Miguel Oliveira: „Er will mich schlagen und ich will ihn schlagen“.
Am Wochenende startet die MotoGP-Weltmeisterschaft in Katar in die Saison 2021, und je nach Layout der Strecke verschieben sich die Kräfteverhältnisse von Honda zu Yamaha über Suzuki zu Ducati. Doch auch Red Bull KTM Factory Racing mit den Piloten Brad Binder und Miguel Oliveira glaubt an konstante Siege. Ob es sogar um den WM-Titel geht, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht seriös sagen …
Miguel, Du bist neu im Team. Was hast Du in der Vorbereitung auf die Saison über Deine neue Maschine alles gelernt?
Miguel Oliveira: Die Maschine hat sich gar nicht großartig verändert. Wir haben ein paar Updates, die uns erlauben in einem größeren Fenster beim Setup zu arbeiten. Ich glaube, dies wirkt sich sehr positive auf die gesamte Saison aus.
Was sind die Herausforderungen, wenn man vor der neuen Saison zu einem anderen Motorrad und Team wechselt?
Miguel Oliveira: Ich glaube, die größere Herausforderung ist das Team. Ich bin neu und eine viel größere Gruppe arbeitet jetzt mit mir. Ich muss verstehen, wie sie alle arbeiten, aber sie müssen auch verstehen, wie ich arbeite. In der Garage muss es einfach im Ablauf funktionieren.
Die Erwartungen an das Team sind nach 2020 in dieser Saison gewachsen. Was macht dieser neue Druck mit Dir?
Miguel Oliveira: Ich sage immer, wenn eine außenstehende Person mehr von mir erwartet als ich selbst, dann muss etwas falsch sein. Aktuell fühle ich keinen Druck, ich weiß aber auch, es wird die Zeit kommen, wo die Mannschaft einen Sieg von mir erwartet, und diesem Anspruch muss ich genügen, dies ist auch meiner.
Das Team hat einen langen Weg in einer kurzen Zeit bewältigt, ist das nächste Ziel ganz automatische der WM-Titel?
Miguel Oliveira: Ich denke, der Titel ist das nächste Ziel. Wir müssen dafür jedes Wochenende abliefern. Wir müssen gut im Qualifiying sein und wir müssen in den Rennen so viele Punkte wie möglich einfahren. Und an den Tagen, an denen wir die Chance haben, müssen wir die Chance auch nutzen. Wir haben eine lange Saison vor uns und wir müssen ab dem Start die Resultate liefern. Am Ende wird dann das Ergebnis automatisch kommen.
Letzte Saison hast Du zwei Rennen gewonnen. Hattest Du die Zeit, die Siege zu reflektieren? Hast Du neue Ziele?
Miguel Oliveira: Natürlich. Ich hatte genug Zeit, die letzten Rennen zu analysieren. Aber das Ding ist: Ich schaue immer auf das nächste Ziel. Ich hatte genug Zeit um die Siege zu absorbieren, es ist schön dieses Gefühl zu haben, aber es geht immer um die kommende Aufgabe. Ich hoffe, es gibt 2021 viele dieser Momente.
Du bist wieder mit Brad Binder in einem Team. Erwartest Du eine respektvolle Rivalität zwischen Teamkollegen?
Miguel Oliveira: Ja, wir sind wieder in einem Rennstall, aber wir sind auch Freunde. Natürlich gibt es eine gewisse Rivalität, aber es herrscht auch viel Respekt zwischen uns als Teamkollegen. Er will mich schlagen und ich will ihn schlagen, aber es gibt viele andere Fahrer, die uns als Team schlagen wollen. Ich denke, der Schlüssel ist, wir pushen uns gegenseitig in einem freundschaftlichen Verhältnis, damit das Team gute Resultate einfahren kann.
Nach den Siegen warst Du im letzten Jahr das Thema in den portugiesischen Medien. Wie hat sich Dein Leben verändert?
Miguel Oliveira: Mein Leben hat sich nicht großartig verändert. Wir tragen Masken, wir haben kaum soziale Kontakte, weil wir ja das Haus nicht richtig verlassen dürfen. Aber natürlich fühle ich die Unterstützung der portugiesischen Massen. Das sind für mich gute Gründe, weiterhin hart zu arbeiten, damit sie weiter glücklich sind. Das ist was sie verdienen und die Portugiesen lieben die Rennen der MotoGP.
Auf welche Rennen freust Du Dich in 2021?
Miguel Oliveira: Ich freue mich auf das Rennen in Portugal, auf Spielberg, so etwas wie meine zweite Heimat, und ich freue mich generell wieder auf unterschiedlichen Strecken zu fahren. Letztes Jahr hatten wir keine große Variation bei den Layouts. Es wäre einfach schön wieder eine normale Saison zu bestreiten, mit vielen Kursen für die Abwechslung im Rennen.
Was bedarf es, um Weltmeister zu werden?
Miguel Oliveira: Um Weltmeister in der MotoGP zu werden, muss man sehr viele Details gleichzeitig beisammen haben, und je nachdem, wie die Saison verläuft und was passiert, können wir im Allgemeinen durch das Projekt bestimmt Erfolg haben. Manchmal ist ein vierter Platz ein gutes Ergebnis und manchmal erfüllt ein zweiter Platz vielleicht nicht unsere Erwartungen, aber man muss sich durch diesen Prozess arbeiten und im Moment, als Ausgangsbasis, denke ich ziemlich hart darüber nach, viele Ergebnissen zu holen, die wir als erfolgreich betrachten können. Besser zu sein als 2020 ist sicher schon ein sehr guter Anfang. Es ist ziemlich entspannend zu wissen, dass das Motorrad in der Lage ist, zu gewinnen, aber gleichzeitig kann man nichts als selbstverständlich ansehen und wenn es darum geht, den Erfolg zu wiederholen, wird es schwieriger, also sehe ich es nicht als statische Aufgabe. Ich denke, man muss jedes Jahr etwas nach oben bringen, um in dieser Meisterschaft ein sehr gutes Niveau zu halten. Ich habe das Gefühl, dass ich in einem Werksteam mehr an Details arbeiten kann und zumindest konstanter sein kann. Ich denke, das sind die Werkzeuge, die mir dieses ganze Werksteam geben wird. (Red Bull/SW)