Marc Márquez: „Wir werden wieder an die Spitze kommen“.
Marc Márquez wird beim Portugal GP am 18. April endlich sein Comeback geben, nachdem sich dersechsfache MotoGP-Weltmeister von seiner Armverletzung erholt hat. Der 28-jährige Spanier auf „twitter“:„ICH BIN SEHR GLÜCKLICH! Gestern war ich bei den Ärzten und sie haben mir grünes Licht gegeben“. Doch vor der offiziell Rückkehr sprach Marc Márquez im Red Bull-Interview über seine Leidenszeit.
Wie fühlst Du Dich körperlich und geistig?
Marc Márquez: Von der mentalen Seite her war es am Anfang sehr schwer. Denn zu Hause gab es nichts zu tun, die Tage und sogar die Stunden waren sehr, sehr lang, aber jetzt haben wir einen Plan für jeden Tag. Wir machen zwei Sitzungen Physio und dann trainieren wir auch im Fitnessstudio mit meinem Trainer, den linken Arm, die Beine, zusammen mit etwas Cardio. Der Moment, in dem ich am meisten leide, ist während des Rennwochenendes, weil man das Rennen und alle Trainings im Fernsehen verfolgt, und das ist nicht einfach.
Wie fühlst Du Dich jetzt, wo Du wieder trainierst?
Marc Márquez: Ich hatte mit dem Radfahren und Laufen angefangen und ich hatte erwartet, dass es viel schlimmer sein würde, weil ich vier, fünf Wochen lang nur auf dem Sofa saß und fernsah. Aber ich hatte mit dem Laufen angefangen und gleich vom ersten Tag an habe ich mich gut gefühlt, ich habe Verbesserungen gesehen, auch beim Radfahren. Das Wichtigste ist, dass alle Bewegungen in Ordnung sind, und jetzt werden wir Schritt für Schritt mit meinem Physio Carlos, der auch mit mir in meinem Haus wohnt, daran arbeiten, dass es besser wird, indem wir die richtigen Schritte in der richtigen Zeit machen.
Wir haben Dich die letzten Wochen schon mit Schutz trainieren sehen, benutzt Du diesen immer noch?
Marc Márquez: Ja, wir hatten einige verschiedene Arten von Schutzmaßnahmen. Am Anfang hatte ich eine Menge Schutz, von der Hand bis zur Oberseite des Arms und es war wie komplett starr. Dann haben wir nach und nach diesen Karbonschutz verwendet, den man in den sozialen Medien gesehen hat, der vom Ellbogen bis zur Schulter reichte. Jetzt, im normalen Leben, benutze ich nichts, außer beim Training, vor allem wenn ich Rad fahre, benutze ich immer noch diesen Karbonschutz.
Seit 2013 hast Du sechs Titel gewonnen, jetzt ist ein schwieriger Moment für Honda. Viele Leute nutzen dieses Pech, um anzugreifen und zu sagen, dass das Motorrad nicht einfach ist und die Strategie falsch ist. Was denkst Du?
Marc Márquez: Ich habe jetzt viel Zeit und lese viele Dinge, aber am Ende, wenn man die letzten zehn Jahre nimmt, hat Honda eine perfekte Strategie gehabt. Und warum? Weil es das Team ist, das mehr Titel gewonnen hat, mehr Teamtitel und mehr Konstrukteursmeisterschaften. Ich denke, Honda hat in all den Jahren einen großartigen Job gemacht. Jeder Hersteller hat ein Jahr lang zu kämpfen, aber das ist manchmal so. Ich meine, jedes MotoGP-Bike hat einen anderen Charakter und dann müssen sich die Fahrer an das Bike anpassen. Honda hat diese Philosophie seit vielen, vielen Jahren in der 500er- und MotoGP-Klasse. Wenn ich zum Beispiel mit Doohan spreche, mit Criville, dann war die Philosophie die gleiche. Honda hat ein gutes Motorrad, aber man muss zu 100 Prozent fit sein, man muss das Motorrad viel pushen, aber dann, wenn man das Gefühl für das Motorrad bekommt, kann man wirklich schnell sein.
Was hast Du im Jahr 2020 ohne die Rennen am meisten vermisst?
Marc Márquez: Natürlich habe ich das ganze Team vermisst. Aber natürlich habe ich es vermisst Rennen zu bestreiten, ich habe das Adrenalin vermisst … ich habe von allem etwas vermisst. In der ersten Phase nach dem Unfall vermisst man auf der Strecke zu sein, den Wettkampf und das komplette Adrenalin, dann mit der Zeit fängt man an das gesamte Team zu vermissen, sehr zu vermissen. Das ganze drum herum um solch ein Rennwochenende fängt man langsam an zu vermissen, selbst die ganzen Interviews und die Journalisten … aber Schritt für Schritt zählt jetzt nur noch die Rückkehr.
Du hast mit Pol Espargaró einen neuen Teamkollegen gegen den Du fast Deine ganze Karriere gefahren bist. Wie siehst Du ihn als Pilot?
Marc Márquez: Pol ist ein guter Pilot. Ich kämpfe mit ihm auf der Strecke seit ich acht Jahre alt bin. Er ist etwas älter als ich und hat mich früher in der Regel besiegt. Als wir dann in die Weltmeisterschaft gekommen sind hatten wir in 2010 einen guten Kampf, gleiches in 2012 und in 2020 hatte er eine großartige Saison mit KTM. Sein Level war hoch … er kommt von einem guten Team mit einem großen Werk zum besten Team und will in jedem Rennen aufs Podium.
Was ist Deine erste Erinnerung an Pol Espargaró?
Marc Márquez: Als ich elf Jahre alt war, waren wir erstmals im gleichen Team, als wir in der katalanischen Meisterschaft gefahren sind. In dieser Saison wurde Pol am Ende Meister und ich wurde zweiter oder dritter. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Es war meine allererste Saison mit einer 125 ccm Maschine und bei ihm war es die zweite Saison. Wir haben dann zusammen das Team gewechselt, er ist dann in der spanischen Meisterschaft gefahren und ich in der katalanischen Meisterschaft. Seit dieser Zeit verfolgen wir beide unseren Weg, dann mit verschiedenen Teams, aber mit ähnlichen Resultaten. Und nun … man kann es nicht so richtig glauben, mit elf Jahren waren wir in einem Team zusammen und nun mit 28 Jahren sind wir wieder in einem Team.
Was sind Deine Ziele für die Saison 2021?
Marc Márquez: Normalerweise ist das Ziel für einen Piloten die Weltmeisterschaft, also die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Für mich ist 2021 aber ganz anders. Mein Ziel ist es, die Zeit auf der Maschine zu genießen. Das ist mein Hauptziel … und erst dann, Schritt für Schritt, wieder schnell zu sein. Nach einem Jahr ohne Rennen darf man nicht den selben Marc erwarten wie vor dem Unfall. Das muss man verstehen und mein Hauptziel ist daher, die Zeit auf der Maschine zu genießen.
Zum Schluss noch eine Nachricht an alle Fans?
Marc Márquez: Ich habe viele, viele tolle Nachrichten erhalten. Ich habe viele, viele Fragen gelesen: „Danke, dass Sie mich weiterhin unterstützen, Honda unterstützen und keine Sorge, wir werden wieder an die Spitze kommen“. (Red Bull/SW)
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