Alfons Hörmann: „Vor Ort wurde alles professionell gemanagt“.
Die Olympischen Sommerspiele sind Geschichte. „Team D“ ist aus Tokio zurück und intern gibt es beim DOSB viele Fragen zu beantworten und gewisse Aspekte auch zu klären. Im exklusiven Interview spricht noch DOSB-Präsident Alfons Hörmann über die deutsche Bilanz bei Olympia, den Empfang im Frankfurter Römer und die nötigsten Maßnahmen, die den Verband für die Zukunft besser aufstellen sollen.
Herr Hörmann, was für Eindrücke nehmen Sie mit?
Alfons Hörmann: In erster Line muss man festhalten, die Rahmenbedingungen bei diesen Sommerspielen waren einmalige. Von daher war es eine schwierige Mission. Ein Jahr mehr Vorbereitung, aber es war eben kein ganz so normales Jahr. Vor Ort wurde alles professionell gemanagt. Die Japaner haben das komplette Management mit COVID-19 aus unserem Verständnis heraus absolut spitze umgesetzt. Es wurde bekanntlich auch nicht zum befürchteten Superpreader Event, trotzdem war COVID-19 ein permanenter täglicher Begleiter … alle Maßnahmen waren ganz wichtig und sehr wertvoll. Wir waren in den besten Sportstätten unterwegs, das haben sehr viele Sportlerinnen und Sportler uns bestätigt, jedoch mit der bitteren Pille, den fehlenden Zuschauern. Daher haben wir uns von einer leeren Halle zum nächsten völlig leeren Stadion bewegt, Eindrücke, die man auf Dauer nicht haben möchte!
Wie fällt die sportliche Bilanz aus?
Alfons Hörmann: Wenn man es nur an Zahlen, Daten und Fakten festmacht, dann bleibt: Wir haben ein paar weniger Medaillen als noch in Rio gewonnen. In einigen Sportarten haben wir erstmals oder wiederholt gar keine Medaille gewonnen. In den Verbänden gilt es nun sehr selbstkritisch zu diskutieren.
Unterm Strich sind die 37 Medaillen eine Bilanz, mit Blick auf die 76 Sportlerinnen und Sportler, damit also 18 Prozent auf die Gesamtmannschaft gesehen, auf die wir trotzdem sehr stolz sein können. Aber wer rastet der rostet. Wir müssen jetzt schon die Weichen für Paris, Los Angeles und folgend stellen.
Welches sportliche Erbe wollen Sie hinterlassen?
Alfons Hörmann: Ich wünsche mir nur, dass der gesamte deutsche Sport in großer Einigkeit und Zielstrebigkeit die kommenden Aufgaben angeht. Die gilt natürlich für die Leistungsspitze genauso wie auch für die Sportentwicklung. Bildlich gesprochen: Wenn die Kinder und Jugendlichen nicht mehr in dem Maße in den Sport kommen, dann wird es auch in der Zukunft nicht die Athletinnen und Athleten geben, die wir auf dem schönen Balkon des Frankfurter Römers so gefeiert haben.
Wie gefällt Ihnen dieser Empfang?
Alfons Hörmann: Wir waren in Tokio zu maximaler Distanz verdonnert, wie es so schön heißt. Wir durften uns als „Team D“ teilweise selbst nicht begegnen, weil es die geschlossenen Bubbles gab. Daher ist es schön, hier rund um den Römer, sich wieder als Team zu treffen und auch dieses Gefühl zu genießen, es gibt noch Fans. Diese Fans stehen nicht allein virtuell an unserer Seite, der Seite der Sportlerinnen und Sportler, sondern sie sind durch körperliche Nähe, Gesten und Emotionen zu spüren. Es wird höchste Zeit, dass die Masken fallen. (DSM/TX)
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