Jusuf Owega: „Der Nürburgring ist weltweit bekannt“.
Jusuf Owega hat am Wochenende zum vierten DTM-Stopp auf dem Nürburgring die kürzeste Anreise aller Fahrer im ganzen Feld. Der 21-jährige Kölner vom Mercedes-AMG Team BWT bestreitet seine Debüt-Saison in der DTM. Und im Interview spricht Jusuf Owega über seine besondere Beziehung zum Nürburgring, die Bedeutung von ADAC Rennserien für seine Karriere und Rad-an-Rad-Duelle gegen seinen Bruder.
Was verbindest Du als Kölner mit dem Nürburgring?
Jusuf Owega: In erster Linie sind es zwei Heimrennen für mich. Der Nürburgring ist auch die erste Strecke, mit der ich als kleiner Junge den ersten Kontakt hatte. Mit meinem Vater und meinem Bruder bin ich früher öfter auf der Nordschleife gefahren. In Kombination mit der Nordschleife hat der Nürburgring eine große Geschichte. Die Formel 1 ist dort viele Jahre gefahren, die 24 Stunden sind eines der größten Events der Welt. Wenn man an Motorsport in Deutschland denkt, kommt einem sofort der Nürburgring in den Kopf. Die Strecke ist weltweit bekannt.
Auf dem Nürburgring wird am Wochenende der DTM-Halbzeitmeister gesucht. Was hat die Strecke zu bieten?
Jusuf Owega: Die Kurvenkombinationen am Nürburgring sind sehr speziell. Anders als beispielsweise in Oschersleben oder am Sachsenring fließen die Kurven nicht so ineinander über. Das sieht man unter anderem im ersten Abschnitt gut. Es beginnt mit einer Spitzkehre, danach geht es über eine langgezogene Linkskurve rein in die Mercedes-Arena. Das ist ein langsamerer, aber sehr technischer Bereich. Am Ende fährt man, um der Schnellste zu sein. Das ist es relativ egal, wie der Kurs verläuft.
Wo sind auf dem Nürburgring die Schlüsselstellen?
Jusuf Owega: Die letzte Kurve wird entscheidend sein. Kommt man aus der nicht gut raus, fehlt der Speed und man kann gegen Ende der Start-Ziel-Geraden überholt werden. Auch aus der Bit-Kurve muss man die Geschwindigkeit mitnehmen, dann kann vor und in der Schikane ein Überholmanöver folgen.
Du bist über die ADAC GT4 Germany in den GT-Sport gekommen. Dies ist der Wechsel in Deiner Karriere?
Jusuf Owega: Auf jeden Fall. Der Umstieg von der britischen Formel 3 in die ADAC GT4 Germany war schon eine Herausforderung. Für mich kam es darauf an, mich schnell an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen. Anders als etwa die Boliden in der Formel 3 sind die GT4-Fahrzeuge beispielsweise deutlich seriennäher. Es war mein Einstieg in den GT-Sport, und von daher war es ein wichtiges Jahr für mich.
Und welche Rolle spielte das ADAC GT Masters?
Jusuf Owega: Im ADAC GT Masters bin ich den nächsten Karriereschritt gegangen. In den zwei Jahren habe ich neben den Strecken auch viele Fahrer kennengelernt, die jetzt zur DTM zählen. Aus meiner Sicht hilft es, den Fahrstil der Konkurrenz zu kennen. Dadurch kann man auf der Strecke besser einschätzen, wie sich ein Fahrer in bestimmten Situationen so verhält. Außerdem war ich über die erste Saisonhälfte der Tabellenführer im ADAC GT Masters, das ist gut für das Selbstbewusstsein und das positive Gefühl habe ich mit in die DTM genommen.
Diese Saison bist Du in der DTM. Wie fällt die Zwischenbilanz nach den ersten sechs DTM-Rennen aus?
Jusuf Owega: Es ist meine erste DTM-Saison und mein erstes Jahr als Mercedes-AMG Junior-Fahrer. Daher waren die Rennen von vielen neuen Eindrücken geprägt. Trotzdem konnten wir unser Potenzial zeigen. Beim Auftakt in Oschersleben und in Zandvoort bin ich zweimal in die ersten Zehn gefahren. Jeder arbeitet fokussiert. Ich bin davon überzeugt, dass für uns im Laufe der Saison noch mehr gehen wird.
Was ist in dieser DTM-Saison noch für Dich drin?
Jusuf Owega: Ein Podiumsplatz ist auf jeden Fall das Ziel. Ich denke schon, dass wir auch gewisse Chancen auf einen Sieg haben können. Das Feld liegt unglaublich eng beieinander, natürlich benötigt man da auch immer etwas Glück. Aber wenn das Gesamtpaket einmal passt, können wir vorn angreifen.
Dein Bruder Salman Owega fährt im ADAC GT Masters, 2022 noch ein Gegner. Wie fühlt sich dies so an?
Jusuf Owega: Es hat seinen Reiz, gegen den Bruder zu fahren. Auf den Strecken schenken wir uns nichts. Ich bin mir aber relativ sicher, dass mein Bruder mich nicht abräumen würde. Salman und ich haben einen super Umgang. Kritische Manöver lassen sich nach einem Rennen einfacher lösen, als wenn ich so eine Situation mit einem fremden Fahrer habe. Wir hatten am Nürburgring mal einen kniffligen Moment auf der Strecke. Damals sind wir ein paar Kurven mehr oder weniger nebeneinander gefahren, ein Duell Rad-an-Rad, bis ich an ihm vorbeigezogen bin. (ADAC Motorsport/SW)
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