Carlos Sainz Senior und Junior: „Ich bin ein stolzer Vater … ein weiterer Fan“.
Der Name Carlos Sainz ist ein Synonym für den Motorsport. Carlos Sainz Senior ist eine Rallye-Legende, sowohl in der Rallye-Weltmeisterschaft als auch in der Rallye-Raid. Carlos Sainz Junior ist mittlerweile in der Formel 1 etabliert und strebt für die Scuderia Ferrari langsam an die Spitze des Feldes. In diesem Interview sprechen Vater und Sohn über ihre Leidenschaft fürs Rennfahren und die familiäre Rivalität.
Sie haben die Geschichte des Rallyesports wirklich miterlebt. Was können Sie über diese bestimmt spannende Ära erzählen?
Carlos Sainz Senior: Ich hatte das große Glück, in den alten Tagen zu leben, als alles möglich war. Wir hatten lange Rallyes und sind oft bis in die Nacht gefahren. Ich habe all diese Veränderungen während der Rallye-Zeiten bis heute miterlebt. Ich hatte das Glück, all diese Übergänge mitzuerleben!
Was war Ihr Auto, was war Ihr Moment? Wer war der härteste Teamkollege?
Carlos Sainz Senior: Das ist immer schwierig zu beantworten, denn man muss jedes Auto in seiner Zeit sehen, um es schließlich richtig beurteilen zu können. Denn es ist nicht fair, ein Auto von 2004 mit einem von 1990 zu vergleichen. Es wäre zu schön, jedes kleine Detail des besten Autos auszuwählen und ein solches Auto zu bauen. Das wäre ein großer Spaß. Ich kann den Toyota Celica nicht vergessen, mit dem ich zwei Meisterschaften gewonnen habe, den Subaru, den Ford Focus, den Escort und später den Xsara.
Auch das ist schwer zu sagen. Ich hatte fantastische, sehr starke Teamkollegen, wie Juha Kankkunen, Didier Auriol. Sicherlich auch Colin McRae. Mit ihm war ich in den meisten Jahren zusammen. Er war gegen Ende und vor seinem plötzlichen und sehr traurigen Unfall ein guter Freund. Dann Sébastien Loeb, den darf man nicht außer Acht lassen. Respekt für alle!
Und warum wollten Sie dann in die Formel 1?
Carlos Sainz Junior: Ich würde mit meiner Leidenschaft für Autos beginnen. Seit ich ein Kleinkind war, hatte ich ein Auto zu Hause oder in der Nähe … natürlich ein Elektroauto, das zuerst Donuts fuhr und dann seitwärts durch den Hinterhof. Dann habe ich angefangen, in der Halle Go-Kart zu fahren. Als sich alles entwickelte, ging meine Karriere plötzlich mehr in Richtung Kartsport. 2005 besuchte ich den Großen Preis von Spanien, und dort habe ich mich richtig in die Formel 1 verliebt. Seitdem war es mein Ziel, ein Pilot in der Formel 1 zu sein.
Würden Sie eines Tages wechseln und eine Rallye Dakar bestreiten wollen?
Carlos Sainz Junior: Die Rallye Dakar? Ich werde es versuchen, aber bis dahin wird mein Vater wahrscheinlich über 70 Jahre alt sein, und ich hoffe vor allem für die Gesundheit meiner Mutter und auch für ihn selbst, dass er dann keine Rennen mehr fährt. Mein Ziel ist es, irgendwann einmal eine Rallye zu fahren. Im Moment bin ich aber so auf die Formel 1 konzentriert und fokussiert, dass ich mich auf gar nichts anderes konzentrieren kann.
Was ist für Sie beide der größte Unterschied in der Renntechnik zwischen dem generellen Rallyesport und der Formel 1?
Carlos Sainz Senior: Jeder ist auf der Suche nach der letzten Zehntelsekunde, ob auf einer Rennstrecke oder bei einer Rallye. Wenn man ein Rallyeauto auf Schotter fährt, hat man den Eindruck, dass das Auto viel rutscht, aber man nimmt den letzten Zentimeter der Strecke und fährt so sanft wie möglich. Das Fahren auf Asphalt hat viele Ähnlichkeiten mit Rundstreckenrennen, und die Rallye-Raid ist natürlich eine ganz andere Disziplin. Wir fahren auf den völlig entgegengesetzten Seiten und mit dem größten Unterschied zwischen zwei Autos, zwei Wettbewerbsautos in der Welt, aber am Ende ist die Philosophie ja die gleiche.
Carlos Sainz Junior: Zunächst einmal müssen wir mit den Bedingungen beginnen. Ein Pilot in der Formel 1 fährt auf einer Strecke, auf der er die Kurve perfekt kennt, sobald er ins Qualifying und ins Rennen geht, weiß er, welche Gänge er einlegen und welche Linien er fahren muss. Es geht allein nur um Präzision und darum, wie gut man das Auto bis zum absoluten Limit ausreizen kann und versucht, die letzte Zehntelsekunde herauszuholen. Rallyesport ist natürlich beinahe identisch, nur mit etwas mehr Improvisation und viel mehr Gefühl.
Wie glücklich sind Sie darüber, dass Ihr Sohn Ihnen in den Sport gefolgt ist?
Carlos Sainz Senior: Wie man sich vorstellen kann, bin ich ein stolzer Vater, aber mehr noch, weil ich glaube, dass er sehr hart gearbeitet hat, um dahin zu kommen, wo er jetzt ist. Er hat sich für den Weg in die Formel 1 entschieden. Wenn er sich für den Rallyesport entschieden hätte, hätte ich ihm deutlich mehr dabei helfen können. Ich versuche, ihm zu helfen, wann immer ich kann, aber jetzt immer weniger. Er ist bereits Erwachsen und weiß, was er zu tun hat. Ich folge ihm nur wie ein weiterer Fan … ein ganz besonderer Fan!
Wie wettbewerbsfähig sind Sie zusammen?
Carlos Sainz Senior: Im Auto ist es schwierig, gegeneinander zu kämpfen, weil er auf den Rennstrecken schon viel besser ist als ich. Im Rallyesport hat er ein sehr gutes Gefühl. In anderen Sportarten kämpfen wir auch. Es wird mittlerweile natürlich immer schwieriger … aber es gibt trotzdem noch ein paar Dinge, bei denen ich ihn ein bisschen in Schwierigkeiten bringen kann.
Carlos Sainz Juniro: Manchmal … schlägt er mich um Längen beim Golf oder beim Squash. Ich glaube nicht, dass ich ihn bei den geraden Rundenzeiten im Rallyesport je übertreffen werde, solange er nicht zu alt ist. (Red Bull/SW)
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