Michael Gunning: „In meiner Jugend musste ich gegen Stereotype anschwimmen“.
In Milton Keynes, bei Volkswagen UK, gab es eine interessante Podiumsdiskussion rund um das Thema „Gleichberechtigung und Diversität im und durch Sport“. An der regen Diskussion nahm unter anderem auch Michael Gunning teil. Der ehemalige britische Profischwimmer mit jamaikanischen Wurzeln stellte sich im Anschluss an die äußerst intensive Podiumsdiskussion auch noch den medialen Fragen vor Ort.
Sie haben uns auf der Podiumsdiskussion tiefe Einblicke gewährt. Können Sie kurz anreißen, welchen verletzenden Vorurteilen Sie begegnet sind?
Michael Gunning: Ich denke, ich hatte eine komplett andere Reise als die meisten anderen Schwimmer. Ich war mit so vielen verschiedenen, absurden Stereotypen in meiner Jugend konfrontiert, wie beispielsweise: Schwarze können nicht schwimmen … es waren teilweise zu tiefst verletzende Vorurteile!
Ich habe mich aber niemals von meinem Weg abbringen lassen und versucht, diese beschämenden Vorurteile im Wasser durch Leistung zu zerstören. Ich war am Ende bei zwei Weltmeisterschaften am Start und konnte voller Stolz Großbritannien sowie Jamaika repräsentieren. Damit konnte zumindest ich ein paar Vorurteile im Wasser widerlegen und das macht stolz, genauso wie die Tatsache, dass ich mich während meiner aktiven Zeit noch geoutet habe. Ich habe meine Sexualität lange unterdrückt, sehr lange unterdrückt, doch mittlerweile Lebe ich als mein authentisches selbst. Ich weiß, ich inspiriere Menschen auf der ganzen Welt … ich bin heute einfach nur sehr, sehr glücklich, da zu stehen, wo ich mittlerweile bin.
Sie wissen, dass Sie heute andere Menschen inspirieren. Wer waren damals denn Ihre Vorbilder, im Kampf gegen diese seelischen Verletzungen?
Michael Gunning: Ich denke, es liegt ein sehr langer und harter Weg hinter mir. Als ich mit dem Schwimmen begonnen habe, gab es eigentlich keine Vorbilder. Selbst vor zehn Jahren konnte ich mich an keinem anderen Schwimmer orientieren. Daher erfüllt es mich mit Demut, nun selbst als Vorbild für andere Menschen zu fungieren. Ich denke, der Sport hat eine riesige Chance, gewisse Themen zu beleuchten und so Veränderungen zu bewirken, damit eben die nächsten Generationen nicht mehr für die Normalität kämpfen müssen.
Sehen Sie denn schon wirklich einen Wandel durch Ihren Kampf?
Michael Gunning: Langsam aber sicher … früher wirkte ein ganz anderer Druck auf Athletinnen und Athleten ein. Sie mussten aus verschiedenen Gründen eine Rolle ausfüllen, bei der Sexualität oftmals nicht authentisch sein. Eine Rolle spielen. Aber ich denke, dieses Bild ist in vielen Bereichen schon recht erfolgreich durchbrochen und auch sonst bröckelt es immer mehr. Immer mehr Athletinnen und Athleten sind heute sie selbst. Sie stehen zu sich, ihrem Leben.
Ich hoffe, eines Tages können alle Athletinnen und Athleten sie selbst sein und die ganze Gesellschaft einfach nur authentisch sein!
Speziell im Schwimmsport gab es viele Hürden für Sie zu bewältigen. Wäre es nicht einfach gewesen, damit aufzuhören und etwas anderes zu tun?
Michael Gunning: Ich denke, ohne den Schwimmsport, wäre ich heute nicht die Person, die ich heute bin. Sport vermittelt Strukturen und gibt einem die Möglichkeit, sich selbst zu fordern und zu beweisen. Und es stärkt das Selbstbewusstsein … als ich jünger war, war ich unsicher, ich habe sogar massiv gestottert, heute halte ich Reden, bin Teil bei Diskussionsrunden. Sport gibt einem so viel und der Sport kann so viel in der heutigen Zeit bewegen.
Was würden Sie sich für die weitere Zukunft erhoffen, wünschen?
Michael Gunning: Das wir Menschen aufgeschlossen bleiben. Kleine Kinder sind aufgeschlossen der Welt gegenüber. Die Hautfarbe ist egal, das Geschlecht ist egal … sie haben keine Vorurteile, sie sind neugierig. (Volkswagen/TX)