Stéphane Peterhansel: „Ich will den Sport immer wieder aufs Neue entdecken“.
Stéphane Peterhansel wird in der Regel einfach „Mr. Dakar“ genannt. Kein großes Wunder, hat der Franzose doch erstmals 1988 an der Rallye Dakar teilgenommen und ist mit 14 Siegen einsamer Rekordhalter bei der berühmtesten Wüstenrallye. Vor seinem 34. Start bei dem legendären Offroad-Klassiker und seinem ersten mit der deutschen Marke Audi gibt der Franzose einen Einblick in die Vorbereitungen.
Audi ist eine Marke mit einer großen Motorsport-Tradition. Was bedeutet es für Sie, erstmals für Audi die Rallye Dakar zu fahren?
Stéphane Peterhansel: Ich bin nicht nur ein großer Fan des Marathon-Rallyesports, sondern verfolge auch viele andere Motorsport-Disziplinen. Schon in der Gruppe B habe ich Audi im Rallyesport bewundert. Ich bin wirklich stolz, jetzt dazuzugehören. Eines hat Audi immer ausgezeichnet: Egal wo die Rallye- und Rennwagen antreten, es geht immer um den Sieg!
Sie sind inzwischen in Ihrem vierten Karrierejahrzehnt und haben schon viele Entwicklungen begleitet. Was hätten Sie gedacht, wenn man Ihnen prophezeit hätte, dass Sie die Dakar mal mit einem elektrischen Antrieb fahren würden?
Stéphane Peterhansel: Ich hätte es wohl kaum geglaubt. Und das Schönste nach unseren bisherigen Tests ist, dass dieser Antrieb eine enorme Fahrfreude bereitet, die ich kaum für möglich gehalten hätte. Damit bahnt die Idee den Weg, dass die elektrischen Antriebe auch im Alltag immer mehr Freunde gewinnen. Uns stehen im RS Q e-tron zu jedem Zeitpunkt ungeheure Kraft und Drehmoment zur Verfügung. So etwas kann wirklich kein Auto mit klassischem Antriebsstrang leisten. Da es kein Getriebe gibt und ich nicht schalten muss, kann ich mich ganz auf das Lenken im Gelände konzentrieren. Ungewohnt ist allein noch die Akustik. Der Energiewandler folgt mit seinen Drehzahlen und mit seiner Geräuschentwicklung gar nicht direkt den Gaspedalbefehlen, wie etwa ein Verbrennungsmotor.
Als Fahrer muss man sich im Auto wohlfühlen. Welche Ratschläge haben Sie den Ingenieuren bei der Entwicklung gegeben?
Stéphane Peterhansel: Audi kennt sich mit dem elektrischen Antrieb durch frühere Projekte bestens aus, sei es mit Hybridantrieb in Le Mans oder batterieelektrischem Antrieb in der Formel E. Wir Fahrer wissen genau, welche Anforderungen die Rallye Dakar an Chassis, Radaufhängungen und andere Komponenten stellt. Neben vielen Ideen im Detail, die eingeflossen sind, war unser genereller Ratschlag: Es kommt auf die Zuverlässigkeit an.
Die meisten Erfolge haben Sie zusammen mit Jean-Paul Cottret als Navigator gefeiert. Nun sitzt Edouard Boulanger neben Ihnen. Was schätzen Sie an ihm?
Stéphane Peterhansel: Wir teilen die Leidenschaft für diesen Sport. Er kommt aus dem Motorradsektor, in dem auch ich angefangen habe, und er ist seit vielen Jahren im Offroad-Sport zu Hause. Er ist tüchtig, ruhig, wissbegierig und arbeitet auf Profi-Niveau. Sonst hätten wir die Rallye Dakar 2021 nicht gewonnen. Ich freue mich, ihn an meiner Seite zu haben, wir ergänzen uns perfekt.
Für Audi bedeutet die Rallye Dakar 2022 die Premiere, noch dazu mit einem neuen Fahrzeugkonzept. Vor dem Hintergrund Ihrer Erfahrungen: Was halten Sie bei der Premiere in der Wüste für realistisch?
Stéphane Peterhansel: Wir fahren keine Rallye zuvor, sondern konzentrieren uns auf unser Testprogramm. Hinzu kommt, dass sich der Charakter der Rallye Dakar 2022 aufgrund des Streckenverlaufs deutlich ändert. Diese Herausforderung muss man überhaupt erst bestehen. Es gilt, nach tausenden an Kilometern ohne größere Rückschläge ins Ziel zu kommen. Wenn uns das gelingen sollte, würde ich mich über ein Ergebnis on den Top 5 freuen.
Wie ändert sich der Charakter durch die Streckenführung in Saudi-Arabien?
Stéphane Peterhansel: 2021 waren wir noch auf felsigem Untergrund unterwegs. Im nächsten Januar erwarten uns die Dünen im Empty Quarter. Ich freue mich sehr auf die Wüste. Das erinnert mich an die Rallye Dakar in Afrika. Als Motorsportler geht es für uns keineswegs nur um Geschwindigkeit. Für mich sind Landschaften, die ihre ganz eigenen Herausforderungen besitzen, mindestens ebenso bedeutend. Ich war in meinem Leben schon in den Wüsten Afrikas, Südamerikas, Asiens und der Arabischen Halbinsel unterwegs. Ich glaube, uns steht ab nächstem Januar eine sehr schöne, absolut klassische Wüstenrallye bevor.
Wohl kein anderer Motorsportler hat die Rallye Dakar so oft bestritten wie Sie, zudem sind Sie der erfolgreichste Gewinner. Woraus ziehen Sie immer wieder aufs Neue Ihre Motivation für eine weitere Rallye?
Stéphane Peterhansel: Das ist nicht sehr schwierig: Es ist meine Leidenschaft, und ich will unseren Sport und seine vielfältigen Kurse sowie Landschaften immer wieder aufs Neue entdecken. Ich benötige wirklich generell keine Extra-Motivation, um Jahr für Jahr zur Rallye Dakar zurückzukehren. (Audi/SW)
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