Michal Kwiatkowski: „Ein Sieg auf dem Grand Colombier“.
Die Tour de France 2023 bleibt super spannend und bietet eigentlich zwei Rennen in einem. Vorne waren diesmal 19 tempofeste Ausreißer, von denen zumindest zwei den Topfavoriten ein Schnippchen schlagen konnten. Und im Peloton kam es zum Schlagabtausch zwischen den Favoriten auf den Gesamtsieg und ihren Teams. Am Ende jubelte Michal Kwiatkowski vor Maxim Van Gils aus der Fluchtgruppe. Dahinter kam erst Tadej Pogacar vor Jonas Vingegaard ins Ziel. Mehr unter: www.letour.fr.
Michal, wie war es heute als Solist zu gewinnen?
Michal Kwiatkowski: Ich war nicht allein, ich hatte 18 Freunde in der Gruppe dabei. Wir hatten einen schönen Vorsprung vor dem letzten Anstieg. Das war eine wirklich verrückte Erfahrung im Finale.
Wieso war es eine verrückte Erfahrung?
Michal Kwiatkowski: Die Fluchtgruppe war ein Freifahrtschein für den unteren Teil des Anstiegs, aber ich dachte nicht, dass wir es bis ins Ziel schaffen würden, weil Jumbo-Visma und UAE dahinter hohes Tempo fuhren. Wir wollten dabei sein, wenn sich eine größere Gruppe lösen würde, wie eigentlich jeden Tag. Wir versuchen es Tag für Tag, in jeder Gruppe mitzufahren, um nicht von einer gefährlicheren Aktion überrascht zu werden. Die beiden Spitzenteams ließ viel zu viele Jungs nach vorne, während ich merkte, dass ich heute die besten Beine meines Lebens hatte. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber hier bin ich! Ein Sieg auf dem Grand Colombier!
Wie war der letzte Anstieg zum Sieg für Dich?
Michal Kwiatkowski: Heute war der Schlussanstieg sehr lang … die wohl brutalste Anstrengung meines Lebens. Ohne die Fans wäre der Sieg nicht möglich gewesen. Ich hatte das Auto nicht hinter mir, konnte die Abstände nicht hören. Die Fans haben mich bis zum Ziel unterstützt.
Maxim, wie war denn der heutige Tag?
Maxim Van Gils: Als ich in der großen Fluchtgruppe wegkam, versuchte ich, so viel Energie wie möglich für den Aufstieg zum Grand Colombier zu sparen. Am Anstieg angekommen, ging es bis zum Gipfel mit vollem Einsatz weiter. Bald waren nur noch die starken Kletterer vorne, und als Kwiatkowski beschleunigte, war ich gezwungen, mein Tempo zu fahren. Als ich hörte, dass sich die Fahrer fürs Gesamtklassement näherten, wurde mir klar, dass es eine sehr, sehr schwere Aufgabe werden würde. Zum Glück hatte ich noch etwas Energie und konnte den zweiten Platz somit halten.
Tadej, hat das Team etwas zu spät attackiert?
Tadej Pogacar: Hut ab vor der Fluchtgruppe! Michal war heute sehr stark. Für uns war es ein erfolgreicher Tag, da wir einige Sekunden zurückgewonnen haben. Die Tour de France ist noch lang. Wir schauen von Tag zu Tag und suchen nach den Gelegenheiten, um ein paar Sekunden zu gewinnen. Eine tolle Teamleistung. Jeder kann aus dem heutigen Tag viel Selbstvertrauen und Motivation mitnehmen. Auch wenn wir nicht den Etappensieg errungen haben, so war es doch ein kleiner Sieg im Kampf ums „gelbe Trikot“. (TX)
Floto: Michal Kwiatkowski Copyright ASO