Mikkel Jensen: „Bei Peugeot herrscht bereits ein tolles Gefühl“.
Die Planungen von Peugeot für die Rückkehr in den Motorsport auf der Langstrecke nehmen immer mehr Gestalt an: So hat die französische Löwenmarke mittlerweile die Namen der sieben Piloten benannt, die für das Team bei der Langstrecken-WM (FIA WEC) sowie auch bei den 24 Stunden von Le Mans starten werde. Ein Pilot ist Mikkel Jensen, unter anderem Gewinner der ADAC Formel Masters im Jahr 2014.
Mikkel, bevor wir über die anstehenden 24 Stunden von Le Mans sprechen, ein kurzer Blick zurück. Ich habe gelesen, Motorsport war nicht von Anfang an die große Liebe. In Deiner Jugend hat Dein Herz mehr für den Fußball geschlagen. Am EM-Titel 1992 kann es nicht gelegen habe, zudem Zeitpunkt warst Du noch nicht auf der Welt. Was hat Dich am Fußball damals fasziniert?
Mikkel Jensen: Ich habe mit 5 Jahren in einem Verein angefangen zu spielen. Das ist ein Sport, den in Dänemark viele machen und den man zudem überall ausüben kann, solange man einen Ball hat. Also habe ich ziemlich schnell überall gespielt, sei es beim Training im Verein, in den Schulpausen oder sogar zu Hause.
Wahrscheinlich bist Du bis heute aber zumindest noch Fan. Die ganze Welt hat gesehen was mit Christian Eriksen bei der EM passiert ist. Du bist Däne und Du bist selbst Profi. Was ging Dir durch den Kopf?
Mikkel Jensen: Es war eine schwierige Situation. Ich war bei der WEC in Portimao, und es passierte während unseres Qualifyings. Es war schwer, beides gleichzeitig zu verfolgen, und ich musste dem Team sagen, dass meine schlechte Laune nicht an ihnen lag, und sie verstanden das vollkommen. Eine Europameisterschaft ist für jeden Dänen wichtig, besonders für mich als Sportler und ehemaliger Fußballer.
Zum Glück ist die Angelegenheit relativ glimpflich ausgegangen. Hat es Deine persönliche Sichtweise auf die Gesundheit als Profi verändert?
Mikkel Jensen: Nein, ich denke, es gibt komplett unterschiedliche Risiken in diesen Sportarten oder Berufen, und das weiß man, wenn man sich darauf einlässt. Wenn man anfängt, darüber nachzudenken, was so alles passieren könnte, vor allem als Rennfahrer, denke ich, dass man schnell das gewisse Extra an PS verliert.
Genug vom Fußball. Wie ging Deine Karriere los?
Mikkel Jensen: Ich habe mit 15 Jahren mit Kartsport angefangen. Ich habe meinen Vater eine Zeit lang um ein Kart angefleht. Er kannte den Sport ein bisschen, aber nur vom Zuschauen … ich erinnere mich, dass er in meiner Kindheit immer Formel 1 gesehen hat. Er wusste also ein bisschen Bescheid und sagte mir, dass es mit 15 Jahren zu spät sei, um anzufangen, und dass ich nie die Chance haben werde, die Investition zu amortisieren. Selbst für Hobby-Kartsport braucht man ein anständiges Budget. Ich habe ihn immer wieder gefragt und schließlich gegen Ende 2010, bevor ich 16 wurde, habe ich mein erstes Kart bekommen und angefangen zu üben. 2011 war dann meine erste Saison mit den typischen Rennen und ich startete direkt in der dänischen Meisterschaft. Das war natürlich alles andere als einfach für mich.
Wer waren damals Deine sportlichen Vorbilder? Und warum?
Mikkel Jensen: Ich hatte ein paar Vorbilder, ohne jedoch großer Fan zu sein. Kimi Raikkönnen, Fernando Alonso, Lewis Hamilton oder Tom Kristensen beispielsweise. Ihr Talent bewundere ich und versuche, so viel wie möglich zu lernen.
In diesem Jahr fährst Du für Peugeot in der Langstrecken-WM und in Le Mans, mit Jean-Eric Vergne, Loïc Duval, Paul di Resta oder Kevin Magnussen. Alles erfahrene und erfolgreiche Piloten, aber mit verschiedenen Charakteren. Wie ist die Teamchemie? Wie ist die Arbeit für Dich so?
