Stoffel Vandoorne: „Es gibt immer Wege, um sich zu verbessern“.
Zum ersten Mal seit Februar 2020 kehrt die ABB FIA Formel E Weltmeisterschaft am Wochenende in die Höhenluft der mexikanischen Hauptstadt zurück. Im Vorjahr wurde im rund 100 Kilometer östlich von Mexiko-Stadt gelegenen Puebla gefahren, da das Autodromo Hermanos Rodriguez während dieses Zeitraums als Hospital für Patienten mit COVID-19 genutzt wurde. Nun also die Rückkehr in die Höhe.
Stoffel, Du hast in der vergangenen Saison die meisten Poles eingefahren. Wie schwierig ist es, für diese eine Runde alles perfekt hinzubekommen?
Stoffel Vandoorne: Es ist definitiv nicht ganz einfach. Das Qualifying in der Formel E besteht aus nur einer Runde, was den Fahrer zusätzlich unter Druck setzt, um die Leistung abzuliefern. Denn man hat nur diesen einen Versuch. Aber ich mag das, mir gefällt dieser Druck, das Adrenalin, das dadurch freigesetzt wird. Es ist für mich entscheidend, eine Runde perfekt zusammenzubekommen, da wir auf der Out-Lap oft sehr langsam fahren müssen. Dadurch bekommt man aber kein Gefühl für den Grip, der uns in der ersten Kurve erwartet. Deshalb basiert die Herangehensweise an die erste Kurve oft auf einer Vermutung. Wo muss ich bremsen? Wie viel Grip gibt es? Und: Wie schnell kann ich in die Kurve hineinfahren? Sobald man diesen Referenzpunkt hat, wird der Rest der Runde ein etwas einfacher, aber es herrscht immer noch sehr viel Druck.
In dieser Saison gibt es ein neues Qualifying-Format mit mehreren Head-to-Head-Duellen. Setzt das die Fahrer mental stärker unter Druck? Freust Du Dich auf diese zusätzliche Herausforderung?
Stoffel Vandoorne: Auf jeden Fall. Ich bin mir aber noch nicht ganz sicher, ob die Kopf-an-Kopf-Duelle wirklich etwas verändern. Ich glaube nämlich nicht, dass wir darüber viel nachdenken werden, wenn wir im Auto sitzen. Wir werden uns primär darauf konzentrieren, das Beste aus unserem Auto herauszuholen. Das wird der Schlüssel sein. Zuvor gibt es die Gruppenphase, in der sich die Herangehensweise ein bisschen unterscheiden wird, weil wir mehrere fliegende Runden fahren können. Dadurch wird das Feld hoffentlich ausgeglichener, bevor es dann in die Kopf-an-Kopf-Duelle geht. Das wird interessant und ich glaube, dass das Format viel Spaß machen wird, besonders wenn man bis zum Finale dabei ist, um die Pole kämpft.
Eine weitere große Herausforderung ist auch das Energie-Management. Wie viel anspruchsvoller wird das Fahren nun durch die neuen Regeln?
Stoffel Vandoorne: Ehrlich gesagt bin ich mir nicht so sicher, ob es einen großen Einfluss auf das Racing haben wird. Die Verlängerung des Rennens ist wohl für die Zuschauer logischer und einfacher zu verstehen, als die zur Verfügung stehende Energie zu verringern. Wenn wir also Zeit hinter dem Safety Car verbringen, fahren wir hinterher ein längeres Rennen. Ich finde, das ist eine gute Erklärung. Wenn das Rennen unterbrochen wird, fahren wir länger … das macht mehr Sinn als das, was wir letztes Jahr hatten. Die zusätzliche Leistung wird es wohl ein bisschen kniffliger machen, besonders im Hinblick auf das Energie- und Reifenmanagement. Nur das Management der Hinterreifen wird viel, viel schwieriger ausfallen. Deshalb müssen wir wahrscheinlich ein bisschen sanfter mit den Reifen umgehen. Gleiches gilt für die Energie, von der wir etwas mehr verlieren werden. Ich denke, wir müssen über das Rennen nun präziser fahren.
Es ist Deine dritte Saison mit dem Team, wie sehr hilft die Kontinuität Dir und den Ingenieuren bei der Zusammenarbeit?
Stoffel Vandoorne: Kontinuität ist in der Formel E immer eine gute Sache, da die Abstände zwischen den Fahrern und Teams sehr gering sind. Deshalb ist es sehr wichtig, ein gutes Verhältnis zur Crew aufzubauen. Du musst dein Gegenüber richtig verstehen lernen. Was brauchst du vom Auto, um es zu verbessern und Leistung zu bringen? Diese Dinge sind sehr hilfreich. Mich erwartet in diesem Jahr in dieser Hinsicht eine zusätzliche Herausforderung, da ich mit einem anderen Renningenieur zusammenarbeiten werde. Daran müssen wir uns beide wohl erst gewöhnen und aufeinander einstellen. Er muss lernen, was meine Kommentare bedeuten, wie ich das Auto beschreibe und umgekehrt. Aber er besitzt viel Erfahrung in der Formel E und ich bin sicher, dass wir diesen Prozess schnell durchlaufen werden. Ich freue mich darauf zu sehen, wie sich unsere ganze Beziehung ab sofort entwickeln wird.
Wie werden neue Reizpunkte gesetzt, um sich weiter zu verbessern?
Stoffel Vandoorne: Es gibt immer Wege, um sich zu verbessern. Das Reglement bleibt stabil, aber als Team suchen wir immer nach Verbesserungsmöglichkeiten. Egal, ob diese von den Fahrern oder dem Team stammen. Wir diskutieren oft neue Ideen miteinander, ob sie vernünftig sind, ob wir zu viel Zeit damit verschwenden oder ob sie am Ende bessere Rundenzeiten bringen. Ja oder nein? Schlussendlich geht es ganz genau darum. Wir möchten, dass die Ideen bessere Rundenzeiten ermöglichen. Das ist am wichtigsten für uns. In diesem Jahr kommt für uns wie gesagt die zusätzliche Herausforderung hinzu, dass wir nach Brackley umziehen. Dadurch gibt es einige Neuerungen. (Daimler/SW)
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