Marcel Hirscher: „Ich genieße wirklich einen ziemlich aktiven Lebensstil“.
Marcel Hirscher ist eine alpine Legende. Im Jahr 2019 hat der gebürtige Salzburger nach insgesamt 245 Weltcups sowie 24 Starts bei Olympischen Winterspielen und Weltmeisterschaften seine Ski in die Ecke gestellt. Wobei, so komplett ohne alpinen Rennsport geht es nicht. Auf der einen Seite hat Marcel Hirscher eine eigene alpine Marke entwickelt, auf der anderen erklimmt Marcel Hirscher motorisiert die Berge.
Sie haben 2019 Ihre aktive Karriere beendet, doch wirklich lange haben Sie es nicht ohne den Sport samt Nervenkitzel nicht ausgehalten. Bereits 2022 saßen Sie hinter dem Steuer eines Rennwagens und haben an einem Event in Zell am See teilgenommen. In diesem Jahr waren es bereits zwei Events. Warum?
Marcel Hirscher: Ich genieße wirklich einen ziemlich aktiven Lebensstil … ich bin zu gerne in Bewegung, ich mag die Geschwindigkeit, ich mag die G-Kräfte. Also fahre ich immer noch viel zu gerne an Steilwände herum und springe vielleicht ein paar Cliffs! Aber heutzutage geht es nur noch um die Freude und das Abenteuer, also ist es bei weitem nicht mehr so anstrengend wie früher.
Sie haben in diesem Jahr am legendären Red Bull Erzbergrodeo Hard Enduro-Event teilgenommen. Können Sie dieses Event beschreiben?
Marcel Hirscher: Das Red Bull Erzbergrodeo ist einfach nur verrückt, es ist äußerst intensiv und es ist einfach nur eindrucksvoll. Aber es hat sehr viel Spaß gemacht!
Wenn ich mir einfach noch einmal diesen Berg anschaue, mich erinnere, was sich dort in den zurückliegenden drei Tagen für Szenen abgespielt haben … dann kann ich mich einfach nur bedanken. Und: Wir sehen uns im kommenden Jahr wieder!
Und was war bei dem Rennen dann die größte Herausforderung für Sie?
Marcel Hirscher: Ich glaube, die Schwierigkeit ist relativ gleichbleibend. Aber meine größte Schwierigkeit war, direkt nach dem Start erst einmal ins Rennen zu finden. In der Anfangsphase hatte ich etwas mit harten Händen zu kämpfen, doch je länger ich gefahren bin, umso besser war ich im Rennen drin.
Wie würdest Du Deine Leistung bei dem Rennen einstufen?
Marcel Hirscher: Ich bin sehr zufrieden. Ich bin sehr glücklich. Es ist nichts passiert und ich konnte meine Leistung bringen. Ich bin jetzt schon wieder motiviert für das kommende Jahr, für die nächste Ausgabe … ich denke, es ist das beste Zeichen.
Mit VAN DEER haben Sie zudem Ihre eigene Skimarke aus der Taufe gehoben. Wie kamen Sie auf den Namen? Warum nicht etwas mit Ihrem Namen?
Marcel Hirscher: Ich bin halb Niederländer und halb Österreicher … daher nannten mich die Jungs immer „Von Dutch“. Als die neue Marke gegründet wurde, sollte sie eben nicht „Hirscher“ heißen. Wenn man bedenkt, dass ein Hirsch ein Reh ist, also in der englischen Übersetzung ein deer, dann ist es einfach nur ein nettes Wortspiel. Und ich freue mich, dass mich Red Bull bei diesem Projekt unterstützt. Gemeinsam können wir das Blatt definitiv wenden und einiges positiv bewegen. Wir arbeiten seit über zehn Jahren zusammen und teilen dieselben Werte. Sie haben meine Vision und meinen Ansatz von Qualität, Perfektion und akribischer Arbeit immer unterstützt. Von daher bin ich stolz auf das gesamte Projekt!
Sie haben ein ehrgeiziges Ziel vor Augen. Das Projekt 68 zielt darauf ab, dass ein künftiger Weltcup-Sieger diesen Sieg mit Ihrer Marke holt.
Marcel Hirscher: Ich liebe es generell, Ausrüstungen zu entwickeln … Skier für jede Bedingung zu tunen und herzustellen, und ganz genau das habe ich nun die letzten sechs Monate getan. Projekt 68 war immer die Idee, einen Sieg auf meinem Skier zu feiern, damit meine Name weiterhin siegen kann, ohne dass ich fahren muss.
Ironischerweise wird Ihr letzter großer Rivale, Henrik Kristoffersen, der erste aktive Skifahrer mit Ihren Skiern. Warum ausgerechnet der Norweger?
Marcel Hirscher: Ich hatte immer schon ein recht gutes Verhältnis zu Henrik, und er wollte immer die besten Skier fahren. Wir waren immer Freunde auf der Piste, es war immer eine faire und freundschaftliche Beziehung … jetzt ist es eben auch eine Arbeitsbeziehung. Warten wir den Weltcup ab … (Red Bull/SW)