Nyck de Vries: „Es gibt nie nur einen Schlüssel zum Erfolg“.
Nyck de Vries gab in der Saison 6 der ABB FIA Formel E Meisterschaft sein Debüt in der vollelektrischen Rennserie und beendete das Jahr als bester Rookie auf Platz elf. Beim Saisonfinale in Berlin erzielte er als Zweiter seinen ersten Podestplatz und komplettierte den ersten Doppelsieg des Teams in der Serie. In der Saison 7 geht Nyck erneut für das Mercedes-Benz EQ Formel E Team an den Start.
Saison 7 ist Dein zweites Jahr in der Formel E. Fühlst Du Dich in der Serie und im Team schon wohl?
Nyck de Vries: Am Anfang unserer Debütsaison musste sich das Team erst noch ein bisschen finden und einspielen. Das galt auch für mich, weil ich mich zu Beginn noch in meiner Formel 2-Saison befand, parallel aber schon die Vorbereitungen auf die Formel E liefen. Ich musste alles zur gleichen Zeit machen und bin einfach nur mitgeschwommen. Dabei habe ich mich wahrscheinlich noch nicht ganz so Zuhause gefühlt, wie es jetzt der Fall ist. Das braucht immer etwas Zeit. Man kann das nicht erzwingen, stattdessen hat sich im Laufe der Saison eine starke Arbeitsbeziehung entwickelt, wir sind immer mehr zusammengewachsen. In der jeweiligen Situation bemerkt man es nicht, aber rückblickend erkenne ich, dass es einen Unterschied gibt, wie ich mich am Anfang und jetzt in diesem Umfeld und im Team gefühlt habe. Ich bin mit meiner Position im Team und allen Beteiligten sehr zufrieden.
Wie schwierig war es für Dich, wichtige Aspekte wie das Energie-Management und die strategischen Elemente der Formel E zu lernen?
Nyck de Vries: Obwohl ich nicht so viel Zeit hatte, versucht man während der Tests vor Saisonbeginn, sich auf alles vorzubereiten, was einen möglicherweise an den Rennwochenenden oder im Laufe der Saison erwarten könnte. Aber tatsächlich ist es so, dass nichts davon genauso ist wie in einem richtigen Rennen.
Wie meinst Du das genau?
Nyck de Vries: Am Testtag bist du allein auf der Strecke und spulst deine Runden ab. Es ist quasi ein perfektes Rennen, aber in einem echten Rennen kämpfst du ständig gegen andere Fahrer und musst andauernd Entscheidungen treffen, zum Beispiel ob du jetzt Energie verbrauchen solltest, ob du angreifen, verteidigen oder erst einmal die Position halten und abwarten solltest, wie sich das Rennen eben entwickelt. Es ist sehr schwierig und eine große Herausforderung, diese Balance perfekt zu treffen. Schließlich hat man es auch mit Gegnern zu tun, deren Strategie man nicht kennt. Das ist sehr schwierig. Allgemein ist das Format in der Formel E eine riesige Herausforderung. Alles findet an einem Tag statt, man hat nur sehr wenig Trainingszeit; alles ist anders und fordernd. Aber letztlich ist es Racing. Es ist ein Rennauto und ich würde sagen, dass ich mich gut angepasst habe. Natürlich muss ich noch viel lernen, aber wir befinden uns auf dem richtigen Weg. Auch in der Meisterschaft war am Anfang alles neu und anders. Es wird erwartet, dass man direkt Leistung bringt, aber gleichzeitig muss man sich erst eingewöhnen. Ich bin zufrieden damit, wie schnell wir uns angepasst haben, als Team, jedoch auch ich ganz persönlich. Die Formel E ist eine sehr interessante und innovative Serie, die in meinen Augen schon zu den größten gehört. Sie ist für mich der Weg in die Zukunft und ich bin super happy, dass ich dabei sein kann.
In welchen Bereichen möchtest Du Dich verbessern?
Nyck de Vries: Es gibt nie nur einen Schlüssel zum Erfolg. Es sind immer viele verschiedene Aspekte, die zu einem Ergebnis führen. Ich denke, das Qualifying ist wichtig und ich würde mich gerne in der Super Pole ein bisschen steigern. Wenn wir dann in den Rennen etwas weiter vorne starten, haben wir gute Chancen und ein starkes Paket, um ein gutes Ergebnis einzufahren. Aber wenn wir manchmal von etwas weiter hinten gestartet sind, fiel es uns im Rennen schwieriger. Unter diesen Bedingungen möchte ich mich ebenfalls noch verbessern, gerade mit Blick auf den cleveren Umgang mit der Energie und beim Überholen.
Worauf freust Du Dich am meisten?
Nyck de Vries: Ich freue mich vor allem darauf, wieder auf typischen Formel E Strecken zu fahren. Hoffentlich sind auch der Rennkalender und das Umfeld wieder ein bisschen normaler als zum Ende der vergangenen Saison. Die Formel E hat beim Finale in Berlin fantastische Arbeit geleistet, um eine sichere Austragung für alle Beteiligten auf die Beine zu stellen, aber wir sind dort viele Rennen am gleichen Ort gefahren. Tatsächlich bin ich erst auf einem Drittel der Strecken gefahren, die normalerweise im Kalender gestanden hätten, ich bin neugierig darauf, die anderen Strecken und Austragungsorte zu entdecken, die die Formel E so bietet. (Daimler/SW)
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