Lennard Kämna: „Führung in der Bergwertung. Mein allererstes Wertungstrikot“.
Nach dem dreitägigen Aufenthalt in Ungarn und einem fast ebenso anstrengendem Reisetag begrüßte der Giro d´Italia 2022 das Peloton in Sizilien. Gut 172 Kilometer standen auf dem Programm, bis hoch zum Ätna. Der Tag wurde von Fluchtgruppen geprägt, doch die entscheidende Attacke wurde durch Lennard Kämna knappe drei Kilometer vor dem Ziel gesetzt. Der deutsche Radprofi siegte vor Juan Pedro Lopez.
Lennard, nach dem Etappensieg 2020 bei der Tour de France nun auch gleich bei der ersten richtigen Bergankunft ein Etappensieg beim Giro d´Italia. Wie war die heutige Etappe hoch auf den Ätna?
Lennard Kämna: Das war ein super harter Tag, besonders der Schlussanstieg.
Ich war schon dran und drauf zu glauben, dass ich die Chance auf den Etappensieg verloren hätte, als ich hörte, dass López bereits 35 Sekunden an Vorsprung hatte. Aber ich konnte noch einmal mit letzter Kraft aufschließen. Dann habe ich versucht, mich etwas für die letzten Meter samt Sprint zu erholen … und es hat geklappt!
Als Du die Lücke geschlossen hattest, kam es zu einem kurzen Gespräch. Gab es eine Abmachung über Etappensieg und Leadertrikot?
Lennard Kämna: Nein, wenn dann war es ein wortloses Verständnis.
Was bedeutet der Sieg so früh fürs Team?
Lennard Kämna: Den Etappensieg nun in der Tasche zu haben ist für unser Team besonders wichtig und nimmt den Druck etwas weg. Für uns verlief es recht gut und wir sind auf einem guten Weg … ich übernehme die Führung in der Bergwertung. Das ist das allererste Wertungstrikot, welches ich in meiner Karriere nun trage und ich bin sehr stolz darauf. Ebenso stolz wie auf den heutigen Sieg. Einfach stolz.
Juan, Du hast das „rose Trikot“. Wie geht es Dir damit?
Juan Pedro Lopez: Ich bin so glücklich, das Leadertrikot zu übernehmen … in dem Moment, als mir jemand sagte, dass ich das „rosa Trikot“ habe, habe ich nicht daran geglaubt. Nach gut zehn Minuten habe ich es endlich begriffen. Ich werde es heute genießen, morgen, ich weiß nicht, wie viele Tage ich es haben werde … ich werde jeden Moment genießen. Ich werde jeden Tag alles versuchen, alles.
Es war der Plan, in einer Fluchtgruppe zu sein, wenn eine große Gruppe fährt. Es ist mir gelungen. Mein sportlicher Leiter sagte mir dann, ich solle versuchen, wenn ich mich fühle, im härtesten Teil des Anstiegs zu gehen, also tat ich es. Es war wirklich der beste Moment, um den Unterschied zu machen, und als ich ging, fühlte ich mich stark. Man weiß ja nie, was passiert, also habe ich dort alles gegeben.
Rein, ein recht starkes Ergebnis, oder?
Rein Taaramäe: Ich bin sehr gut vorbereitet zum Giro d’Italia gekommen, und diese Etappe war eine perfekte Gelegenheit für einen Ausreißversuch. Ich träumte davon, mein Kunststück von der letzten Spanien-Rundfahrt zu wiederholen, mit dem dritten Platz war ich schon ziemlich nah dran. Dass ich heute auf dem Podium stand, habe ich meiner Erfahrung zu verdanken, denn mein Körper wollte heute nicht mitspielen. Ich habe mich nicht gut gefühlt und hatte einen schwierigen Moment, als López und Kämna beschleunigten. Aber ich wusste, dass es möglich ist, an einem solch langen und harten Anstieg einen zweiten Wind zu bekommen, also bin ich nicht in Panik geraten. Ich behielt meinen Rhythmus bis zum Gipfel bei … ich habe mein Bestes gegeben und gehofft, aber sie haben bis zum Schluss zusammengearbeitet. (TX)
You must be logged in to post a comment.