Händler auf Cupra?
Wayne Griffiths: Das Feedback aus dem Handel ist sehr gut, unseren Partnern macht die Entwicklung spürbar Spaß. Cupra kommt gut an, ist als Zusatzwert bereits anerkannt. Die Händler drängen aber darauf, dass die Digitalisierung vorangetrieben werden muss. Das ist für uns eine große Herausforderung. Kunden, die schon im Showroom sind, online abzuholen, ihnen digital Möglichkeiten für ihr Fahrzeuge zu zeigen, das ist eine der Aufgaben für die nahe Zukunft.
Apropos Zukunft: Wie sieht die für Cupra aus?
Wayne Griffiths: Der Cupra Ateca kommt nach der Modellpflege jetzt wieder in den Handel. Der Cupra Formentor wird ebenfalls noch in diesem Jahr eingeführt. Dann folgen der Cupra Leon und der Cupra Leon Sportstourer mit einem auf Performance ausgelegten Plug-in-Hybrid-Antrieb. Nur wenig später stellen wir den rein elektrisch angetriebenen Cupra el-Born vorn. Zudem kämpfen wir auch dafür, dass der Cupra Tavascan umgesetzt wird. (ampnet/SW)
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