Timur Oruz: „Die European Championships waren ein sehr guter Ansatz“.
Zum 50. Mal jährte sich die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 1972. Um diesen Meilenstein zu würdigen, kamen sehr viele Athletinnen und Athleten bei der MixedZone in Köln zusammen. Auch Hockeyspieler Timur Oruz. Dabei wurde unter anderem auf 1972 zurückgeblickt sowie über die Chancen und die Vorbehalte einer erneuten Bewerbung für Olympische Spiele in Deutschland heftig diskutiert.
Timur, wie hat Dir die Veranstaltung hier gefallen?
Timur Oruz: Die Veranstaltung war, glaube ich, sehr wichtig. Ich fand es sehr, sehr informativ, man hat viele verschiedene Stimmen gehört. Ich glaube, der Austausch zwischen den Medien, Sportlerinnen und Sportlern, ehemaligen Sportlerinnen und Sportlern sowie den Sponsoren ist elementar wichtig, wenn man wirklich noch mal diese Idee hat, sich um Olympischen Spiel zu bewerben. Daher hoffe ich, dass viel von der Veranstaltung mitgenommen wird und es positive Auswirkungen hat.
Wie hast Du vor kurzem die European Championships erlebt?
Timur Oruz: Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich es einmal geschafft habe an nur einem Tag für knapp sieben Stunden am Fernseher zu hängen … es ist aber geschehen, weil ich so begeistert war und mich einfach so gefreut habe, dass das Thema Vielfalt im Fernsehen und generell den Medien deutlich präsenter war. Dass einmal andere Sportarten gab und dazu auch noch auf höchstem Niveau. Wenn es meine Zeit erlaubt hätte, wäre ich gerne nach München gefahren, weil ich denke, es war etwas ganz Besonderes. Trotzdem bin total froh, dass endlich wieder einmal so etwas in Deutschland stattgefunden hat. Ich glaube, die ganzen Stimmen und auch das gesamte Ereignis haben für sich gesprochen.
Wäre Hockey denn auch gerne dabei gewesen?
Timur Oruz: Auf jeden Fall, es war zumindest ein großes Thema bei uns innerhalb der Mannschaft. Aber natürlich müssten erst einmal die Kalender mit Bundesliga, Nationalmannschaft oder internationalen Spielen abgeglichen beziehungsweise am Ende angepasst werden. Wenn es nach mir ginge, dann sollte es Zeitnah passieren, damit auch wir in der Zukunft an so etwas partizipieren könnten. Jede Sportart und damit am Ende auch wieder das Thema Vielfalt profitiert schließlich davon.
Bist Du für oder gegen Olympia wieder mal in Deutschland?
Timur Oruz: Olympia in Deutschland? Ja, auf jeden Fall … definitiv! Sogar doppelt und dreifach unterstrichen. Ich fände es richtig gut!
Welche Rahmenbedingungen müsste es geben?
Timur Oruz: Eine gute Frage, die nicht leicht zu beantworten ist, weil das Thema in sich so komplex ist. Die Politik und der DOSB haben sich dazu entschieden, mittels Befragung die Bevölkerung in den Prozess einzubinden, was auch absolut richtig ist. Ich glaube aber, aktuell hätten wir keine Chance bei der Mehrheit, weil einfach auch die Vielfalt des Sports in der Bevölkerung nicht wiedergespiegelt ist. Wir hatten auch hier das einfache Beispiel: Die heutigen Kinder sind Fans von Fußballern, aber nicht mehr von Sportlerinnen und Sportlern aus dem Hockey, Beachvolleyball und, und, und … weil Randsportarten eigentlich kaum noch präsent sind. Weder im Fernsehen noch generell in der Presse. Dadurch gibt es auch nicht mehr die Möglichkeit, dass der Nachwuchs wirklich Fan einer solchen Sportlerin oder eines solchen Sportlers werden kann, sich folglich auch nicht in diese Sportarten verlieben kann. Daher ist, denke ich, sehr viel Arbeit notwendig … München und die European Championships waren ein sehr guter Ansatz. Aber da wurde die Bevölkerung beispielsweise nicht zu befragt und ich glaube, die Bevölkerung bereut es auch gar nicht. Letztendlich hoffe ich, dass man eines Tages ein positives Votum für Olympia bekommen wird. (SID/TX)