René Rast: „Es hat einfach vieles für Audi gesprochen“.
René Rast hat mit Audi DTM-Geschichte geschrieben. 24 Rennen hat der gebürtige Mindener in Rekordzeit gewonnen, 20 Pole-Positions geholt, 14 Mal die schnellste Runde gedreht und 1.113 Punkte gesammelt. Das entspricht bei 76 Starts einem Schnitt von mehr als 14 Punkten pro Rennen. In der ewigen Bestenliste liegt René Rast nach DTM-Titeln nun gleichauf mit Legende Klaus Ludwig. Und nun Formel E!
Wie klingt das: Auf einer Ebene mit einer Legende wie Klaus Ludwig?
René Rast: Es ist natürlich ein ganz besonderes Gefühl, zu den drei besten DTM-Fahrern der Geschichte zu gehören. Das hätte ich mir selbst nie träumen lassen. Ich bin erst vor vier Jahren in die DTM gekommen. Schon zu den besten DTM-Fahrern der Geschichte zu zählen, ist unglaublich. Das ist auch noch nicht wirklich bei mir angekommen. Das wird man wahrscheinlich erst wahrnehmen, wenn man älter ist und auf das zurückblickt, was man in der Vergangenheit so gemacht hat.
Es gibt viele Menschen, die an einem DTM-Titelgewinn beteiligt sind. Wem gilt Dein Dank ganz besonders?
René Rast: Am Anfang natürlich meinem Vater, meiner Mutter, meiner Schwester … allen in meiner Familie, die früher mit mir zu den Rennen gereist sind. Die das alles mitgemacht und mich unterstützt haben. Gerade mein Vater, der immer mit dem Wohnmobil unterwegs war. Ab 2005 hat dann mein Manager (Dennis Rostek) übernommen. Er steht bis jetzt an meiner Seite und hat die Wege geebnet. Dann natürlich meiner eigenen kleinen Familie mit meiner Freundin Diana, die auch an meiner Seite steht, wenn es mal nicht ganz so gut läuft. Dem Team Rosberg, das den größten Teil zum Erfolg der letzten Jahre beigetragen hat. Die Mechaniker und meine Ingenieure haben vier Jahre lang Tag und Nacht dafür gearbeitet. Und last but not least Audi Sport. Sie haben mir die Chance gegeben, meinen Traum von der DTM doch noch zu verwirklichen und mir in den letzten vier Jahren hammermäßige Autos hingestellt.
Wie hast Du die Tage nach dem Titelgewinn verbracht?
René Rast: Relativ ruhig. Ich war nur einen Tag am Bilster Berg und hatte dort noch Sponsorentermine. Ansonsten war ich zu Hause, habe die Zeit mit meiner Familie genossen. Ich habe versucht, ein paar Tage auszuspannen. Es war doch ein sehr vollgepacktes Jahr. Die ganzen Dinge, die zu Hause so liegengeblieben sind, muss man auch erst einmal abarbeiten.
Wie viele Gratulationen gab es nach dem Titelgewinn? Irgendeine Gratulation, die dich besonders überrascht hat?
René Rast: Ich habe sehr viele Nachrichten bekommen. Das muss man erst einmal verarbeiten. Ich habe sie nicht gezählt, aber ich schätze zusammengerechnet über WhatsApp, SMS, eMail und die ganzen sozialen Netzwerke waren es über tausend. Auch Lukas Podolski, der immer zum Titelgewinn gratuliert hat, war wieder dabei.
Du hast vor, Deine DTM-Meisterautos zu kaufen. Wie ist der Stand? Was hast Du mit den Autos vor?
René Rast: Jein. Die Meisterautos gehen bei Audi immer ins Museum. Ich habe vor, zumindest je ein Auto aus jeder Generation zu kaufen, in der ich Meister geworden bin. Ich hätte als Andenken gerne ein Auto mit dem V8, also das 2017er-Modell, und ein Auto mit dem Vierzylinder-Turbo. Wir sind noch in Gesprächen.
Wie groß war der Druck beim Finale in Hockenheim, nachdem Nico Müller das Samstagsrennen gewonnen hatte?
