Toyoharu Tanabe und Franz Tost: „Es bedeutet den Ausstieg aus der Formel 1“.
Für die Formel 1 endet an diesem Sonntag ein intensives Triple. Erst der Grand Prix von Frankreich, eine Woche später der Grand Prix der Steiermark auf dem Red Bull Ring und an diesem Wochenende der Grand Prix von Österreich, wieder auf dem Red Bull Ring bei Spielberg. Auf der virtuellen PK vor Qualifyingund Rennen stehen diesmal Toyoharu Tanabe (Honda)und Franz Tost (AlphaTauri) Rede und Antwort.
Franz, können wir noch einmal auf den letzten Sonntag zurückkommen? Wie war Ihre Reaktion auf Pierres Zusammenstoß mit Charles und wie überrascht waren Sie, dass die Stewards nicht hingeschaut haben?
Franz Tost: Zunächst einmal ist es immer ein sehr großer Schock, wenn ein Wagen nach ein paar hundert Metern wegen eines Crashs mehr oder weniger aus einem Rennen ist. Pierre kam rein, aber der hintere linke Reifen war so zerstört, dass auch die Aufhängung brach und wir ihn nicht mehr rausschicken konnten. Es war also ein Schock, denn wir waren sehr konkurrenzfähig und ich denke, er hätte leicht auf P5 oder P6 landen können. Aber so ist der Rennsport. So etwas kann passieren, und Charles hat es nicht absichtlich getan, denn er hat dabei seinen Frontflügel zerstört und musste an die Box kommen. Deshalb war es für mich nach dem Rennen vorbei.
Sie sagen, der Bolide war am vergangenen Wochenende konkurrenzfähig, also lassen Sie uns den positiven Aspekt betrachten. Warum ist Ihr Bolide so stark, besonders auf dem Red Bull Ring? Und gibt es etwas, das Sie tun können, um den Boliden im Rennen noch konkurrenzfähiger zu machen als im Qualifying?
Franz Tost: Ja, letzte Woche haben wir im Qualifying in Kurve 3 viel Zeit verloren, ich hoffe, dass die Ingenieure dort etwas gefunden haben, um das Verhalten beim Beschleunigen zu verbessern. Auch in Kurve 4 waren wir nicht so gut. Aber es sah im Training recht positiv aus. Und was das Rennen angeht, so hoffe ich, dass uns die niedrigeren Temperaturen helfen werden, denn die Rennpace entsprach nicht der Pace im Qualifyingund wir waren im Rennen zu langsam. Die Ingenieure haben analysiert, was zu tun ist, und ich denke, dass siedafür eine gute Lösung gefunden haben, deshalb bin ich für das Qualifying und das Rennen recht optimistisch.
Ein Blick auf Yuki. Am Sonntag in den Punkten undim Training dabei. Haben Sie in den letzten Rennen eine Veränderung gesehen?
Franz Tost: Nun, Yuki ist ein Rookie … und ich glaube, für diese jungen Fahrer ist es wirklich schwierig, in die Formel 1 zu kommen, weil sie auf jeder Rennstrecke an jedem Rennwochenende zum ersten Mal ihr Qualifyingdort bestreiten. Natürlich, sie sind FP1, FP2 und FP3 gefahren, sie müssen wissen, wo es lang geht … aber zum Beispiel nimmt der Wind zu, kommt aus einer anderen Richtung oder die Strecke ist heißer oder kälter, so viele Dinge ändern sich. Wenn ich mich an den Unfall in Paul Ricard zurückerinnere, als Yuki crashte, hatten wir im FP3 einige Probleme mit dem Untersteuern und wir entschieden uns, mehr Frontflügel zu geben, um die Arbeit an der Vorderradaufhängung zu erledigen. Er kam in diese Kurve, lenkte ein, und dann reagierte der Wagen etwas mehr als er erwartet hatte, kam über die Randsteine und es gab dazu eine Änderung bei der Windrichtung … und er crashte. Das kann man jungen Fahrer nicht beibringen, er muss in jedem Qualifying lernen, was auf dieser Strecke zu tun ist und deshalb ist Erfahrung so wichtig. Yuki verbessert sich wirklich, der gesamte Prozess geht in die richtige Richtung. Er hat seine Herangehensweise nicht geändert. Er hatte bereits einen guten Ansatz. Aber so, wie es jetzt ist, hat er viel mehr Zeit mit den Ingenieuren, weil er in Faenza lebt. Jeden Tag verbringt er Stunden mit den Ingenieuren. Das hilft ihm, den Wagen eher von der mechanischen Seite zu verstehen, von der aerodynamischen Seite, oder wie man die Power Unit einsetzt. Die Power Unit gibt dir nicht nur die Kraft, sie hilft auch beim Bremsen, mit dem MGUK und so weiter und so fort. Das muss der junge Fahrer lernen. Aber es ist nicht nur für eine Strecke immer das Gleiche. Jede Strecke auf eine andere Art und Weise, wie er die Power Unit einsetzen kann. Und es gibt verschiedene Kurven und man kann nicht erwarten, dass ein Rookie von Anfang an alles weiß. Deshalb sage ich immer, dass ein junger Fahrer drei Jahre braucht, um diese komplizierte Formel 1 zu verstehen, denn die Formel 1 ist viel komplizierter geworden, als sie es Jahre zuvor war. Ich bin sehr glücklich mit Yuki. Er zeigt einen fantastischen Speed und er verbessert sich von Tag zu Tag, von Session zu Session. Ich bin optimistisch, dass wir eine sehr gute zweite Saisonhälfte sehen werden und Yuki erfolgreich sein wird.
Tanabe-san, Sie haben die letzten vier Rennen mit Red Bull Racing gewonnen. Wie groß ist der Glaube bei Honda, dass man den WM-Titel gewinnen könne?
Toyoharu Tanabe: Eigentlich haben wir erst ein Drittel der Rennen in dieser Saison beendet und dann ist dieses Ergebnis nicht allzu schlecht, aber wir wissen, wie stark Mercedes ist und sie werden in Zukunft sicher mit einem starken Boliden samt Motor zurückkommen. Um unsere Leistung aber weiter zu verbessern, arbeiten die Honda Sakura Mitglieder und die Milton Keynes Mitglieder zusammen sehr hart daran, die Leistung auf der Strecke zu verbessern.
Es gab sehr viele Spekulationen über die Leistung des Aggregats, das Honda beim Grand Prix von Frankreich eingeführt hat, einige Leute sprachen von bis zu 15 Bremspferdestärken mehr. Ist dies wirklich die Wahrheit?
Toyoharu Tanabe: Ich würde mich sehr freuen, wenn es wahr wäre, es ist jedoch nicht wahr. Nach dem aktuellen Reglement ist es nicht erlaubt, ein Leistungsupdate während der Saison zu verwenden … daher ist unsere zweite PU in Bezug auf die Spezifikation und Leistung die gleiche wie die erste PU.
Sie haben dieses Jahr so viel Erfolg. Bedauern Sie es, dass Honda am Ende der Saison aufhört, oder könnte sich diese Entscheidung doch noch ändern?
Toyoharu Tanabe: Persönlich ja, aber unabhängig vom Ergebnis dieser WM, denke ich, dass sich die Entscheidung von Honda nicht von ihrer vorherigen ändern wird. Es bedeutet den Ausstieg aus der Formel 1. (FIA/SW)
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