Lindsey Vonn: „Ich habe diese einzigartige Fahrt auch für meine Mutter gemacht“.
Lindsey Vonn erfüllte sich in Kitzbühel einen Kindheitstraum. Die 38-jährige „Speed-Queen“ hat alles gewonnen, was man im alpinen Weltcup nur gewinnen konnte, ein letztes großes Ziel blieb aber noch. Das zu erreichen holte die Olympiasiegerin jetzt nach: Lindsey Vonn startete bei Nacht vom Originalstart der legendären „Streif“ und krönte mit dieser Weltpremiere auf der berüchtigtsten Abfahrtsstrecke ihre Karriere.
Lindsey, Sie sind die erste Athletin, die die „Streif“ jemals bei Nacht gefahren ist. Selbst Ihr Coach Daron Rahlves, der erste amerikanische Hahnenkamm-Sieger, meinte: „Es ist absolut verrückt, was Lindsey gemacht hat“. Waren Sie sich des Risikos der Unternehmung bewusst?
Lindsey Vonn: Ich wusste natürlich, dass das Risiko nochmals größer wird, wenn ich die „Streif“ in der Nacht bezwingen will. Wir haben aber die Schlüsselstellen gut ausgeleuchtet und ich hatte mit Daron Rahlves zudem den perfekten Coach immer an meiner Seite. Er hat mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden und mir ganz, ganz wichtige Tipps gegeben. Trotz des erhöhten Risikos, ich war perfekt vorbereitet und vor allem war ich absolut fokussiert.
Sind Sie generell schon einmal bei Nacht gefahren?
Lindsey Vonn: Skifahren bei Nacht brachte mich zu meinen eigentlichen Wurzeln zurück. Ich habe in der Jugend in Minnesota jeden Abend nach der Schule nachts trainiert und so schließt sich für mich der Kreis.
Starthang, Mausefalle, Steilhang, Hausbergkante, Traverse und Zielsprung … die „Streif“ verlangt den männlichen Skistars von der ersten Sekunde alles ab, gilt als größte Herausforderung im Ski-Weltcup …
Lindsey Vonn: Erst wenn man die „Streif“ bezwingt, ist man ein echter Abfahrer … dies hat mir in meiner aktiven Karriere einfach immer gefehlt. Jetzt habe ich diesen Punkt abgehakt … ich hatte schon immer Respekt für alle Athleten, die die „Streif“ bezwungen haben, jetzt noch mehr!
Jeder Athlet muss auf der „Streif“ an seine Grenzen gehen, war es wegen Ihrer Knieverletzungen auch ein Sieg über Ihren Körper?
Lindsey Vonn: Die größte Überwindung war, als ich im Starthaus stand. Es ist so steil, man baut so extrem schnell Speed auf. Es war total dunkel und ich konnte nur bis zur Mausefalle sehen und hatte das Gefühl, als ob ich über den Rand der Welt hinweg springen würde. Ich glaube, ich war noch nie in meinem Leben so nervös, es war mental eine meiner größten Challenges!
Lernen Ingenieure noch von Ihnen?
Lindsey Vonn: Diese Abfahrt auf der „Streif“ ist für mich definitiv mehr als ein wahr gewordener Traum. Auf diesen Moment werde ich mein Leben lang stolz sein. Es ist so etwas wie Gold bei den Olympischen Winterspielen, das kann mir niemand mehr nehmen. Das bleibt für die Ewigkeit!
Ich habe diese einzigartige Fahrt auch für meine Mutter gemacht. Sie hat immer an mich geglaubt, manchmal sogar mehr als ich es selbst tat. Ich wusste, dass sie bei mir ist, mir zu schaute und als Schutzengel immer mit dabei war, um mir zu helfen, mir diesen großen Traum zu erfüllen! (Red Bull/TX)
Foto: Joerg Mitter / Red Bull Content Pool