Sebastian Vettel: „Mein bestes Rennen? Liegt noch vor mir“.
Sebastian Vettel hat am Donnerstag etwas überraschend seinen Rücktritt nach der laufenden Saison erklärt. Der gebürtige Heppenheimer und glühende Anhänger von Eintracht Frankfurt war dann insgesamt 16 Jahre in der Formel 1 aktiv und neben 53 Rennsiegen, 122 Podestplätzen bleiben vor allem die vier Weltmeistertitel in bester Erinnerung. Noch ganze zehn Rennen bleiben den Fans also mit Sebastian Vettel.
Sebastian Vettel nutzte für den Rücktritt ein ungewöhnliches Medium, nämlich ein Video bei Instagram. Hier der Rücktritt des Ex-Weltmeisters im Wortlaut …
Sebastian Vettel: Ich werde meine Zeit in der Formel 1 am Ende dieses Jahres beenden. Ich sollte an dieser Stelle vielleicht die Leute aufzählen, welche mir auf meinem Weg geholfen haben. Aber ich finde es wichtiger, die Gründe für meine Entscheidung näher zu erklären. Ich liebe diesen Sport. Er war im Zentrum meines Lebens, seit ich denken kann. Aber es gibt mein Leben auf der Strecke und mein Leben neben der Strecke. Rennfahrer zu sein, war niemals meine einzige Identität. Meine Definition von Identität ist vielmehr, wer wir eigentlich sind und wie wir andere behandeln, als nur, was wir tun.
Wer bin ich? Ich bin Sebastian. Vater von drei Kindern und Mann einer wundervollen Frau. Ich bin neugierig, lasse mich leicht von Leuten mit Leidenschaft oder Können faszinieren. Ich bin besessen von Perfektion. Ich bin tolerant und ich denke, wir alle haben das gleiche Recht, zu leben. Egal, wo wir herkommen, wie wir aussehen und wen wir lieben.
Ich liebe das Gefühl, draußen zu sein. Ich mag die Natur und ihre Wunder. Ich bin stur und ungeduldig. Ich kann sehr nervig sein. Ich bringe Menschen sehr gerne zum Lachen. Ich mag Schokolade. Meine Lieblingsfarbe ist blau. Ich glaube an die Veränderung und den Fortschritt und daran, dass Kleinigkeiten einen Unterschied machen. Ich bin ein Optimist und ich glaube, dass Menschen gut sind. Neben dem Rennsport habe ich eine Familie und schätze die gemeinsame Zeit. Weiter habe ich jedoch viele andere Interessen.
Meine Leidenschaft für die Formel 1 geht einher mit einem hohen Zeitaufwand. Zeit, die ich mit meiner Familie verbringen möchte. Die Energie, die es braucht, um mit dem Wagen als auch mit dem Team eins zu werden, erfordert Konzentration und Anstrengung. Mich der Formel 1 so zu widmen, wie ich es in der Vergangenheit tat, wie ich es für richtig halte, und ein guter Vater sowie Ehemann zu sein, passen für mich nicht mehr zusammen. Meine Ziele haben sich verändert. Weg von Siegen und um Meisterschaften zu kämpfen, hin zu meinen Kindern. Ich möchte sie aufwachsen sehen, ihnen meine Werte weitergeben, ihnen zu hören und mich nicht mehr länger verabschieden müssen. Ich möchte von ihnen lernen und mich von ihnen inspirieren lassen. Kinder sind unsere Zukunft. Es gibt so vieles zu entdecken und zu lernen. Über das Leben und über mich selbst. Was heißt Zukunft? Wir leben in einer sich sehr stark verändernden Welt. Wie wir alle die nächsten Jahre gestalten, wird unser Leben bestimmen.
Formel 1-Fahrer zu sein, bringt Dinge mit sich, die mir nicht mehr gefallen. Vielleicht werden diese irgendwann gelöst. Aber der Wille, diese Veränderung umzusetzen, muss viel stärker werden und schon heute zum Handeln führen. Reden reicht nicht mehr aus, und wir können es uns nicht leisten, zu warten. Es gibt keine Alternative. Das Rennen hat bereits begonnen.
Mein bestes Rennen? Liegt noch vor mir. Ich glaube an das Morgen. Zeit verläuft in eine Richtung, und ich möchte mit der Zeit gehen. Wenn man zurückblickt, wird man nur langsamer. Ich freue mich auf das Unbekannte und neue Herausforderungen. Die Spuren, die ich auf der Strecke hinterlassen habe, werden bleiben, bis eben der Regen sie wegspült. Neue Spuren werden folgen. Das Morgen gehört denen, die das Heute gestalten werden. Die nächste Kurve ist jedoch in guten Händen, denn die nächste Generation hat bereits eingelenkt. Ich glaube, es gibt immer ein Rennen zu gewinnen! (SW)
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