Stefan Bradl: „Ich sehe relativ schnell, wo Talent vorhanden ist“.
Das neue Nachwuchs-Förderprogramm von Stefan Bradl und dem Motorsport Team Germany feierte in der Motorsport Arena Oschersleben seine Premiere. Unter dem Banner des Motorsport Team Germany, das von ADAC Stiftung Sport und DMSB vor zwei Jahren gegründet wurde, fand das erste Kadertraining für junge Motorrad-Rennsportler unter direkter Anleitung des Motorrad-Weltmeisters Stefan Bradl statt.
Stefan, wenn man sich den Motorsport auf zwei Rädern anschaut, mehr oder weniger findet man nur noch deutsche Starter im Bereich Offroad. Auf dem Asphalt wird es von Jahr zu Jahr weniger, und Talente kommen gefühlt keine nach. Welche Bedeutung hat die Förderung im Nachwuchs für Dich?
Stefan Bradl: Die Nachwuchsförderung im deutschen Motorrad-Rennsport ist für mich mittlerweile eine absolute Herzensangelegenheit und deshalb werde ich den Förderprozess auch persönlich begleiten und als Trainer sowie Fahrercoach, wann immer es meine Zeit erlaubt, bei Veranstaltungen wie hier in der Motorsport Arena Oschersleben mit dabei sein. Aber: Die Nachwuchsarbeit im deutschen Motorrad-Straßenrennsport muss auf eine komplett neue Ebene gehoben werden, es braucht neue Idole in dieser faszinierenden Motorsport-Disziplin. Mit dem Motorsport Team Germany suchen und fördern wir deutsche Talente, die bis in die MotoGP kommen können. Jetzt heißt es, in der gemeinsamen Nachwuchsförderung Gas zu geben.
Du hast die Veranstaltung des Motorsport Team Germany in Oschersleben angesprochen. Wie zufrieden bist Du mit dem Kadertraining?
Stefan Bradl: Ich bin sehr, sehr zufrieden! Angefangen beim Wetter, das haben wir perfekt erwischt. Aber vor allem das Know-how und der Umgang im gesamten Team machen Lust auf mehr. Die Mädchen und Jungs haben auf und neben der Strecke einen sehr guten Job gemacht. Ich bin wirklich zufrieden, weil sie sich alle über den Tag richtig schön gesteigert haben. Sehr viele Informationen prasseln an so einem Tag auf die Talente ein, aber sie setzen sie dann in Zeiten um. Ganz wichtig ist auch bei solch einem vollen Programm, alle hatten richtig viel Spaß zusammen. Wenn der Spaß verloren geht, dann wird man auf Sicht auch nicht besser.
Wo steht Deiner Meinung nach das Nachwuchs-Förderprogramm?
Stefan Bradl: Es ist schön, dass das Interesse langsam wächst … eigentlich ist es erst einmal schön und aufbauend, dass es generell Interesse am Motorsport Team Germany gibt. Mit der ADAC Stiftung Sport und dem DMSB stehen organisatorisch die richtigen Gruppen mit den richtigen Leuten dahinter. Für mich ist es jedoch viel wichtiger, auf die Mädchen und Jungs einzugehen, um ihnen den nächsten Schritt zu ermöglichen … zumindest will ich sie gut vorbereiten. Leider gibt es für so etwas noch kein Patentrezept, sondern ich muss mich mit allen im Kader ganz individuell befassen und meine Tipps auf jedes der Talente einzeln abstimmen. Das ist auch für mich fordernd, aber man bekommt so viel zurück. Das alles ist gut zu sehen.
Wenn Du immer komplett individuell auf jedes dieser Talent eingehen musst, wie findest Du denn eigentlich jedes Mal den Ansatzpunkt?
Stefan Bradl: Ich sehe relativ schnell, wo man ansetzen muss. Ich muss dafür die Mädchen und Jungs nur zwei, drei Runden auf der Strecke beobachten. Wenn man dann mit ihnen spricht, darf man sie aber mit Tipps auch nicht überfrachten. Es geht darum, dass der Spaß erhalten bleibt. Also geht man in kleinen Schritten vor, damit sich gewisse Erfolge beim Umsetzen der Tipps auf der Strecke einstellen. Man darf auch nicht vergessen, die Mädchen und Jungs haben am Anfang auch erst einmal mit der großen Strecke und der Maschine zu tun. Da ist es kontraproduktiv, wenn ich ihnen dann auch noch permanent mit Informationen komme.
Und welche Talente haben dann eine Chance auf eine Karriere?
Stefan Bradl: Am Ende können sie alle ein Motorrad richtig schnell auf der Strecke bewegen, doch dann gilt es auf die Zähne zu beißen bei der Jagd nach Zeiten! (SW)