Andreas Roos: „Das Portfolio, das BMW M Motorsport hat, ist für mich perfekt“.
Seit wenigen Monaten ist Andreas Roos mittlerweile Leiter von BMW M Motorsport. Im umfassenden Interview berichtet der ehemalige Renningenieur über seine ersten Wochen in seiner neuen Position, seinen interessanten Werdegang im Motorsport, sein frühes Interesse an der Marke BMW und seinen Arbeitsfokus. Weitere Themen sind das LMDh-Projekt oder auch die Premierensaison des neuen BMW M4 GT3.
Wie haben Sie sich bei BMW M Motorsport eingelebt?
Andreas Roos: Die ersten Wochen waren wirklich intensiv, aber auch sehr schön. Ich wurde in der gesamten Truppe herzlich aufgenommen, wurde mit Rat und Tat unterstützt. Es macht wirklich riesigen Spaß, wie wir zusammenarbeiten, der Spirit Motorsport ist überall da. Ich bin super happy, es könnte nicht besser sein.
Was sind aus Ihrer Sicht nun Ihre wichtigsten Aufgaben?
Andreas Roos: Mein Fokus lag in den ersten Wochen darauf, erst einmal richtig anzukommen und die Leute kennenzulernen. Ich komme zwar von einem anderen großen Automobilhersteller, und da gibt es doch sehr viele Ähnlichkeiten, aber auf der anderen Seite hat jeder Hersteller natürlich auch seine Spezialitäten. Daher war die erste Hauptaufgabe, die Leute und das Team kennenzulernen, und dann auch in die Arbeit reinzukommen und zu verstehen, wo wir gerade stehen.
Meine wichtigsten Aufgaben werden es sein, Umfeld sowie Arbeitsbedingungen für das Team zu schaffen, damit die Performance auch wirklich auf der Strecke landet. Das Team muss gebildet sein, damit die Leute arbeiten und ihre Leistung bringen können, indem sie das richtige Umfeld dafür haben. Ich denke, dieses Umfeld muss stimmen, dass daraus dann die allerbesten Rennautos entstehen.
Wer sich in der Szene ein wenig auskennt, weiß, für welchen Mitbewerber Sie zuvor tätig waren. Warum dieser Wechsel zu BMW?
Andreas Roos: Das ist eigentlich relativ einfach: Weil BMW eine super Marke ist, tolle Produkte hat, tolle Fahrzeuge baut, und was für mich auch noch wichtig ist, eine riesige Historie im Motorsport hat. Die Marke war schon in der Vergangenheit so erfolgreich … jetzt möchte ich Teil dieses Erfolges sein und den Weg zusammen mit BMW gehen. Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich habe zu Zeiten der damaligen DTM angefangen, mich für den Motorsport zu interessieren, als BMW mit dem E30 M3 unterwegs war. Und das hat mich doch schon sehr stark geprägt. Damit habe ich, auch wenn ich jahrelang für einen anderen Hersteller gearbeitet habe, immer irgendwo mit einem Auge auf BMW geschielt und auch immer geschaut, was BMW so Tolles macht. Und viele sagen, ich wäre jetzt dort, wo ich auch hingehöre!
Und wie ist der Zeitplan beim aktuellen LMDh-Projekt?
Andreas Roos: Die Entwicklungsphase im LMDh-Projekt, da müssen wir offen sein, ist angespannt. Es ist ein straffer Zeitplan. Wir haben ein Ziel, in Daytona 2023 am Start zu stehen. Und nicht nur am Start zu stehen, sondern auch konkurrenzfähig zu sein. Das heißt, dass wir bis dahin gemeinsam mit unserem Partner Dallara noch einige Aufgaben zu lösen haben. Wir haben nach intensiver Entwicklungsphase nun ein intensives Entwicklungsprogramm auf der Rennstrecke, um das neue Fahrzeug zu erproben und zu testen. Es kommen also noch sehr anstrengende Tage auf uns zu, die von unseren Fahrern, von unserem Team, von BMW M Motorsport und von Dallara viel abverlangen. Man merkt aber auch, dass der Spirit da ist. Jeder ist bis in die Haarspitzen motiviert und freut sich schon darauf, wenn der Rennwagen den ersten Rollout hat, und dann natürlich auch auf den ersten Rennstart.
Wie lautet das Ziel für die erste LMDh-Saison 2023?
Andreas Roos: Wir müssen realistisch sein. Es sind viele gute Hersteller am Start, jeder kann Rennwagen entwickeln, jeder hat das auch in der Vergangenheit schon gezeigt. Aber klar ist unser Anspruch bei BMW: Wir wollen nicht nur dabei sein, wir wollen natürlich Rennen gewinnen. Doch es wäre vermessen zu sagen: Wir sind so gut, dass wir alle direkt besiegen und keiner eine Chance hat. Das Ziel ist, dass wir um Siege fahren können, dass wir vorn dabei sind. Eine Rennsaison ist lang, und hoffentlich sprechen wir am Ende ein Wort mit, wenn es um die Meisterschaft geht. Aber eine Garantie gibt es in einem so harten und eng umkämpften Feld nie.
Der BMW M4 GT3 konnte in seinen ersten Einsätzen sein Potenzial noch nicht ganz entwickeln. Normal für ein neues Rennfahrzeug?
Andreas Roos: Natürlich haben viele die Hoffnung, wenn man ein neues Auto baut, dass dann auch alles super ist. Alles ist ganz neu entwickelt und es muss alles toll funktionieren. Aber man muss auch da sagen: Es ist für uns in den ersten Rennen nicht immer alles rund gelaufen, es sind Probleme aufgetreten, die es vorher in der Entwicklungsphase nicht gab. Das ist halt dieser Unterschied zwischen Racing und Testing. Aber wir haben das Ganze analysiert und verstanden, das sollte uns nicht mehr passieren. Und wir konnten ja sehen: Die Pace steckt im Auto!
Man muss ganz klar sagen, dass der BMW M4 GT3 eine tolle Weiterentwicklung von vorhergehenden GT-Produkten aus dem Hause BMW M ist. Es wurde natürlich sehr viel Fokus darauf gelegt, dass die Performance, die Fahrbarkeit, das Handling und das Handling für die Teams wesentlich verbessert werden. Ich glaube, dass die ersten Einsätze das auch schon zeigen. Das Feedback ist sehr positiv. Ich glaube, da hat man einen großen Schritt gemacht, und das ist natürlich die Zukunft. Denn der Kundensport ist ganz klar ein großes Standbein von BMW M Motorsport, dieses wollen wir auch in Zukunft weiter bedienen. Dazu muss man das richtige Produkt haben, aber wir sind fest überzeugt, dass das ein guter Schritt wird.
Wie bewerten Sie die Aufstellung von BMW M Motorsport für die kommenden Jahre mit LMDh, GT3, GT4 sowie M2 CS Racing?
Andreas Roos: Die heutige Aufstellung und das Portfolio, das BMW M Motorsport im Programm hat, ist für mich perfekt. Vom BMW M2 CS Racing, echtem Clubsport, über das Thema Markenpokal hin zur nächsten Stufe, dem GT4, der ein sehr, sehr populäres Auto ist und schon sehr viele Erfolge eingefahren hat. Hier entwickeln wir aktuell den Nachfolger. Das ist klassischer Kundensport. Dann geht es weiter über den GT3, der den Übergang zum werksunterstützten Kundensport bildet. Doch wir können nur werksunterstützten Kundensport machen, wenn wir ein Werksprogramm haben. Das ist unsere Spitze mit LMDh, wo wir uns comitted haben. (BMW/SW)