Alexander Heflik: „Kostedde wurde 1946 in Münster als „Brown Baby“ geboren“.
In der ersten beiden Teilen von „Sprenger spricht“ kam Erwin Kostedde ausführlich zu Wort und schilderte bewege Eindrücke aus seinem 75-jährigen Leben. Nicht nur als Fußballer, sondern als Mensch! Selbst Christian Sprenger versagte an der einen oder anderen Stelle die Stimme, der Podcast ist ein Muss. Im abschließenden Teil kommt der Autor der Biografie zu Wort, Alexander Heflik. Mehr in #books&sports.
Alexander, mir ist aufgefallen, in #books&sports kommen wir nicht an Münster und an Preußen Münster vorbei. Wie kann das sein?
Alexander Heflik: So richtig weiß ich es auch nicht, weil der Erfolg ja nicht der ganz große ist … aber Münster ist vermutlich immer noch die schönste Stadt der Welt, da wird es wahrscheinlich kompensiert, dass man nicht den besten Fußball auf diesem Planeten spielt. Tolle Stadt und Preußen Münster ist Teil dieser Stadt-DNA. 1951 ist man Vizemeister geworden und seit dieser Zeit läuft man dem Erfolg hinterher …
Mit Preußen Münster haben wir auch gleich den Bogen hin zu Erwin Kostedde geschlagen …
Alexander Heflik: … Erwin Kostedde ist 1946 geboren, Vater unbekannt, die Mutter war Münsteranerin. Ein gutes Jahr nach dem II. Weltkrieg geboren, der in Münster am Kanal aufgewachsen ist, so nannte man den Kiez. FC Münster 08 und Saxonia Münster waren seine ersten Vereine. Mitte der 60er Jahre bei Preußen Münster als Lizenzspieler ins Profigeschäft eingestiegen, ein großes Talent, aber auch schwierig zu händeln. Also in Münster begann alles.
Herzensverein sind aber die Offenbacher Kickers. Die Stadionzeitung heißt bis heute „Erwin“. Mehr Auszeichnung geht doch kaum?
Alexander Heflik: Damals Anfang der 70er Jahre ist er aus Lüttich nach Offenbach gekommen, die Kickers waren eine Fahrstuhlmannschaft, kann man so sagen, mit einem sehr schillernden Manager, Willi Konrad, und suchten einen Stürmer. Und mit Erwin Kostedde haben sie ihn gefunden.
Offenbach wollte immer etwas größer sein als es ist, immer im Schatten von Eintracht Frankfurt, aber schon ein geiler Verein kann man sagen. Und da ist Erwin Kostedde 1971 gelandet, nachdem er dreimal Meister mit Standard Lüttich geworden ist sowie Torschützenkönig in Belgien. Aber die vier Jahre in Offenbach waren eine grandiose Zeit für ihn. Alle vier Jahre immer zweistellig als Torjäger getroffen und in der vierten Saison das Tor des Jahres geschossen, zum deutschen Nationalspieler geworden, der erste Schwarze, den Deutschland jemals hatte. Das war schon eine starke Zeit und dort ist er eine Legende, dort ist er Kult!
Das Wort „Schwarz“ spielt eine verdammt große Rolle. Auf der einen Seite im Buch und auf der anderen Seite auch in seinem Leben. Wie hast Du es bei der Recherche erlebt?
Alexander Heflik: … Erwin Kostedde wurde 1946 in Münster als ein „Brown Baby“ geboren. Da beginnt die Geschichte. Im schwarzen Münster, wobei dies allein aufs katholische Münster bezogen ist. Damit beginnt eine Geschichte mit sehr viel Leid, mit Euphorie und auch ganz gewissen Höhepunkten in Deutschland … und Erwin Kostedde war in vielen Bereichen einer der oder sogar der Erste, bedingt durch die Hautfarbe … er ist ein Pionier mit seiner Hautfarbe in Deutschland. (CSP)
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