Mikkel Jensen: Bei Peugeot herrscht bereits ein tolles Gefühl. Wir haben noch nicht viel mehr als einen Simulator gemacht. Ein gutes Zeichen, und ich gehe davon aus, dass wir alle noch enger zusammenrücken werden, wenn wir erst einmal viele Tage gemeinsam auf der Strecke sind. Alle Teammitglieder sind absolut erfolgshungrig, und das motiviert die Fahrer sehr, also am Ende alles Gründe, positiv zu sein!
Doch nicht nur die genannten Piloten stehen für Erfahrung und Erfolg. Das gilt auf für Peugeot im Motorsport. Was hat Dich motiviert, bei dem Comeback von Peugeot auf der Langstrecke sowie in Le Mans dabei zu sein?
Mikkel Jensen: Peugeot ist seit einem Jahrzehnt nicht mehr in Le Mans angetreten, aber beim letzten Mal war das Team sehr konkurrenzfähig. So war es auch mit dem 905 und dem 908. Jedes Mal, wenn Peugeot etwas aber nach Le Mans bringt, ist es konkurrenzfähig. Das motiviert mich für die Rückkehr in der Zukunft!
Was bedeutet Motorsport bei Langstreckenrennen, dazu noch die legendären 24 Stunden in Le Mans für Dich ganz persönlich?
Mikkel Jensen: Es bedeutet mir sehr viel! Es ist das mit Abstand größte Rennen des Jahres. Vor allem für mich als Däne ist es wegen der vielen dänischen Fans, die hierher kommen, von großer Bedeutung. Tom Kristensens neun Siege haben einen großen Platz im Herzen der dänischen Rennfans geschaffen, und seitdem kommen sie jedes Jahr nach Le Mans, und ich bin sicher, dass das so weitergehen wird.
Wie bereitest Du Dich auf die 24 Stunden genau vor? Du fährst am Tag, in der Nacht und in der Dämmerung, oder auch bei Regen und Nässe.
Mikkel Jensen: Man bereitet sich wie auf ein normales Rennen vor, und hier haben wir eine Menge Trainingszeit auf der Strecke. Das macht es einfacher, aber es ist auch notwendig, dass man für solch ein Rennen gut vorbereitet ist. Ernährung und Schlaf sind ebenfalls wichtig, damit man so lange konzentriert bleibt.
Was wirst Du vor und in den 24 Stunden essen?
Mikkel Jensen: Etwa gut drei Stunden vor dem Rennen werde ich noch eine gute Mahlzeit zu mir nehmen, meine letzte große Mahlzeit. Während des Rennens werde ich jedes Mal eine kleine Mahlzeit zu mir nehmen, wenn ich aus dem Auto steige, damit ich Zeit habe, zu verdauen, bevor ich das nächste Mal in das Auto steige.
Was macht für Dich den brandneuen Boliden von Peugeot aus?
Mikkel Jensen: Er sieht aus wie etwas aus der Zukunft. Ein innovatives Design. Ich bin beeindruckt von der Arbeit, die Peugeot geleistet hat, um das zu realisieren. Der fehlende Heckflügel war ein sehr großes Thema, und ich liebe die Idee.
Wie siehst Du die Elektrifizierung im Motorsport?
Mikkel Jensen: Das meiste, was man immer bei Straßenautos sieht, war zuerst ein Experiment im Motorsport. Es macht mich stolz, Teil der Entwicklung in der Welt zu sein, und der Motorsport ist in der Hinsicht wichtiger, als viele Leute denken.
Abschließend Mikkel: Was ist das Ziel mit Peugeot in Le Mans?
Mikkel Jensen: Zu gewinnen. Das erfordert viel, viel harte Arbeit, und ich bin bereit, alles zu geben, um das zu erreichen. Mein Traum war es schon immer, Le Mans zu gewinnen. Wie bereits erwähnt, ist es in Le Mans von großer Bedeutung, Däne zu sein, und für einen französischen Hersteller dann dort zu fahren, ist es außerdem auch. Ich hoffe, wir können mein Ziel im Laufe der Jahre erreichen! (SW)
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