Harry Ellard: „Wir gehen an fantastische Orte, also müssen wir ihre Kultur erleben“.
Wie eigentlich jeder gute Anlass erfordert auch die Logistik des Caterings für ein motorsportliches Event eine bis ins letzte Detail akribische Planung. Harry Ellard, Catering- und Hospitality-Manager bei der Extreme E, gibt im Interview interessante Einblick in die Vorbereitung. Vor der Extreme E gehörte Harry Ellard vier Jahre lang dem Hospitality-Team in Silverstone an, nachhaltige Erfahrung ist also vorhanden.
Wie lässt sich Ihre frühere Rolle mit Ihrer jetzigen vergleichen?
Harry Ellard: Ein großer Unterschied ist die internationale Tätigkeit der Extreme E. In Silverstone war ich ein einheimischer Hospitality-Anbieter. Die Extreme E gab mir die Gelegenheit, mich weiterzuentwickeln und meine Fähigkeiten zu verbessern.
Welche Schritte müssen Sie in den Monaten vor einem X-Prix unternehmen?
Harry Ellard: Ich beginne mit der Planung für einen X-Prix schon Monate vor jedem Rennen. In Grönland zum Beispiel haben wir die Organisatoren schon gut ein Jahr, bevor das Schiff in Kangerlussuaq anlegte, wegen des Caterings kontaktiert!
Der erste Schritt besteht darin, eine umfassende Liste der Personen zu erstellen, die beim Event vor Ort sein werden, und zwar im Vorfeld, während des Events und beim Abbau. Diese Liste ändert sich, ist es wichtig, auf dem Laufenden zu bleiben.
Wir haben uns dafür entschieden, keinen globalen Caterer zu beauftragen, sondern die Dienste lokaler Anbieter in Anspruch zu nehmen. Die Entscheidung für lokale Anbieter schließt einen Ressourcenkreislauf, wenn es etwa um die Beschaffung von Personal für das Catering sowie die Beschaffung der Zutaten selbst geht. Weniger Flugmeilen für alle und gleichzeitig auch Unterstützung der lokalen Wirtschaft.
Abgesehen vom Essen, woran müssen Sie noch so denken, wenn es um die Verpflegung der Besatzung und die Bewirtung der Gäste geht?
Harry Ellard: Wie viel Mückenspray nehme ich mit? Ich hoffe, ich werde nicht von einem Moschusochsen zertrampelt. Aber Spaß beiseite, selbst für so banale Dinge wie Trinkwasser, Softdrinks und Snacks bin ich am Ende des Tages verantwortlich. Sie würden sich wundern, wie viel davon wir bei jeder Veranstaltung mitnehmen. In Saudi-Arabien wurden bei Team und Crew 14.000 Erfrischungsgetränke konsumiert … natürlich wirklich alle aus Dosen und alle recycelt, sollte ich einmal erwähnen.
Die gesamte Ausrüstung, sowohl für die Küche als auch für den Service, und das Mobiliar werden vor Ort beschafft, so dass ich für diese Artikel weit und breit suchen muss. Außerdem kümmere ich mich um die Bewirtung und den Aufbau und Betrieb unserer Explorer Lounge, was einen weiteren großen Teil meiner Zeit einnimmt!
Wie löst die Extreme E, dass alle Caterings so nachhaltig wie möglich sind?
Harry Ellard: Wir verwenden, wo immer möglich, lokale Lieferanten, wir verwenden nachhaltige Lebensmittelquellen … die gesamte Kilometerleistung der Produkte wird so gering wie möglich gehalten. Zudem verlangen wir von unseren Caterern, dass sie sich verpflichten, möglichst sehr wenig bis gar kein Einwegplastik zu verwenden … was in der Welt des Caterings eine unglaublich große Herausforderung ist.
Wir hatten in Saudi-Arabien und im Senegal gut 70.000 kompostierbare Teile für das Geschirr verwendet, aber selbst das hat uns nicht gereicht. Deswegen haben wir in Grönland eine BYOP-Aktion durchgeführt … die Premiere für eine Motorsportevent, bei der wir alle Menschen vor Ort gebeten hatten, eigene Teller mitzubringen.
Aber was sind die größten Herausforderungen bei der Verpflegung?
Harry Ellard: Wir müssen sicherstellen, dass unsere Lebensmittel immer alle frisch, regional, gesund und nachhaltig sind, und das alles im Rahmen eines realistischen Budgets und unter Einhaltung der britischen Standards für Lebensmittelsicherheit. Meine fünf Säulen des Caterings sind frisch, lokal, gesund, nachhaltig und sicher.
Wie gehen Sie denn so auf völlig verschiedene Ernährungsbedürfnisse ein?
Harry Ellard: Wir weisen unsere Anbieter darauf hin, dass das Team von Extreme E, die unterstützenden Partner und die Teams recht international sind, so dass ich gar nicht versuchen möchte, bekannte Gerichte aus deren Heimat zu kochen.
Wir gehen an diese fantastischen Orte, also müssen wir ihre Kultur erleben … eine der wichtigsten Möglichkeiten, dies zu tun, ist das Essen. Ähnlich wie im Urlaub sind Restaurants und Bars ein zentraler Bestandteil jeder Reise … wir glauben, dass es, auch wenn wir hier arbeiten, so wichtig ist, dass das Essen lokal ist und sich auch klar von dem unterscheidet, was man vielleicht in seinem örtlichen Pub erlebt!
Was war Ihr Lieblingsgericht auf dieser Reise mit der Extreme E?
Harry Ellard: Grönland, ohne Zweifel. Es war so einfach, aber die nordische Küche ist sicherlich einer meiner Favoriten. Der Schwerpunkt liegt auf frischen Zutaten, die mit feinen Gewürzen und frischen Kräutern verfeinert werden. In Grönland konnten wir mit Royal Greenland, einem der größten Arbeitgeber auf der Insel, kooperieren, der uns mit nachhaltig gefangenen Produkten versorgte, die nur wenige Kilometer vom eigentlichen Veranstaltungsort am Ende entfernt bezogen wurden. (Extreme E/SW)
You must be logged in to post a comment.