René Rast: Samstagmorgen hatte ich gefühlt viel mehr Druck. Da wussten wir nicht wirklich, wie stark wir sind und ob Nico wieder so überlegen sein würde wie etwa am Nürburgring. Wenn Nico beide Rennen dominiert hätte, hätten wir zweimal Zweiter werden müssen. Aber am Samstag haben wir gesehen, dass wir im Qualifying recht schnell waren und auch das Rennen hätten gewinnen können. Deshalb war ich am Sonntag viel entspannter als am Samstag.
Wie sehr schmerzt es, dass die Class-1-Ära nach so kurzer Zeit zu Ende ist?
René Rast: Es schmerzt schon. Das waren tolle Rennautos, echte Prototypen, richtig schnell, in Spa von den Rundenzeiten her nicht weit weg von der Formel 2. Diese Autos nach nur zwei Jahren ins Museum zu geben, das fällt schwer. Aber wir müssen einfach happy und zufrieden sein, dass wir überhaupt solche Rennautos fahren durften.
Wie siehst Du die DTM Electric, die in Hockenheim vorgestellt wurde?
René Rast: DTM Electric finde ich sehr cool, auch das ganze Konzept um die DTM herum: DTM, DTM Trophy, DTM Electric, DTM Esports und DTM Classic. Das ist ein wirklich durchdachtes Konzept, das den Herstellern und Teams jetzt eine gewisse Planungssicherheit und mit der DTM Electric eine Zukunftsperspektive gibt. Diese Autos haben richtig Qualm: 1.200 PS! Natürlich ist fraglich, was 2023 in Sachen PS übrigbleibt. Ich glaube, die Zukunft ist auf jeden Fall elektrisch. Die Technologien werden sich weiter entwickeln, die Autos leichter. Wir gehen mit der Zeit, freuen uns.
Es gibt noch immer viele Motorsport-Fans, die der Elektromobilität kritisch gegenüberstehen. Welche Botschaft hast Du für sie?
René Rast: Natürlich kann ich verstehen, dass viele Fans den elektrischen Serien kritisch gegenüberstehen. Es sind noch viele „Petrol Heads“ dabei, die mit dem Motorsport aufgewachsen sind. Ich bin auch einer, der sagt, ich finde Sound geil. Aber man muss auch sehen, dass die Zeiten sich ändern. Wir wollen alle weiter Motorsport sehen. Wenn das die Möglichkeit ist, Motorsport weiter zu betreiben, dann sollten wir sie auch nutzen, zumal elektrischer Motorsport auch faszinierende Rennen bietet. Man muss sich nur die Formel E anschauen. Die Rennen sind immer unvorhersehbar, spannender als die Formel 1. Es passiert mehr, es gibt viel mehr Action. Auch für die Fahrer ist das sehr anspruchsvoll.
Was rechnest Du Dir für 2021 in der Formel E aus?
René Rast: Das ist schwer zu sagen. Das ist Neuland für mich. Außer Berlin kenne ich keine Strecke. Es wird eine Herausforderung für mich, da schnell reinzukommen. Vor allem sind die Events ja eigentlich alle an nur einem Tag. Das heißt, ich muss brutal schnell lernen. In Berlin hat man gesehen, dass ich, als ich etwas in Fahrt war, einen dritten und einen vierten Platz in den letzten zwei Rennen geholt habe. Das war ganz in Ordnung. Darauf kann man aufbauen. Aber Prognosen sind noch schwierig. Ich möchte um Podiums kämpfen. Ob das dann am Ende zur Top 10 oder Top 5 reicht, muss man abwarten. Das hängt ja auch davon ab, wie stark wir im Vergleich zur Konkurrenz sind.
Laut Medienberichten hattest Du Angebote von anderen Herstellern. Warum hast Du Dich entschieden, Audi treu zu bleiben?
René Rast: Ja, das stimmt. Der ausschlaggebende Punkt war am Ende, dass ich mit Audi in der Vergangenheit so viele Erfolge gefeiert habe. Und auch die Nähe zu Audi. Es hat einfach vieles für Audi gesprochen. Audi war mir gegenüber immer loyal, offen und fair. Und ich bin überzeugt, dass auch die Zukunft bei Audi viele spannende Sachen bietet. (Audi/SW)
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