Marvin Willoughby: „Ich wünsche allen einen sicheren und friedlichen Spieltag“.
Die internationalen Spiele im Basketball sollen eigentlich Festtage für die Vereine, die Mannschaften und deren Fans sein! Doch wenn ein Spiel ein Hochrisikospiel ist, dann bleibt nicht mehr viel von diesen Festtagen. Im BKT EuroCup empfangen die Veolia Towers Hamburg das israelische Spitzenteam Hapoel Shlomo Tel Aviv. Im Interview erklärt Veolia Towers Geschäftsführer Marvin Willoughby einmal die Lage.
Viel wird über die aufwendigen und strengen Sicherheitsvorkehrungen für das Spiel gesprochen. Was macht diese aber unerlässlich?
Marvin Willoughby: Jeder, der dieses Spiel letztes Jahr in der edel-optics.de Arena gesehen hat, hat einerseits die emotionalste Atmosphäre in unserer zehnjährigen Klubhistorie erlebt. Andererseits sind aber Dinge passiert, die wir als Veranstalter aus Sicherheitsgründen nicht akzeptieren können. Der Einsatz von Pyrotechnik und anderen Feuerwerkskörpern in einer geschlossenen Halle und die einhergehende Brandgefahr ist ein unkalkulierbares Risiko. Dadurch waren wir gezwungen, bereits im Vorfeld zu reagieren und die Sicherheitsmaßnahmen deutlich zu erhöhen. Nicht, dass sie nicht schon im letzten Jahr deutlich strenger waren als bei allen anderen Heimspielen. Daher haben wir uns, zusammen mit allen involvierten Behörden dazu entschlossen, die Mitnahme von Gegenständen in die Arena fast auszuschließen. Das machen wir, um alle Fans und in der Arena arbeitenden Personen zu schützen. Dieser Aspekt ist seit Anfang Oktober etwas in den Hintergrund gerückt. Der Krieg hat dazu geführt, dass bei Reisen von Menschen aus Israel wieder besonders hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen. Das ist tragisch, macht mich traurig und ist ein furchtbarer Umstand. Aber wir stehen mit in der Pflicht, für eine sichere An- und Abreise unserer Gäste von Hapoel Tel Aviv zu sorgen.
Das Team von Hapoel Tel Aviv befindet sich bereits seit Mitte letzter Woche in der Stadt, hat sich hier auf vorbereitet. Wie intensiv war der Austausch?
Marvin Willoughby: Wir haben extrem viel kommuniziert. Und vieles unterliegt dem Geheimhaltungsaspekt. Daher haben und werden wir da kein großes Thema draus machen. Bereits Tage vor der Ankunft des Teams haben wir mit den verschiedenen Sicherheitsbehörden der Stadt, aber auchinternational, versucht, die Trainingswoche unserer Gäste zu planen. Als die Anfrage kam, war für uns selbstverständlich, ihnen in dieser Notsituation zu helfen. Ich muss auch ein riesiges Dankeschön an unsere Mitarbeiter aussprechen. Sie haben sehr viel Arbeit hineingesteckt. Insgesamt bringt uns die Situation allerdings an die Grenze des Leistbaren.
Wie schwer fällt die Konzentration auf den Sport?
Marvin Willoughby: Für mich ist das überhaupt kein Problem. Denn ich brauche mir um die Sicherheit meiner Familie keine Gedanken zu machen. Auch mein Weg zur Arbeit ist sicher. Der Nahost-Konflikt, der seit Jahrzehnten herrscht, bringt aus meiner Sicht für alle Seiten nur Leid und Übel. Daher möchte ich mir auch gar nicht anmaßen, mich auch nur ansatzweise in die Lage einer durch den Krieg betroffenen Person, die heute ebenfalls am Spiel beteiligt ist, versetzen zu können.
Wie kann das sportliche Ziel für dieses Spiel im BKT EuroCup lauten?
Marvin Willoughby: Wir haben einen extrem harten Saisonstart hinter uns. Aber wir wussten, worauf wir uns einlassen. Wir wussten auch, dass wir zu Saisonbeginn in diese herausfordernde Situation gelangen können. Ich würde aber deutlich zwischen Bundesliga, in der gerade einmal vier Spieltage absolviert sind, und dem EuroCup unterscheiden. Uns ist bewusst, dass der EuroCup der zweithöchste europäische Wettbewerb ist … und wir sehr viel dafür tun müssen, um wettbewerbsfähig zu sein. Wir wussten das und wir gehen diesen Schritt als Organisation aber ganz bewusst. Die Situation, auch die Ergebnisse in der letzten Zeit sind jetzt so, wie sie sind. Aber das ist Teil eines Prozesses, den wir nehmen wollen. Als Organisation denken wir längerfristig als nur in einem Spiel oder einer Saison. Und unser Ziel ist es, dass wir ein Niveau erreichen, bei dem wir national und international konkurrieren können. Dass wir uns das als Ziel gesetzt haben, heißt aber nicht, dass es auf Anhieb und mit Selbstverständlichkeit klappt. Da steckt äußerst viel Arbeit dahinter, auch um die Rahmenbedingungen zu ermöglichen, die uns diesem Ziel am Ende näherbringen. Das ist kein leichter Prozess, bei dem wir immer wieder auf Hürden treffen. Und jede dieser wollen wir auf Sicht hinter uns lassen. Somit werden wir auch gegen Hapoel Tel Aviv über 40 Minuten versuchten, den Sieg zu holen.
Und was wünschen Sie sich darüber hinaus?
Marvin Willoughby: Bleibt mir in dieser konfliktreichen Zeit leider nichts anderes, als mir einen sicheren und friedlichen Spieltag für uns alle zu wünschen. (TX)
Foto: Marvin Willoughby Copyright Hamburg Towers