Nicolas Hale-Woods: „Wir freuen uns, die Saison in Baqueira Beret zu eröffnen“.
Freeriden ist ein Sport, der in den letzten Jahren ein enormes Wachstum erfahren hat und durch eine „Pyramide“ von Entwicklungsprogrammen unterstützt wird. Unter Leitung der Freeride World Tour sind der Freeride World Qualifier und die Freeride Junior Tour darauf ausgelegt, das Wachstum des Sports an der Basis zu stützen. Im exklusiven Interview gewährt FWT-Gründer Nicolas Hale-Woods größere Einblicke.
Nicolas, im Jahr 2008 hast Du erstmals die Freeride World Tour durchgeführt, und daraus eine jährliche Serie gestartet. Was war und ist die Idee dahinter?
Nicolas Hale-Woods: Die Idee hinter der Freeride World Tour, die 2007 geplant wurde und 2008 zum ersten Mal stattfand, war, eine Liga mit den besten Freeridern der Welt auf den besten Bergen der Welt zu schaffen. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits eine starke eigenständige Veranstaltung, die Verbier Xtreme, welche bereits 1996 ins Leben gerufen wurde. 2007 war der Markt bereit, eine Veranstaltungsreihe zu finanzieren und zu vermitteln, und so haben wir diese Gelegenheit genutzt.
Wie hat sich Deine Grundidee mit den Jahren weiterentwickelt?
Nicolas Hale-Woods: Die Idee hat sich in ihrem Kern nicht sehr verändert. Das Ziel ist es, den Sport auf allen Ebenen auszubauen, von der Profi-Liga (FWT) über die zweite Division, die Freeride World Qualifiers (FWQ), bis runter zur Freeride Junior Tour (FJT), die jedem Freerider auf der Welt einen Einstieg bietet. Heute gibt es 160 Wettbewerbe und 5.500 lizenzierte Freerider rund um den Globus.
Wahrscheinlich können nicht alle Leserinnen und Leser mit der Freeride World Tour etwas anfangen. Kannst Du das Format in Deinen Worten skizzieren?
Nicolas Hale-Woods: Bei einem Freeride-Wettbewerb wird eine schöne Bergwand abseits der Piste mit Start- und Zielbereich vorgeschlagen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fahren nacheinander, wobei sie ihre Linie zwischen Start und Ziel frei wählen können. Sie werden von einer Jury nach folgenden Kriterien bewertet: Wahl der Linie, Kontrolle, Flüssigkeit, Sprünge und Stil. Die Jury erstellt eine Rangliste für jede Veranstaltung. Am Ende der FWT-Saison wird in jeder der vier Kategorien, also bei Snowboard Damen/Herren und Ski Damen/Herren, ein Weltmeister gekürt. Alle Wettkämpfe werden live übertragen, so dass die Zuschauer von ihrem Sofa aus das Geschehen in den Bergen irgendwo auf dem Planeten gut verfolgen können.
Nach welchen Kriterien werden die Destinationen ausgesucht?
Nicolas Hale-Woods: Die FWT-Destinationen müssen immer ein paar Bergwände mit interessantem Gelände mit Couloirs, Klippen und Geländemerkmalen aufweisen, die verschiedene Linien und mehrere natürliche Sprünge ermöglichen. Im Idealfall sind diese Schauplätze für die Öffentlichkeit zugänglich und können somit auch vor Ort beobachtet werden. Die FWT-Destinationen müssen ihren Ort auch als Freeride-Destination, also als Hors-Piste, vermarkten und den Wettbewerb mit bis zu etwa 50 Prozent des Veranstaltungsbudgets immer auch mitfinanzieren.
In diesem Jahr ist die Freeride World Tour erstmals in Baqueira Beret. Es ist am 22. Januar sogar der Start in die Saison. Wie kommt man ausgerechnet auf Spanien? Was dürfen Fans bei der Premiere in Baqueira Beret erwarten?
