Christiane Krajewski: „Wir werben für die gesellschaftliche Gleichberechtigung“.
Noch bis zum 24. Juni findet in Berlin das größte inklusive Sportevent Deutschlands statt: Die Special Olympics Nationalen Spiele Berlin 2022. Über 4.000 Athletinnen und Athleten werden in 20 Wettbewerben antreten. Christiane Krajewski zieht unter anderem ein kurzes Zwischenfazit von diesen nationalen Special Olympics. Und die Präsidentin von Special Olympics Deutschland berichtet von ein paar Erlebnissen.
Frau Krajewski, was konnten Sie bisher schon alles miterleben?
Christiane Krajewski: Leider viel, viel zu wenig! Weil ich doch stark in die offiziellen Verbandstermine eingebunden war und auch erfreulicherweise viele Medientermine wahrnehmen musste. Aber ich war in der Tischtennis-Halle beim Training und will dort unbedingt zu den Wettbewerben. Dann war ich, weil ich Radfahrerin bin, auf der Radstrecke Straße des 17. Juni. Zudem war ich bei den Vorläufen im Schwimmen.
Wie empfanden Sie die Stimmung?
Christiane Krajewski: Die Stimmung vor Ort bei den Athletinnen und Athleten war durchgängig von totaler Begeisterung geprägt, aber auch von Aufregung. Was auch verständlich ist. Auch bei den Organisatoren war anfänglich noch etwas Nervosität zu spüren, sie müssen sehr flexibel reagieren. Zeitpläne sind eben nur Pläne, da kann sich sehr viel ändern.
Wie zufrieden sind Sie bisher mit dem Verlauf der Wettkämpfe?
Christiane Krajewski: Ich nehme überall eine äußerst positive Stimmung wahr und vor allem ganz viel Begeisterung. Wenn man sieht, welche Freude die Athletinnen und Athleten empfinden … das ist ganz wichtig! Alle geben mutig ihr Bestes. Das Edelmetall ist für unsere besonderen Athletinnen und Athleten genauso wichtig wie für alle anderen Athletinnen und Athleten auch. Und dennoch sind diese Spiele ganz besonders in Sachen Teamgeist: Der angestrebte Erfolg wird sehr gern geteilt. Und diese Special Olympics sind auch für uns in der Organisation ein ganz besonderes Event, weil sie gleichzeitig die „Pre-Games“ für die Weltspiele im kommenden Jahr sind. Dafür arbeiten wir im Team, der Verband sowie das Organisationskomitee der Weltspiele. Also diese ersten Tage bewerte ich definitiv mit einer sehr guten Note!!
Was erhoffen Sie sich für 2023?
Christiane Krajewski: Diese Spiele sind erst einmal diese Spiele. In dieser Woche ist keine Zeit für Diskussionen, wir freuen uns mit den Athletinnen und Athleten. Das ist ihre Zeit. Hinterher wird alles in Ruhe ausgewertet, und wir handeln nach dem Prinzip „Lessons learned“.
Wo fehlt es aktuell in der Gesellschaft noch an Akzeptanz?
Christiane Krajewski: Das ist unsere Kernfrage. Durch unsere Nationalen Spiele und die Weltspiele sind wir Leuchttürme: Wir schauen auf die Menschen mit ihren kognitiven Eigenschaften, die das gleiche Recht haben, ihren Sport zu treiben und zu organisieren. So lange in der Praxis nur zehn Prozent der Menschen mit geistiger Behinderung Sport treiben, haben wir ein großes gesellschaftliches Problem. Als Sportorganisation werben wir für die bessere Sichtbarkeit der Menschen von Special Olympics und für gleiche Rechte im Sport. Als Bewegung insgesamt werben wir für gesellschaftliche Teilhabe und Gleichberechtigung in den Bereichen Bildung, Arbeit, Gesundheit, Kultur und Wohnen. (Special Olympics/TX)