Jermaine Greene: „Der Fußball kann nur ein Hebel gegen Rassismus sein“.
Aktuell macht der deutsche Fußball wieder verstärkt auf die Thematik Rassismus aufmerksam. Ein äußerst schwieriger Themenkomplex, da sich Rassismus nicht auf eine Art äußerst, sondern auf verschiedene Arten. Jermaine Greene gehört beim SV Werder Bremen zur Abteilung Fankultur/Antidiskriminierung und ist aufgrund seiner Hautfarbe selbst schon mehrfach das Ziel von rassistischen Aussprüchen gewesen.
Aktuell macht der deutsche Fußball in Zusammenarbeit mit den übertragenden Medienanstalten wieder vermehrt auf das Thema Rassismus aufmerksam. Wie kann man Rassismuserfahrungen definieren?
Jermaine Greene: Rassismuserfahrungen kann man auf völlig verschiedene Arten haben. Es gibt den strukturellen, den alltäglichen Rassismus. Es muss folglich nicht die klassischen Attacken geben, damit wir von einer Rassismuserfahrung sprechen. Struktureller Rassismus findet auf verschiedenen Ebenen statt.
Welche Rolle kann der deutsche Fußball im Kampf gegen Rassismus spielen, vor allem mit seinem weltweiten Aushängeschild der Bundesliga?
Jermaine Greene: Man hat einen Hebel, den man setzen kann. Wenn über die DFL alle Vereine ein Zeichen setzen, wirkt es viel breiter, als wenn jeder Verein für sich etwas gegen Rassismus macht. Es ist die Frage, ob alle Vereine mitziehen. Wenn wir solche Aktionen machen, müssen wir alle Vereine dabei in die Pflicht nehmen, nicht nur nette, plakative Aktionen zu machen, sondern auch zu schauen, wie wir es lebenund umsetzen. Da haben wir alle immer noch ein Stück weit Nachholbedarf. Man kann aber gemeinsam wachsen.
Die größte und wohl die einzige Frage ist doch am Ende des Tages. Wie kann man Rassismus in den Griff bekommen?
Jermaine Greene: Man kann den Rassismus nicht allein nur im Fußball in den Griff bekommen, sondern nur gesamtgesellschaftlich in den Griff bekommen. Dabei kann der Fußball aber ein Hebel sein und mit Aktionen sowie gezielten Taten die Fans unterstützen, die von sich aus ein Zeichen gegen Rassismus setzen wollen. Auch in der Mitarbeiterschaft können wir mit Anti-Rassismus-Workshops sehr viel machen. Wir müssen schauen, dass wir uns an die eigene Nase fassen. (DAZN/TX)
Foto: SV Werder Bremen