Maximilian Nagl: „Ich plane nur noch von Saison zu Saison“.
„Max“ Nagl holte nach 2006, 2008 und 2022 seine vierte Meisterschaft im ADAC MX Masters. Damit hat der Sieger des ADAC MX Junior Cups 2001 seinen Titel in der Königsklasse der Serie erfolgreich verteidigt. Doch nach der Titelverteidigung ist vor der Titelverteidigung. „Max“ Nagl hat seinen Vertrag um eine Saison verlängert und könnte mit einer weiteren Meisterschaft mit Rekordhalter Dennis Ullrich gleichziehen.
„Max“, Wie fühlst Du Dich als vierfacher ADAC MX Masters Champion?
„Max“ Nagl: Es ist schon besonders, weil es diesmal eine Titelverteidigung ist. Das ist immer schwieriger. Und jetzt muss ich es nochmal versuchen.
Dennis Ullrich hält den Rekord mit fünf Meisterschaften. Du wirst also diesen Rekord in der kommenden Saison angreifen?
„Max“ Nagl: Diesen Titel im ADAC MX Masters gab es damals zu Beginn meiner Karriere noch nicht, die Anzahl der eingefahrenen Titel ist mir aber auch nicht so wichtig. Ich werde aber tatsächlich noch eine Saison fahren. Das war zunächst noch nicht sicher, aber ich habe mir das inzwischen ganz in Ruhe überlegt.
Du bist bereits 36 Jahre alt. Wie lange willst Du generell noch fahren?
„Max“ Nagl: Wie lange ich das Ganze noch mache? Ehrlich gesagt, ich kann es gar nicht beantworten. Schon seit letztem Jahr entscheide ich das von Jahr zu Jahr. Ich schließe auch alle meine Verträge nur noch für eine einzige Saison ab, so dass ich am Ende einer Saison frei bin und dann neu entscheiden kann.
Was waren die ausschlaggebenden Punkte für diese Entscheidung, also dass Du nächstes Jahr noch mal angreifen willst?
„Max“ Nagl: Honda wollte natürlich nach dem Erfolg weiter machen, das Motorrad ist top, das Team ist super. Und ich habe auch noch immer dieses Feuer in mir. Ich weiß selbst nicht, warum das so ist. Aber nach dem Saisonende habe ich bereits wieder über die nächste Saison nachgedacht und spüre die Motivation. Wenn man diese noch verspürt, kann man auch weitermachen. Wenn mal der Punkt erreicht ist, dass ich keine Lust mehr habe, dann muss man auch aufhören. Aber da befinde ich mich einfach noch nicht. Und wenn es wirklich darauf ankommt, so wie in Dreetz, dann kann ich beim Fahren immer noch ein Schippchen nachlegen.
Aber woraus ziehst Du nach diesen ganzen Jahren die Motivation?
„Max“ Nagl: Es ist gar nicht einfach! Es gibt viele Tage, wo ich die Motivation nicht habe. Aber dann braucht man halt den Charakter, um es trotzdem zu machen, auch wenn man nicht möchte. Solche Tage hat jeder Mensch im Job, das ist ganz normal. Aber die Tage werden irgendwann mehr, weil man eben älter wird, den Sport schon so lange betreibt und es da immer so viele neue Sachen sowie Herausforderungen gibt. Ich versuche, es über die Trainingsgestaltung spannend zu halten. Ich probiere zum Beispiel sehr viel Ausgleichssport zu betreibe. Genauso versuche ich auf dem Motorrad nicht immer jeden Tag das Gleiche zu trainieren, sondern Abwechslung im Ablauf zu haben, um das für mich alles am Laufen zu halten.
Wie würdest Du die Saison beschreiben?
„Max“ Nagl: Es war nicht einfach. Die Saison hat richtig gut angefangen in Fürstlich Drehna. Zu dem Zeitpunkt war Adam Sterry sehr stark drauf. Da habe ich gedacht: Okay, das wird mein Hauptkonkurrent! Doch dann kamen immer wieder neue Fahrer dazu. Maximilian Spies war auf einmal richtig schnell, zum Beispiel in Dänemark. Und dann hat Tom Koch zusätzlich aufgedreht. Es hat sich immer neu durchmischt. Ich hatte zur Saisonmitte einen kleinen Durchhänger wegen Technikproblemen. So was ist immer schade, aber das ist Motorsport und kann einem immer passieren. Es hat zwar ein bisschen zu lange gedauert, bis wir die Probleme gelöst hatten, aber passend zum allerletzten Rennen haben wir es dann endlich wieder geschafft und ich konnte noch einmal richtig loslegen. Aber es hat dieses Jahr schon viele Nerven gekostet und unnötig Stress verursacht. Das gebe ich auch zu!
Du bist für 2023 ins Team KMP Honda Racing powered by Krettek gewechselt, um neue Motivation zu finden. Ist die Idee also voll aufgegangen?
„Max“ Nagl: Ja, diese Strategie ist voll aufgegangen, weil die Motivation durch den Wechsel in ein neues Team und auf ein neues Motorrad definitiv da war und es hat mir im Winter dabei geholfen, mehr oder zumindest viel zu trainieren. Die Probleme mit der Technik haben mich etwas überrascht, denn japanische Hersteller, vor allem Honda, sind bekannt dafür, sehr zuverlässig zu sein. Wobei ich sagen muss, dass es überhaupt keine Honda-Probleme waren, sondern diese bei Zubehörteilen lagen. Man verändert gewisse Dinge am Motorrad und diese Dinge sind zum Teil kaputt gegangen. Das hat nichts mit dem Motorrad an sich zu tun.
Du trainierst auch andere Fahrer, wie zum Beispiel Maximilian Spies. Er hat in seiner Rookie-Saison bereits einmal gewonnen. Hast Du keine Angst, dass Du Dir selbst das Leben schwer machst?
„Max“ Nagl: „Max“ ist eine ganz andere Generation als ich. Er steht gerade erst am Anfang, bei mir rückt das Karriereende immer näher. Natürlich wird er immer besser, aber das ist auch das Ziel der Zusammenarbeit. Bei manchen Rennen hat er mich schon geschlagen, aber ich habe kein Problem damit, ihn zu trainieren. Das werden wir auch weiterhin tun. Auch diesen Winter wird er wieder zu mir kommen, weil sein Ziel ganz klar die Weltmeisterschaft ist. Er braucht zu diesem Zeitpunkt keine fünf ADAC MX Masters-Titel zu holen, er muss in der Weltmeisterschaft erst einmal Fuß fassen, um irgendwann vielleicht in ein großes Team aufsteigen zu können. Da helfe ich gerne weiter, und ich profitiere auch davon. Wobei es nicht das Ziel des Ganzen ist, sondern ein Nebeneffekt. Das ist so, wenn man mit jüngeren Fahrern trainiert. Um ihn besser zu machen, muss ich dementsprechend pushen und selbst auch Gas geben beim Motorradfahren. Das ist eine schöne Konstellation, vor allem, weil er ein anständiger Kerl ist und mit solchen Leuten arbeite ich gerne.
Was war Dein ganz persönliches Highlight in der Saison 2023?
„Max“ Nagl: Dreetz, wo ich richtig gut gefahren bin. Es gibt wenige Rennen, wo ich mit mir zufrieden bin. Aber in Dreetz war ich voll zufrieden. (ADAC/SW)