Andreas Bechmann: „Ich bin so etwas wie ein Zehnkämpfer der BWL“.
Mit 23 Jahren ist Andreas Bechmann von der LG Frankfurt sehr gut beschäftigt: Als Zehnkämpfer geht der gebürtige Frankfurter in einer trainingsintensiven Disziplin an den Start, dazu ein BWL-Studium an der accadis Hochschule in Bad Homburg. Und mit seinem Insure-Tech Start-up feiert der U23-Europameister bereits erste Erfolge. In Zukunft fällt Andreas Bechmann definitiv nicht nur mit seinen fast 2 Metern auf!
Du studierst „General Management“. Was beinhaltet der Studiengang?
Andreas Bechmann: Ich bin so etwas wie ein Zehnkämpfer der BWL. Man lernt alle Skills ein bisschen: Finance, Marketing, Accounting, IT und so weiter. Aber von allen Bereichen ausreichend zu verstehen, hilft, um im Gesamtkontext richtig reagieren zu können. Nicht umsonst ist aus einem anfänglichen Uni-Projekt mittlerweile ein Start-up hervorgegangen, das große Schritte macht.
Profitierst Du dabei auch von der Kreativität im Sport?
Andreas Bechmann: Absolut. Im Sport gerät man trotz aller Vorbereitung oftmals in unvorhersehbare Situationen, das ist als Gründer nicht viel anders. Zu wenig Geld, zu wenig Zeit, zu wenig Ressourcen, zu wenig Wissen, zu wenig Kontakte … da muss man lernen, kreativ zu werden und effektiv zu arbeiten. Als Sportler lernt man das unterbewusst. Aber der Sport ist doch anders als das Geschäftsleben, dort geht es nicht immer absolut objektiv messerbar zu. Ein Start-up kann man zum Beispiel nicht „gewinnen“. Da kommt es auf Transferwissen an.
Was beide Disziplinen, die Welt der Start-ups wie die Sportwelt absolut gemein haben, sind unvorhergesehene Rückschlage. Wie gehst Du damit um?
Andreas Bechmann: Das gehört zu diesem Spiel mit dazu. Mit Rückschlägen und Kritik umzugehen, dazu wird man als Sportler schnell erzogen. Was mich aber stört, ist die Wahrnehmung von „Scheitern“. In Deutschland ist dieser Begriff nur negativ konnotiert, es gibt keine wirkliche Fehlerkultur. Dabei gibt es diesen klischeehaften Spruch: Du kannst entweder gewinnen oder du kannst lernen. Ich glaube, so muss man in beiden Welten an die Sache rangehen.
Und wie gehst Du mit dieser Mehrfachbelastung um?
Andreas Bechmann: Eine Privatuni ist teuer, aber das habe ich mir so ausgesucht, weil ich es für das richtige Investment in meine Karriere halte. Momentan finanziert mir der Sport das Studium. Als „Amateursportler“ muss man gut haushalten und ist auf Unterstützer wie etwa die Sporthilfe und das Deutsche Bank Sport-Stipendium angewiesen. Was das Zeitliche anbelangt: In 24 Stunden passt schon sehr viel rein, wenn man es sich richtig aufteilt und effizient arbeitet.
Auch der Zehnkampf ist sehr zeitaufwendig. Was macht den Reiz aus?
Andreas Bechmann: Ein Zehnkampf ist sehr anstrengend, körperlich und geistig, Es ist nicht so, dass ich mir non-stop sage: Hey, das ist der geilste Sport der Welt. Man geht auch nicht durch einen Zehnkampf und hat keine körperlichen Probleme. Aber es dann doch geschafft zu haben, das macht stolz und gibt dir ein sehr gutes Gefühl. Dazu ist der Zusammenhalt, auch international, zwischen den Athleten ganz besonders, das gibt es wohl nirgendwo sonst. (TX)
Foto: Andreas Bechmann Copyright Deutsche Sporthilfe