Jonathan Griffith: „Die Kamera besteht aus acht Kameras, ein echtes Biest“.
Die neue Dokumentarreihe „Alex Honnold: The Soloist VR“ zeichnet die Reise des „Free Solo“-Stars nach, welche den 36-jährigen Kalifornier quer durch die USA und Europa führt, einschließlich der legendären Besteigung des El Capitan im Yosemite National Park oder des Mont Maudit, dem verfluchten Berg. Der preisgekrönte und gefeierte Produzent Johnathan Griffith nutzte die neuesten 3D-360°-Aufnahmen.
Was macht „Alex Honnold: The Soloist VR“ auf den Punkt gebracht aus, mal abgesehen von den spektakulären Naturaufnahmen?
Jonathan Griffith: Der Betrachter sieht 360° um sich herum, der Betrachter hört alles, und in normalen Medien ist es so einfach, Dinge herauszuschneiden und im Grunde zu fälschen, was der Betrachter sonst erleben oder sehen sollte. Jedoch in virtual reality ist es so roh und ehrlich, und deshalb liebe ich es.
Und es ist so absolut beeindruckend, weil man Alex nicht nur visuell beim Klettern sehen kann, sondern auch akustisch alles erleben kann. Man hört alles, was er tut, jedes winzige Quietschen durch etwaige Problemen auf dem Fels oder tiefes Atmen, es zieht einen zwangsläufig in Alex rein. Man ist dabei, ein Teil!
Was ist die Herausforderung bei VR-Filmen?
Jonathan Griffith: VR ist super kompliziert und unterscheidet sich sehr von 360°-Videos, weil wir in 3D drehen. Wenn man ein Headset aufsetzt und sich ein richtiges VR-Video ansieht, ist es so verdammt real, weil man diese gewisse Tiefe bekommt. Und natürlich bekommt man 360°.
Um das zu drehen, hat man diese Kameras, die überall ein linkes und ein rechtes Auge haben, was bedeutet, dass es eine wirklich große Kamera ist. Die Kamera, die wir verwenden, hat acht Kameras, was sie zu einem ziemlichen Biest macht. Sie hat 5,5 Kilogramm. Sie ist also ziemlich groß. Und die Komplikation bestand darin … ich kann meine große, große VR-Kamera nicht halten, weil ich dann im Weg stehe. Also muss man sie irgendwo richtig gut positionieren und dann irgendwie jedes Mal aus jeder Aufnahme herauskommen.
Klingt spannend. Wohin stellt man die Kamera also?
Jonathan Griffith: Der optimale Platz für eine VR-Kamera ist so weit wie möglich von der Wand entfernt. Also muss das Biest am Rigging-System befestigt werden, das so weit wie möglich reicht, aber es muss auch leicht sein, und ich muss es in gut zehn Minuten aufbauen können. Wir haben gut anderthalb Jahre gebraucht, um das komplizierte Aufbausystem zu entwickeln, das beinah enttäuschend ist, denn wenn man es aufgebaut sieht, denkt man: Wow, das sieht wirklich einfach aus! Aber es ist beängstigend, wie die Hebelwirkung von so viel Gewicht, das so weit heraushängt, bei so einem System wirkt. Man hat das Gefühl, wenn eine Motte hineinfliegt, bricht das ganze Ding zusammen und wir fallen alle gleich vom Berg.
Dazu kommt dann auch noch das Wetter …
Jonathan Griffith: In den Alpen gab es richtig Stress wegen des Wetters, das sich von der einen auf die andere Sekunde gegen einen richtete. Es gibt Schnee, es gibt Steinschläge … es gibt so viele Gefahren, auf die man sich einstellen muss. Daher muss man so schnell wie möglich sein.
Jetzt haben wir viel zur Entstehung der Dokumentarreihe gehört, aber wer ist eigentlich Alex Honnold? Was macht ihn im Berg aus?
Jonathan Griffith: Alex ist ein professioneller Felskletterer, dessen Free Solotouren der größten Felsen in Amerika ihn zu einem der bekanntesten und meistbeachteten Kletterer der Welt gemacht haben. Alex zeichnet sich dabei durch seine unheimliche Fähigkeit aus, seine Angst ganz zu kontrollieren, während er schwierigste Felsen in schwindelerregenden Höhen erklimmt, ohne ein Seil, das ihn im Falle eines Sturzes schützt. Trotzdem strahlt Alex dabei immer die komplette Ruhe aus.
2017 beendete Alex die erste und bis heute einzige Free Solotour der El Capitan-Route „Freerider“, die von fast allen Kletterern als größte sportliche Leistung unserer Zeit gefeiert wird. „Free Solo“, der Film, der die Besteigung dokumentiert, wurde bei den 91. Academy Awards als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Und nachdem wir also gesehen haben, wie die Zuschauer von Alex in „Free Solo“ begeistert waren, dachten wir uns, dass VR die Menschen noch näher an die Wand bringen könnte, wenn sie mit Alex direkt zusammen sind, während er die Grenzen des Sports und der menschlichen Leistung immer weiter verschiebt. (Red Bull/TX)
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