Emmanuel Bacquet: „Jedes Jahr bietet das MAC neue Sonderausstellungen“.
Vom Sportwagen zum Weltmeister: Der langen Toyota Rennsport-Tradition widmet sich bis zum 15. April 2023 eine ganz eigene Ausstellung. „Racing & Innovation – a Retrospective of Toyota in Motorsport“ im MAC Museum Art & Cars zeigt ikonische Fahrzeuge der japanischen Marke. Emmanuel Bacquet, Kurator des MAC Museum Art & Cars, bringt in dem Interview das Museum und die Ausstellung etwas näher.
Herr Bacquet, bevor wir über die bis 15. April andauernde Ausstellung „Racing & Innovation – a Retrospective of Toyota in Motorsport“ sprechen, hätte ich erst einmal eine persönliche Frage: Was macht ein Kurator Automobile?
Emmanuel Bacquet: Ein Museumskonservator ist primär für die Einrichtung der Museumsräume, Wartung, Restaurierung oder die gute Konservierung von Autos zuständig. Diese äußerst komplexen Aufgaben werden in der Regel von Fachleuten übernommen. Ich bin für die Organisation und die Durchführung von Ausstellungen verantwortlich. Im Falle von Automobilen kümmere ich mich auch um die historische Verfolgung der Autos von ihrer Herstellung bis heute, was eine Menge Recherche erfordert. Ich kann auch Kataloge der Ausstellungen erstellen.
Was haben Sie denn dann für die aktuelle Ausstellung „Racing & Innovation – a Retrospective of Toyota in Motorsport“ zusammengetragen? Oder anders gefragt: Was kann das Publikum im MAC Museum Art & Cars in Singen noch bis zum 15. April von der Marke Toyota bestaunen?
Emmanuel Bacquet: Die allgemeine Idee war, die vielen Facetten des Motorsports zu zeigen, an denen die Marke Toyota beteiligt ist. Das heißt in diesem Fall: Rallyes, Langstreckenrennen, Formel 1, Rallye Raids, Bahnrennen.
Wir haben zudem ikonische Modelle von Toyota zusammengestellt, wie die Celica Rallyeautos der 70er sowie 80er Jahre, den Corola der 90er Jahre, den fabelhaften GT One von Le Mans, den Geschwindigkeitsrekordhalter von Le Mans, den TSO50 Hybrid, den Formel 1-Boliden, das Yaris 2020 Rallyeauto und das Fahrzeug von der Paris Dakar 2005. Der wunderschöne LFA Nürburgring, der von Akio Toyoda selbst gefahren wurde, sowie der farbenfrohe Supra Nürburgring. Natürlich dürfen wir hier den Toyota 2000 GT aus den 60er Jahren nicht vergessen.
Auf welches dieser zwölf Ausstellungsstücke sind Sie als Kurator Automobile aus dem historischen oder sportlichen Blickwinkel besonders stolz?
Emmanuel Bacquet: Als Liebhaber der Automobilgeschichte würde ich sagen, die Wahl fällt auf den Toyota 2000 GT. Dieser schöne Wagen ist zwar nicht der Start in den Motorsport, markiert aber die ersten echten Meilensteine.
Kommen wir zur sportlichen Geschichte der Marke Toyota. 1967 ging es mit einem speziell modifizierten Toyopet Crown Deluxe Serienmodell bei einer 19-tägigen Rundfahrt in Australien los. In diesen 55 Jahren war Toyota gefühlt in jeder Rennserie unterwegs, oft mit großem Erfolg. Wo würden Sie sagen, hat Toyota die motorsportlichen Entwicklungen am nachhaltigsten geprägt? Wo ist die motorsportliche Heimat der Marke Toyota?
Emmanuel Bacquet: Ich würde sagen, dass Toyota, wie die großen europäischen Marken auch, sehr schnell das Prinzip „sonntags fahren und montags verkaufen“ verstanden hat. Andererseits erkannte Toyota auch sehr schnell die Bedeutung des Rennsports und seiner technischen Entwicklung, die nicht nur die Industrie, sondern auch das Interesse der zukünftigen Kunden auf der ganzen Welt stimulieren kann, weshalb man unzählige Rennteams auf beinahe allen Kontinenten findet. Aber die großen europäischen Hersteller hatten bereits vor Toyota stark die Entwicklung des Motorsports beeinflusst. Toyota hat lediglich einen weiteren Platz in diesem Einfluss eingenommen, vor allem bei den Japanern und seinen Nachbarn.
Wenn man sich die Ausstellung „Racing & Innovation – a Retrospective of Toyota in Motorsport“ genauer betrachtet, dann geht es nicht allein um das Thema Motorsport. Welchen Einfluss hat der Motorsport auf Toyota?
Emmanuel Bacquet: Diese Autos verkörpern nicht nur die Geschichte von Toyota, sondern auch die wahre DNA des Unternehmens. Mit diesen Autos kommen wir in Kontakt mit Geschichte, Innovation sowie Geschwindigkeit. Der Motorsport hat die Forschung, Leistung, Zuverlässigkeit und die Sicherheit bei Toyota hervorgebracht. Diese Autos, vor allem der Toyota 2000 GT, sind in gewisser Weise die „Mutter“ der künftigen Sportwagen der Marke, wie etwa die Supra oder der GT86.
Das MAC Museum Art & Cars gibt es erst seit 2013 und umfasst die beiden Museen MAC1 und MAC2. Was ist die Geschichte hinter dem Museum und auf was hat sich das Museum in Singen spezialisiert?
Emmanuel Bacquet: Die Unternehmerfamilie Maier hat es sich zur Aufgabe gesetzt, das Versprechen einzulösen, welches sie einst den Gründern der Südwestdeutschen Kunststiftung gegeben hat: „Kunst der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“. Und so entstand die Idee, ein Museum zu schaffen, in welchem die Kunstwerke präsentiert werden und in dem man sich mit Kunst, Autos sowie ihrer Geschichte beschäftigen kann. Der Entwurf und Bau des Gebäudes durch den Architekten Daniel Binder aus Gottmadingen wurde von der Idee geleitet, die Natur zu imitieren. So wurden diese sanften Kurven des MAC 1 in der Anlehnung an die Ruinen der Festung Hohentwiel geschaffen. In regelmäßigen Wechselausstellungen präsentiert das Mac Museum hochkarätige Kunstwerke im Dialog mit exklusiven Automobilen.
Im kommenden Jahr feiert das Museum einen runden Geburtstag. Ist denn zu diesem feierlichen Jubiläum etwas ganz spezielles in der Planung?
Emmanuel Bacquet: Jedes Jahr bietet das Mac Museum zwei oder drei völlig neue Sonderausstellungen an, an denen ich zusammen mit meiner Kollegin und natürlich der Unternehmerfamilie Maier aktiv teilnehme. Es finden aktive Diskussionen statt, um die nächsten Ausstellungen zu genehmigen, was immer viel Zeit und Energie in Anspruch nimmt. Aber zum jetzigen Zeitpunkt kann ich Ihnen leider noch nicht unser Programm verraten, aber ich kann Ihnen versichern, dass das Automobildesign, das der Unternehmerfamilie Maier am Herzen liegt, das Hauptthema sein wird. (SW)