Peter Oberndorfer: „Die Fans lieben die Fahrer von damals und ihre Stories“.
Die DTM Classic begeistert. Zwei neue Serien für ehemalige DTM-Klassiker sowie für Rennwagen der Deutschen Rennsport-Meisterschaft, DRM, ziehen das Publikum in ihren Bann. Dabei sind es nicht nur die außergewöhnlichen Rennwagen aus DTM und DRM, die auf der Rennstrecke und im Fahrerlager von den Fans bewundert werden, sondern auch die Menschen, die diese Klassiker recht sportlich bewegen.
Der historische Motorsport ist im Aufwind. Deshalb hat die DTM-Organisation ITR für die Saison 2022 zwei eigene Rennserien ausgeschrieben, den DTM Classic Cup vor allem für DTM-Klassiker der Jahre 1984 bis 2007 sowie den DTM Classic DRM Cup für Fahrzeuge der Deutschen Rennsport-Meisterschaft aus den 1970ern. Wie sind die beiden neuen Rennserien der DTM Classic in der Szene aufgenommen worden?
Peter Oberndorfer: Speziell beim DTM Cup gab es zum Start schon etwas Skepsis. Schließlich waren wir die dritte Serie in dieser Szene. Doch mit Integration der TWC haben wir den Markt wieder bereinigen können. Dazu haben wir nur fünf Events, da bleibt noch viel Raum für andere Rennen. Mit dem DRM Cup haben wir scheinbar eine Marktlücke entdeckt. Obwohl die Autos der Rennsport-Meisterschaft noch älter und seltener sind, können wir schöne Starterfelder verzeichnen. Es gibt eben sonst keine Plattform speziell für diese Autos.
Die Starterfelder beider Classic-Serien überzeugen auf Anhieb durch Qualität, auch die Anzahl der Autos ist beeindruckend. Worin liegt der große Zuspruch Ihrer Meinung nach begründet, was macht die Serie aus?
Peter Oberndorfer: Die Marktlücke bei der DRM habe ich schon angesprochen. Es ist einfach schöner, wenn diese Boliden in ihrem eigenen Umfeld fahren und nicht mit in irgendwelche anderen Felder gepackt werden. Dass klassische DTM-Autos bei der DTM gut aufgehoben sind, ist eigentlich logisch. Hier kommen sie her, hier ist ihre Historie. Und bei beiden Serien zieht eben diese einmalige Plattform der DTM mit viel Stimmung durch die Menge an Zuschauern, spannenden Rennen mit viel Fahrzeit auf interessanten Rennstrecken sowie einem professionellen Stream. Last but not least versuchen wir, den Teilnehmern immer ein möglichst attraktives, angenehmes Wochenende zu bieten … DTM Classic bedeutet schließlich vor allem Spaß und Freizeit für sie.
Es sind viele enthusiastische Liebhaber klassischer Rennfahrzeuge, die ihre Fahrzeuge selbst vorbereiten und auch selbst pilotieren. Andererseits widmen sich immer mehr Spezialisten wie BWT Mücke Classic, Schnitzer Classic oder 2.0 Automotive der professionellen Vorbereitung der historischen Rennwagen. Welche Bedeutung hat dieser Mix, und welche Highlights gab es bereits auf den Strecken in dieser Saison?
Peter Oberndorfer: Der Markt für solche Rennen wird immer größer, viele Besitzer wünschen sich eine optimale Betreuung. Das bringt die Profi-Teams ins Spiel. Diese wiederum können sich und ihre Expertise auf einer hochklassigen Plattform zeigen und profitieren sogar von Synergien, wenn sie sich wie Mücke Motorsport auch in der DTM und der DTM Trophy engagieren. Dennoch können und wollen wir auch nicht auf die vielen Privatiers verzichten. Sie finden regelmäßig die unglaublichsten Autos und bereiten sie mit erstaunlichem Engagement wunderbar vor. Zwei Teams bringen bei uns beispielsweise Fahrzeuge ins Feld, die es nur zweimal auf der Welt gibt. Insgesamt nur zweimal auf der Welt!
Es sind aber nicht nur die vielen faszinierenden Rennwagen der vergangenen 50 Jahre, die das Publikum begeistern, sondern auch die Profis vergangener Tage. Selbst ein Walter Röhrl gab sich am Norisring die Ehre und stattete dem Fahrerlager einen Besuch ab. Wie wichtig sind solche Fahrer?
Peter Oberndorfer: Wie wir an den Autogrammstunden und Talkrunden sehen, die Fans lieben die Fahrer von damals und ihre amüsanten Stories, sie sind sehr oft mit ihnen aufgewachsen, es sind die Helden ihrer Jugend. Und wenn sich Ausnahme-Persönlichkeiten wie Walter Röhrl für die DTM Classic interessieren, ist es noch viel besser. Wir mussten die Autogrammstunde auf dem Norisring sogar nach über einer Stunde abbrechen, der Ansturm nahm kein Ende. Solche Erlebnisse runden dieses Familienevent DTM einfach ab!
Und im August präsentieren sich auf dem Nürburgring gleiche beide Classic-Serien, der DTM-Cup beim AvD Oldtimer Grand-Prix und zwei Wochen später der DRM-Cup beim DTM Nürburgring powered by Mercedes-AMG. Auf was können sich die Besucher freuen?
Peter Oberndorfer: Beim Oldtimer-GP erwarten wir im DTM Classic Cup ein Feld mit über 30 Fahrzeugen hoher Qualität, das allein sorgt für viel Rennaktion. Diese war schon in den bisherigen Rennen teils unglaublich, diesmal kämpfen mit Audi, BMW, Ford, Opel und Volvo sogar fünf Marken gegeneinander. Natürlich wieder mit den Helden von damals, aber auch vielen sehr ehrgeizigen Privatiers, die den Ex-Profis heftige Kämpfe liefern. Beim DTM Classic DRM Cup zwei Wochen später im Rahmen des DTM-Wochenendes werden wir wieder exquisite und seltene Modelle wie einen Gruppe 5 M1, einen Alfa Romeo Montreal Gruppe 4 oder wunderschöne 911 RSR am Start sehen. Dazu den schon legendären Gruppe 5 Capri, aber auch BWM 2002 und CSL oder Opel Commodore. Optischer Genuss und Sound diesen August gleich doppelt am Nürburgring. (DTM/SW)
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