Timothy Shriver: „Noch ist es ein Glimmen, mit den Spielen wird es ein Leuchten“.
Vom 19. bis 24. Juni findet in Berlin das größte inklusive Sportevent Deutschlands statt: Die Special Olympics Nationalen Spiele Berlin 2022. Über 4.000 Athletinnen und Athleten werden in insgesamt 20 Wettbewerben antreten. Timothy Shriver gibt einen ersten Ausblick auf die Special Olympics World Games Berlin 2023. Und der Vorsitzende der Special Olympics International freut sich schon mächtig auf Berlin.
Wie hat Ihnen die Pressekonferenz gefallen?
Timothy Shriver: Nun, zunächst einmal war es wunderbar, bei den Athletinnen und Athleten zu sein und die ganzen Menschen mit so viel Enthusiasmus für ihren Sport zu erleben. Wenn dann die Spiele beginnen, sind wir alle mit dem ganzen Herzen in diesem Moment involviert. Wir werden sehen, wie die Athletinnen und Athleten vom ersten bis zum ersten Tag leuchten. Und ich denke, gerade jetzt braucht die Welt so ein Leuchten. Ein wenig Licht in so viel Dunkelheit. Heute war es ein Glimmen, mit dem Start der Spiele wird es ein Leuchten!
Wieso engagieren Sie sich so für Special Olympics?
Timothy Shriver: Ich bin durch meine Mutter mit dieser Bewegung aufgewachsen. Noch bevor es die Special Olympics überhaupt gab, haben wir in meiner gesamten Familie diesen Gedanken bereits gelebt. Mit vier oder fünf Jahren haben wir in einer gemischten Gruppe bei uns im Hinterhof alle zusammen gezeltet und gespielt. Es hat uns Kinder gar nicht interessiert, dass nicht alle Kinder der so genannten Norm entsprachen. Wir waren Kinder und wir hatten zusammen unseren Spaß … es gab keine Barrieren zwischen uns. Bis heute glaube ich ganz fest an die positive Macht des Spielens. Und wenn die Kinder spielerisch die Inklusion verinnerlichen, muss in der späteren Gesellschaft nichts mehr repariert werden.
Warum gibt es immer noch diese Hürden?
Timothy Shriver: Ich würde gerne denken, dass die Bewegung schon weiter wäre. Doch die Barrieren sind noch vorhanden. In zu vielen Situationen denken Menschen immer noch, dass Menschen die nicht der Norm entsprechen, also auch Menschen mit einer geistigen Behinderung, viel weniger wert sind. Worte wie hoffnungslos oder sogar defekt sind immer noch tief verankert in unseren Kulturen. Wir sortieren immer noch die Menschen nach Wertigkeit. Menschen die eine Chance verdienen, oder die nicht fähig sind, zu anders sind. Wir sprechen über Barrieren der Einstellung, über Barrieren des Geistes und Barrieren des Herzens. Diese Barrieren fließen in unser Unternehmen ein, in unsere politischen Systeme und in unsere Bildung. Übrig bleibt eine enorme Ausgrenzung. Ein langer Weg!
Was erhoffen Sie sich denn im Bereich der Inklusion?
Timothy Shriver: Wir leben aktuell in einer Zeit mit vielen Spaltungen … politische Spaltungen, kulturelle Spaltungen, soziale Spaltungen. In einer Welt der Gewalt. Ich wünsche mir daher, dass diese Spiele in Berlin ein Zeichen des Optimismus werden, eine Zeichen der Hoffnung. Die Leute sollen sehen, es gibt noch Vertrauen. Und das Wort Vertrauen ist ein sehr wertvolles Wort und Gut!
Nach der Vorfreude muss ich nicht fragen?
Timothy Shriver: Nein, die ist definitiv vorhanden. Ich freue mich auf die Special Olympics in Berlin. Ich freue mich auf die 4.000 Athletinnen und Athleten. Ich hoffe, sie alle haben Spaß zusammen und genießen die Gemeinschaft. Und ich hoffe, wir können von den Kindern noch viel lernen! (Special Olympics/TX)