Travis Pastrana: „Mein Talent ist, Risiken zu kalkulieren“.
Travis Pastrana wurde mit 14 Jahren erstmals Freestyle-Weltmeister im Motocross, in den mittlerweile folgenden 26 Jahren kamen weitere Pokale und Rekorde hinzu. Der 40-jährige aus Maryland kann eigentlich mehr oder weniger alles mir Rädern am Limit bewegen, wie die TV-Sendung „Nitro Circus“ eindrucksvoll belegt. Um in Form zu bleiben, hat Travis Pastrana in seiner Heimat „Pastranaland“ ins Leben gerufen.
Travis, Du hast einen umfangreichen Lebenslauf vorzuweisen. Wie definierst Du Dich eigentlich als Motorsportler selbst?
Travis Pastrana: Zweifelsohne bin ich sehr vielseitig unterwegs. Motocross war es, was ich machen wollte, aber mein Vater und mein Onkel waren eher mit vier Rädern unterwegs. Also kam ich schon früh, etwa mit drei Jahren, mit vielen motorisierten Dingen in Berührung. Später bauten wir uns Schanzen oder fuhren einfach mit Go-Karts durch den Laden. Ich wollte also einfach alles ausprobieren.
Du bist ein wahrhaftiger Tausendsassa …
Travis Pastrana: Mein Onkel war Quarterback bei den Denver Broncos, aber als er sich verletzte, ging er in die Baubranche. Mein Vater sagte, er sei der beste Sportler unserer Stadt und unseres Bundesstaates gewesen, habe aber nicht genug daraus gemacht … also sollte man an jedem Tag, an dem man etwas macht, sicherstellen, dass man es liebt. Mit dieser Mentalität ist es großartig, denn ich habe nie etwas wegen des Geldes getan, sondern weil ich es liebe.
Wofür möchtest Du eines Tages, also wenn das Ende Deiner Karriere kommt, bei den Menschen in Erinnerung bleiben?
Travis Pastrana: Ich hoffe, dass ich als der Typ in Erinnerung bleibe, von dem die Leute denken, dass er alles gegeben hat und es immer gebracht hat. Er hat Spaß gemacht … ich habe gezeigt, dass ich an einem wirklich guten Tag die Besten der Welt schlagen kann. Aber ich bin eben nicht Sebastien Loeb oder einer der Typen aus der Formel 1. Es macht viel Spaß, ich lebe eben mein Leben.
Um diesen Spaß rund um die Uhr ausleben zu können, hast Du „Pastranaland“ gebaut. Was war Deine Inspiration dazu?
Travis Pastrana: Als ich aufwuchs, gab es „Cooperland“. Genau das, was sich Guy Cooper mit „Cooperland“ geschaffen hat, wollte ich mir mit „Pastranaland“ schaffen. Einen Spielplatz für meine Freunde und mich. Wahrscheinlich bin ich niemals richtig erwachsenen geworden … es passt einfach zu mir.
Wird „Pastranaland“ jemals fertig sein?
Travis Pastrana: Puh … ich hoffe nicht! Es ändert sich ständig dadurch, weil wir etwas anderes brauchen. Und wir bauen einfach, was wir brauchen. Es hilft natürlich ein wenig, dass mein Vater im Baugewerbe tätig ist. Eigentlich sind wir nur ein paar Hinterwäldler in meinem Hinterhof. Es gibt also keine Planungen.
Welche Bedeutung hat Angst für Dich?
Travis Pastrana: Was die Angst angeht, so glaube ich, dass ich besser darin bin, Risiken zu kalkulieren … mein eigentliches Talent. Aber heute ist ohnehin alles viel sicherer. In der NASCAR hat niemand mehr Angst in die Mauer zu fahren. Oder die Formel 1: In den 1970er Jahren standen 20 Piloten in der Startaufstellung, am Ende der Saison waren es nur noch 18. Das ist so vorbei.
Die Liste der Stunts, die Du schon gemacht hast, ist ziemlich beeindruckend … von Sprüngen über den Grand Canyon bis hin zur Themse. Hast Du einen Favoriten unter den ganzen Manövern?
Travis Pastrana: Das Beste am Sprung über die Themse war, dass es einer der gefährlicheren Stunts war, aber es sah nicht so beängstigend aus. Wenn es klappt, sagen alle: „Das war einfach“ … aber das Wichtigste ist, dass es cool ist, wenn man etwas macht, mit dem Leute am Ende etwas anfangen können.
Deine Frau hat selbst auch schon bei den X-Games gewonnen. Sorgt dies für einen kompetitiven Haushalt bei Euch?
Travis Pastrana: Sehr wettbewerbsorientiert … Gott sei Dank überschneiden sich unsere Sportarten nicht. Wir sind bei allem, was wir tun, wettbewerbsorientiert. Lyn-Z wollte eigentlich bei Olympia starten, als es mit dem Skateboarden losging, sie war immerhin Weltmeisterin, worauf ich sehr stolz bin. Aber sie genießt es, Mutter zu sein, war sogar einmal auf dem Podium traurig, weil sie zwei Wochen mit den Kindern verpasst hatte. Ich bin nur froh, dass jemand in unserer Familie erwachsen geworden ist. Sie macht das alles ganz, ganz toll!
Nimmt das Risiko als Eltern generell ab?
Travis Pastrana: Nein, schließlich möchte ich, dass unsere Kinder sehen, wie hart ihre Eltern arbeiten und dass sie etwas tun, was sie gerne tun. Viele Freunde gehen zur Arbeit, bevor ihre Kinder aufstehen, und kommen nach Hause, wenn es schon dunkel ist. Ich bin in der glücklichen Lage, freier zu sein. Ich bin viel unterwegs, aber wenn ich zu Hause bin, bin ich bei den Kindern. Ich zeige ihnen meine Leidenschaft für meine Arbeit und für meine Projekte. Ich hoffe, dass sie daraus lernen, dass man alles machen kann, aber dass man daran hart arbeiten muss. (Red Bull/SW)