Nicolas Hale-Woods: Die FWT freut sich sehr darauf, die Saison in Baqueira Beret zu eröffnen, denn die neue Destination ist ein Freeride-Mekka mit vielen exzellenten lokalen Ridern wie Aymar Navarro und dem aufstrebenden Talent Abel Moga. Man kann eine fantastische Show auf sehr schönen Bergen erwarten, die im Dezember eine sehr solide Schneeschicht erhalten haben. Außerdem kann man in Val d’Aran mit einer großartigen Gastfreundschaft und natürlich mit gutem Essen rechnen.
Hast Du eigentlich selbst eine Lieblingsstation im Programm?
Nicolas Hale-Woods: Mein absoluter Lieblingsort ist Verbier in der Schweiz, da es mein Heimatort ist und wir dort 1996 den ersten Wettbewerb organisiert haben. Der Verbier Xtreme ist heute das FWT-Finale und der angesehenste und legendärste Wettbewerb. Das liegt am Bec des Rosses, einem Berg, der zwar einschüchternd ist, aber unendlich viele actiongeladene Lines bietet. Und Verbier ist nicht allein nur ein Freeride-Mekka, sondern auch eine Après-Ski Premium-Destination!
Wenn man sich die Videos von der Freeride World Tour anschaut, was ich nur empfehlen kann, dann kommt man bei aller Bewunderung zwangsläufig nicht um den Gedanken der Sicherheit herum. Die Athletinnen und Athleten sind im freien, extremen Gelände unterwegs. Wie wird die Sicherheit garantiert?
Nicolas Hale-Woods: Die Sicherheit ist und bleibt seit 1996 immer oberste Priorität. In erster Linie werden die ganzen Wettkampfstätten von professionellen Bergführern überwacht und bearbeitet, um sicherzustellen, dass das Gelände vor allem in Bezug auf Schneedecke und Lawinen sicher ist. Zur obligatorischen Ausrüstung gehören Helm, Rückenprotektor, das neueste Suchgerät für Lawinenverschüttete, Sonde und Schaufel, Recco-Detektor und Airbag. Sehr wichtig ist auch das Bewertungssystem, bei dem mangelnde Kontrolle stark bestraft wird, eine Fahrerin oder ein Fahrer, der stürzt oder außer Kontrolle gerät, erhält keine Punkte. Die Richter wollen saubere, kontrollierte Läufe mit gelandeten Sprüngen sehen. Wenn man die Veranstaltungen weltweit mitzählt, gibt es etwa 10.000 Wettkampfläufe in jedem einzelnen Jahr, und es gab glücklicherweise nur äußerst wenige schwere Unfälle in dem Zeitraum.
Wie würdest Du ganz persönlich das Freeriden beschreiben?
Nicolas Hale-Woods: Freeriding ist neben dem Surfen eine der schönsten Outdoor-Sportarten, die man erleben kann. Man kann es auf allen Kontinenten ausüben, in einer unglaublichen Bergwelt, mit Freunden und der absoluten Freiheit der Strecke, der individuellen Geschwindigkeit und des Teilens. Freeriden ist Freiheit!
Am 22. Januar geht es in Spanien los und am 3. April wird in der Schweiz dann gefeiert. Wie lange dauern die Planungen für die komplette Serie? Und wann beginnen dann Deine Vorbereitungen auf die Saison 2023?
Nicolas Hale-Woods: Die Organisation der Freeride World Tour ist eine Aufgabe, die sich über ein ganzes Jahr erstreckt, inklusive Sponsorensuche und -betreuung, Kommunikation und Logistik. Wir haben ein Team von zwölf Vollzeitmitarbeitern, die im Winter durch zehn Praktikanten ergänzt werden. Wir arbeiten immer mit lokalen Organisationskomitees zusammen, Fachleute und Freiwillige. An den Tour-Stopps sind gut 150 Personen beteiligt. Schon heute planen wir nicht die Veranstaltung nur für 2023, sondern schon für 2024 in Bezug auf Reiseziele und Vertragspartner. (TX)
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