Orlando Duque: „Um ehrlich zu sein, war die Saison verrückt“.
Während sich das Wasser langsam nach der atemberaubenden Red Bull Cliff Diving World Series 2021 beruhigt, gibt es keinen Besseren als den Pionier des Sports mit Pferdeschwanz, Orlando Duque, um ein Resümee zu bitten. Der gesamte Reichtum an Weisheit und Erfahrung von „The Duke“ war von absolut unschätzbarem Wert für die Athletinnen und Athleten, die Medien und die gesamte Klippenspringer-Familie.
Ein Wort zu den neuen und eigentlich auch alten Champions?
Orlando Duque: Rhiannan und Gary sind einfach so selbstbewusst, so beständig. Obwohl sie wussten, dass sie den Titel bereits gewonnen hatten, haben sie sich bis zum letzten Sprung richtig ins Zeug gelegt. Das ist es, was ein Champion macht. Sie lieben den Wettbewerb, und man sieht, dass sie ihn genießen. Auch in schwierigen und unsicheren Situationen geben sie immer noch alles, wenn es darauf ankommt.
Sind die beiden überhaupt zu besiegen
Orlando Duque: Ich denke, die Herausforderung für das nächste Jahr wird darin bestehen, dass sie wissen, dass sie andere Kontrahenten haben, die ihnen näher kommen und Druck auf sie ausüben. Natürlich werden sie versuchen, ihre Gänge zu ändern, um sich ein abzusetzen, und jedes Mal, wenn man seine Gänge verändert, bringt man ein neues Element ins Spiel.
Rein technisch gesehen sind ihre Sprünge bereits sehr gut … man sieht, dass sie Zehner, Zehner, Zehner machen. Besser geht es nicht. Es scheint also der richtige Zeitpunkt für beide zu sein, um sich noch ein wenig mehr zu steigern und damit die folgenden Plätze weiter zu distanzieren.
Und wie siehst Du das Potenzial der ganzen „jungen Wilden“?
Orlando Duque: Das neue Blut sieht gut aus … Molly, zum Beispiel. Wir haben sie schon beim Springen in den sozialen Netzwerken gesehen, wir wussten, dass sie gut sein würde. Aber ich denke, sie hat gerade gezeigt, was sie alles kann. Dritte in der Gesamtwertung, in der ersten Saison zu werden … Rhiannan schon unter Druck zu setzen bedeutet, dass man etwas wirklich gut macht. Technisch ist sie einfach fantastisch … sie sieht in der Luft großartig aus, sie trifft das Wasser an der richtigen Stelle. Alles, was ihr in der nächsten Saison passieren kann, wird noch viel besser werden. Man merkt, dass sie es schaffen will. Sie hat diesen Beistand ihres Landes, um besser zu werden. Ich könnte mir vorstellen, dass alles, was passiert, stark wird.
Aidan kenne ich, seit er ein kleines Kind war. Wir wussten, dass wir Großes von ihm erwarten dürfen. Ich glaube, er lässt sich leider ein bisschen vom Wettkampfdruck beeinflussen, denn im Training ist er wirklich gut. Aber er ist noch jung, ist aufgeregt und voller Energie, aber er muss das einfach kontrollieren, dann wir er auch siegen.
Und Elisa … es ist schön, ein neues Mädchen zu haben und damit quasi ein neues Land … ich denke, Red Bull Cliff Diving hat sich sehr dafür eingesetzt, dass viel mehr Frauen in diesen Sport einsteigen. Im Training konnten wir sehen, dass sie ein wenig ehrfürchtig vor ihren Idolen war. Doch auch dies wird sie mit der Zeit ablegen.
Wie würdest Du die Saison generell bewerten?
Orlando Duque: Um ehrlich zu sein, war die Saison verrückt. Als es losging, dachte ich, die Leute wären eingerostet, wir würden im Laufe der Saison einige Fortschritte erzielen. Nein, nein, nein! Die Franzosen haben gerockt, tolle Ergebnisse erzielt und sind dann noch einmal besser geworden.
Du bist der Botschafter der Serie, wie war es in der Position?
Orlando Duque: Es ist schön, Red Bull Cliff Diving Botschafter zu sein. Ich genieße es sehr. Ich kann das gesamte Training, die Wettkämpfe verfolgen und mit vielen Leuten sprechen. Viele von ihnen haben Fragen an mich über die Gänge, die Orte und einige der neuen Plätze abseits der Klippen, die wir hatten, denn das ist immer eine Herausforderung. Es ist sehr schön, Erfahrungen auszutauschen und ihnen zu erzählen, was ich in so vielen Jahren gelernt habe, und alles, was eben helfen kann.
Ich schaue mir gerne die ganze Veranstaltung an, damit ich sehen kann, was die anderen machen, wie ihre Strategien funktionieren. Wenn wir uns dann unterhalten, können wir die nächste Veranstaltung planen, ich kann ihnen Tipps geben, woran sie arbeiten können. Ich glaube, sie verstehen auch, dass ich ein Stratege bin. Ich verstehe das ganze Spiel und weiß, wie es auf lange Sicht abläuft, und es ist schön!
Mit den Medien ist es auch sehr angenehm, weil ich Zeit habe. Früher habe ich nur geantwortet und musste dann weglaufen, weil ich trainieren, mich ausruhen und an Wettkämpfen teilnehmen musste. Jetzt habe ich die Zeit und kann bei Interviews mehr in die Tiefe gehen. Wenn ich einfach nur plaudere, ist das manchmal nicht mal vor der Kamera oder so. Ich unterhalte mich direkt mit den Leuten und erzähle ihnen Dinge, und in den Medienworkshops zeige ich einfach ein wenig von meinem Sport.
Vermisst Du teilweise noch die Wettkämpfe?
Orlando Duque: Klar, ich vermisse sie. Ich bin ein Wettkämpfer. Ich liebe es, mich zu messen. Aber ich glaube, ich habe alles sehr gut verinnerlicht. Ich genieße es sehr, zum Beispiel Gary, Rhiannan und Maria Paula zu beobachten und das Leben mit ihren Augen zu sehen. Aber, ich vermisse es. Aber ab und zu mache ich einen Sprung aus 20 oder 22 Metern. Ich bin noch nicht wieder auf 27 Meter gegangen, und ich glaube auch nicht, dass ich das in nächster Zeit tun werde. Aber hey, ich denke, ich werde so lange springen, wie es mein Körper zulässt, und ich es einfach genieße, die Wettkämpfe zu beobachten (Red Bull/TX)
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