Larry ten Voorde: „Als Titelverteidiger bist du die Benchmark“.
Mit 326 Punkten wurde Larry ten Voorde zum Champion 2021 im Porsche Carrera Cup Deutschland. Dem Niederländer gelang damit die direkte Titelverteidigung, das gelang zuvor nur dem Österreicher Philipp Eng in den Saison 2014 und 2015. Im Interview verrät Larry ten Voorde seine persönlichen Saison-Highlights, warum die schwierigste Phase seiner Karriere gleichzeitig die wichtigste war und die Zukunft.
Larry, kannst Du die Saison 2021 einordnen?
Larry ten Voorde: Das war eine harte Saison, der Gesamtsieg macht mich sehr überglücklich. Im entscheidenden Rennen habe ich mich bis kurz vor Schluss voll auf meine Leistung konzentriert, aber als ich um die letzte Kurve gefahren bin und mein Team gesehen habe, kamen die Emotionen bei mir durch. Den Titel sowohl im Porsche Carrera Cup Deutschland als auch den Porsche Mobil 1 Supercup jeweils zweimal in Folge zu gewinnen, ist zuvor niemandem gelungen. Wenn man bedenkt, wie viele großartige Fahrer in diesen Serien sind, macht mich das sehr stolz.
Was waren Deine Highlights in der Saison?
Larry ten Voorde: Dazu zählt auf jeden Fall mein erster Saisonsieg im neuen Porsche 911 GT3 Cup beim Saisonauftakt in Spa, aber natürlich auch der Heimsieg in Zandvoort. In einer der neuen Steilkurven konnte ich Rudy van Buren überholen. Außerdem war meine Familie mit dabei, das war ein großartiges Wochenende.
Wer waren die stärksten Konkurrenten 2021?
Larry ten Voorde: Über die Saison waren Ayhancan Güven und Laurin Heinrich meine größten Konkurrenten. Vor beiden habe ich großen Respekt. Laurin hatte ein starkes Jahr im Porsche Carrera Cup, fährt clever und hat eine große Zukunft vor sich. Ayhancan hat ein richtiges Kämpferherz, gibt alles fürs Ergebnis. Er ist definitiv einer der stärksten Konkurrenten, die ich bisher in meiner Karriere hatte!
Deine Meinung zum Porsche 911 GT3 Cup?
Larry ten Voorde: Wir treten alle mit dem gleichen Fahrzeug an, das macht den Reiz im Carrera Cup aus. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, am Setup zu arbeiten, etwa beim Luftdruck oder der Position des Heckflügels. Die Herausforderung ist, die optimalen Einstellungen für die Strecke in Kombination mit dem eigenen Fahrstil zu finden. An einigen Wochenenden hat das super funktioniert, an anderen nicht ganz so perfekt. Das ist ein Prozess, der über eine ganze Saison läuft.
Ich hatte direkt ein gutes Gefühl. Das Auto verfügt über deutlich mehr Aerodynamik, wodurch man in Kurven mit höherer Geschwindigkeit fahren kann. Aus meiner Sicht ist das ein Vorteil für Neueinsteiger, man hat über die Saison auch gesehen, dass die Rundenzeiten der ersten 15 Fahrer oft eng beieinander lagen. Allerdings sind Überholmanöver eine deutlich größere Herausforderung, weil im Windschatten die Aerodynamik etwas nachlässt und daher der Fahrer mehr gefordert wird.
Wie hast Du Dich seit 2017 denn verändert?
Larry ten Voorde: Ich bin auf jeden Fall erwachsender geworden. In meiner ersten Saison hatte ich sehr viel Feuer in mir, manchmal war ich wohl etwas übermotiviert. Allerdings kann man die Situation nicht mit der heutigen vergleichen. Ich hatte wenig Budget, wusste teilweise gar nicht, ob ich am nächsten Rennwochenende überhaupt wieder im Cockpit sitzen werde. Daher hätte jedes Rennen auch die letzte Chance gewesen sein können, mich zu präsentieren und mein Talent zu zeigen. Den Druck habe ich gespürt. Ich würde sagen, dass ich heute eine gute Balance habe.
Was war die schwierigste Karrierephase?
Larry ten Voorde: In den Jahren 2014 und 2015 konnte ich mangels Budget keinen Motorsport betreiben. Trotzdem habe ich in der Zeit nicht aufgegeben, in Zandvoort an der Strecke Autos gewaschen, bei Fahrsicherheitstrainings geholfen oder Kaffee verkauft. Ich wollte weiter mit dem Motorsport verbunden bleiben. Rückblickend war es die wichtigste Phase meiner Karriere. In dieser Zeit ist mir klar geworden, dass ich auf jeden Fall Rennfahrer werden möchte und dafür alles geben werde. Über den Porsche Sports Cup Deutschland bin ich 2016 dann zurück in den Motorsport gekommen und wurde dort direkt Champion.
Hast Du gewisse Rituale vor den Rennen?
Larry ten Voorde: Seit einiger Zeit gehören Meditation und Schattenboxen fest zu meinen Abläufen vor den Rennen. Dafür hatte ich in dieser Saison einen eigenen Trainer dabei. Meditieren tue ich sogar täglich. Manchmal nehme ich mir dafür am Tag ein paar Minuten, teilweise aber auch eine halbe Stunde. Mir persönlich hat das sehr geholfen, ruhiger zu werden und eine bessere Balance zu finden. Das hat man auch auf der Rennstrecke gesehen.
Wer waren die Vorbilder in der Kindheit?
Larry ten Voorde: Damals auf jeden Fall Kimi Räikkönen, heute sind es eher Max Verstappen und Lewis Hamilton. Beide mussten sich ihre Erfolge hart erkämpfen, das finde ich beeindruckend. Mit Max Verstappen fahre ich als Simracer gemeinsam im Team Redline. Teilweise gibt er uns sogar mitten in der Nacht noch Feedback für bessere Setup-Einstellungen im Simulator. Er nimmt wirklich jede Herausforderung an. Genau das gefällt mir so an ihm.
Und was macht eine Titelverteidigung aus?
Larry ten Voorde: Einen Erfolg zu verteidigen, ist aus meiner Sicht nochmal ein anderes Level. Du musst konstant dein Niveau bestätigen und bist für alle anderen immer die Benchmark. Und diese Saison war ich sowohl im Porsche Carrera Cup Deutschland als auch im Porsche Mobil 1 Supercup der Gejagte. Das ist ein anderer Druck, aber mir hat diese Rolle richtig gut gefallen.
Was sind Deine Ziele für Deine Zukunft?
Larry ten Voorde: Ich möchte Titel holen, am liebsten bei Langstreckenrennen. In Le Mans, Dubai oder Daytona die 24 Stunden zu gewinnen, ein Traum. Allgemein reizt mich der Motorsport in den USA. Anfang Oktober war ich als Coach auf dem Virginia International Raceway in der Nähe von Danville. Die Menschen dort leben den Motorsport unglaublich emotional, das finde ich faszinierend! (Porsche/SW)
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