Marco Hepp: „Mal sehen was in Eloy so geht“.
Der Weltrekord im Speed-Skydiving liegt seit dem 13. September 2016 bei 601,26 Stundenkilometer in einem Wertungssprung in Chicago, aufgestellt vom Schweden Henrik Raimer. Marco Hepp ist ebenfalls Fallschirmspringer in der Disziplin Speed-Skydiving und zählt bei den Weltmeisterschaften 2022 in Arizona zu den deutschen Hoffnungen auf eine Medaille. Und der gebürtige Günzburger will in Eloy angreifen.
Marco, herzlichen Glückwunsch zur Meisterschaft im Speed-Skydiving. Aber was ist Speed-Skydiving ganz genau? Und worin liegt der größte Unterschied zum Sportfallschirmspringen?
Marco Hepp: Speed-Skydiving ist nichts anderes als die schnellste nichtmotorisierte Sportart der Welt. Wir erreichen Geschwindigkeiten von über 500 Stundenkilometer. Nach dem Absprung aus 4.000 Meter versuchen wir eine aerodynamische Position einzunehmen und beschleunigen dank der reinen Erdanziehungskraft bis zum Ende der Messstrecke bei 1.700 Meter über Grund. Dabei kommt es vor allem auf eine gute Körperspannung und gute Nerven an. Es ist schon ein komisches Gefühl mit solch hohen Geschwindigkeiten auf die Erde zu zufliegen.
Der Fallschirmsport bietet mehrere verschiedene Disziplinen. Der beste Vergleich wäre wohl mit der Leichtathletik. Dabei wären wir wohl die Sprinter über 100 Meter im Luftsport. Zwar noch nicht so bekannt und gut bezahlt, aber zumindest verfolgen wir identische Ziele: So schnell wie möglich von A nach B.
Wie bist Du zum Fallschirmspringen gekommen?
Marco Hepp: Ich war mit einem guten Freund beim Bungee-Jumping in Österreich und wir beide hatten danach das Gefühl, das es noch was Besseres geben muss. Er hat uns schließlich bei einem Kurs zur AFF-Ausbildung angemeldet. Das war 2010. Er hat leider kurze Zeit nach der Ausbildung wieder aufgehört, mich hat es absolut fasziniert und somit blieb ich dabei.
An welchem Punkt hast Du für Dich dann gemerkt, ich will Fallschirmspringen als aktive Sportart ausüben?
Marco Hepp: Seit meiner Kindheit war ich schon immer im Leistungssport aktiv. Als Schwimmer war es für mich normal an meiner Technik zu arbeiten und mich gerne mit anderen zu messen. Ich kenne also auch gar nichts anderes als eine Sportart auszuüben mit dem Ziel an Wettkämpfen teilzunehmen.
Was hat Dich dann am Speed-Skydiving gereizt?
Marco Hepp: Als Kind habe ich mir die Frage gestellt: Wie schnell kann ich laufen? Wie hoch beziehungsweise weit kann ich springen? Jetzt stellte ich mir die Frage: Wie schnell kann ich fallen? Während meiner ersten Versuche mit gerade einmal 80 Sprüngen, erreichte ich eine maximale Geschwindigkeit von 270 Stundenkilometer. 12 Jahre später und 2.200 Sprünge mehr an Erfahrung stelle ich mir immer noch die gleiche Frage: Wie schnell kann ich fallen? Zudem ist das Gefühl unbeschreiblich. Wenn du mit 500 Stundenkilometer fliegst, die Luft direkt um dich herum spürst. Das macht schon alles etwas süchtig.
Hattest Du denn Vorbilder?
Marco Hepp: Es gibt viele Personen, die den Fallschirmsport prägten. Für mich war es zum einen Moritz Friess. Er brachte die Disziplin 2010 zurück nach Deutschland und veranstaltete Wettbewerbe. Zum anderen einer meiner stärksten Konkurrenten aus Belgien Luc Maisin. Er hat mit 66 Jahren sogar noch einen Weltrekord erreicht. Eine unglaubliche Leistung, welcher ich gerne nacheifre.
Nun steht die Weltmeisterschaft in Arizona an. Mir wurde gesagt, dass Du aus deutscher Sicht ein Kandidat auf eine Medaille bist. Was ist Dein Ziel in Eloy und wer sind dort Deine größten Konkurrenten?
Marco Hepp: Das stimmt. Aufgrund der aktuellen Saisonleistung sollte was möglich sein. Mein Ziel ist allein Edelmetall und der Weltrekord. Aufgrund des Regelwerkes können vor allem bei Weltmeisterschaften neue Rekorde geflogen werden. Nun gilt es auf den Punkt fit zu sein und die Leistung abzurufen. Ob mir das gelingt, werden wir gegen Ende des Monats bereits sehen.
Zum Abschluss wahrscheinlich eine extrem lächerliche Frage, damit muss ich leben. Gibt es einen Unterschied an der Luft? Die Deutsche Meisterschaft hat in Mecklenburg stattgefunden und die Weltmeisterschaft jetzt in Arizona. Das Klima ist definitiv anders.
Marco Hepp: Lächerlich ist die Frage gar nicht, weil sie vom Ansatz richtig ist. Die Platzhöhe spielt die größere Rolle. Da die Absprunghöhe sich über Grund bemisst, ist die Luft über einem Sprungplatz auf Meereshöhe dichter als etwa im Alpenraum. Dünnere Luft bietet dem Körper einen geringeren Widerstand, somit erreichen wir höhere Geschwindigkeiten. Mal sehen was in Eloy so geht! (TX)