Maximilian Günther: „Ich wollte schon länger in der Formel E fahren“.
In der Formel E-Weltmeisterschaft greifen in dieser Saison Maximilian Günther und Jake Dennis bei BMW i Andretti Motorsport ins Lenkrad des BMW iFE.21. Während der Brite neu im Team ist, geht der 23-jährige Oberstdorfer nach einem sehr guten Debütjahr in seine zweite Saison. Nun blickt Maximilian Günther im Interview auf die Saison 2021, nennt besondere Stärken und Verbesserungspotenziale des Teams.
Maximilian, wie haben Sie die Zeit seit dem Finale in Berlin verbracht?
Maximilian Günther: Für mich ging es nahtlos über in die neue Saison. Wir hatten direkt die ersten Testfahrten mit dem neuen Auto. So ging es dann für mich im Prinzip in den vergangenen Monaten auch weiter: Viele Testfahrten mit dem neuen Auto, Simulatortests in München und sehr viele Meetings sowohl virtuell als auch in München bei BMW Motorsport mit meinen Ingenieuren. Seit dem Saisonende haben wir in der Entwicklung unseren Weg und unsere Ziele verfolgt und dabei an jeder Kleinigkeit gefeilt. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, da ich ein perfektionistischer Mensch bin. Die Off-Season war sehr produktiv.
Sie haben aber nicht nur getestet, sondern sind auch umgezogen.
Maximilian Günther: Genau, ich bin direkt nach den Rennen in Berlin nach Monaco umgezogen. Es war für mich aus verschiedenen Gründen ein toller Schritt. Monaco ist für mich als Sportler ein absolut toller Ort, denn die Trainingsbedingungen sind erstklassig, egal ob es die Fitnessstudios, Laufstrecken oder Rennradstrecken sind. Dazu noch das konstante Klima mit den ganzjährig angenehmen, schön warmen Temperaturen, und natürlich sind sehr viele andere Sportler in Monaco. Ich habe mir den Ort auch ausgesucht, um unter Kollegen und Sportlern, die einen ähnlichen Lifestyle haben, leben zu können. Schon als ich noch klein war und die Formel 1 in Monaco geschaut habe, waren eigentlich meine beiden Ziele, einmal in Monaco Rennen zu fahren und im Idealfall auch dort zu leben. Beides ist nun in den letzten Jahren in Erfüllung gegangen.
Da sich an den Fahrzeugen im Vergleich zu letzter Saison relativ wenig ändert, können Sie als Fahrer im Zusammenspiel mit Ihrem Renningenieur noch mehr einen Unterschied machen?
Maximilian Günther: Ich würde sagen, dass der Fahrer in der Formel E im direkten Vergleich zu anderen Rennserien mehr im Vordergrund steht. Das macht mir an der Serie unheimlich viel Spaß. Es ist extrem herausfordernd, und die Zusammenarbeit mit den Renningenieuren ist unheimlich wichtig. Man bekommt im Fernsehen oft mal Ausschnitte mit, wie viel wir kommunizieren. Das ist bis ins letzte Detail geplant und jede Absprache muss sitzen. Wir verlassen uns mittlerweile blind aufeinander und wissen genau, wovon der andere redet, und das alles unter größtem Stress und massivem Zeitdruck. Das ist unheimlich toll und eine großartige Basis, die wir uns in der vergangenen Saison erarbeitet haben und auf die wir jetzt aufbauen können.
Wo sehen Sie bei sich und dem Team die größten Stärken?
Maximilian Günther: Unsere größte Stärke ist, dass wir als Team kompakt sind. Wir haben alle Zutaten, um in dieser Meisterschaft sehr viel zu erreichen. Wir wissen sehr gut, worauf es ankommt. Die Kunst bei uns ist, dass wir im Detail arbeiten und tüfteln und versuchen, alles zu optimieren, aber am Ende des Tages trotzdem haargenau wissen, worauf es ankommt, und mit einem sehr klaren Mindset in ein Rennwochenende gehen. Ich glaube, dass wir auf diese Weise als Team mit den Herausforderungen der Formel E, die jedes Wochenende auf uns zukommen, sehr gut umgehen können.
Wo können Sie sich im Vergleich zur letzten Saison am meisten verbessern?
Maximilian Günther: Verbesserungspotenzial gibt es immer und man versucht, an allen Kleinigkeiten zu arbeiten. Ich glaube, eine spezielle Herausforderung in der Formel E ist das Qualifying-Format. Wir waren letzte Saison fast ausschließlich in Gruppe 1, was grundsätzlich natürlich ein gutes Zeichen ist, weil es heißt, dass man in der Meisterschaft beständig weit vorne ist, aber es bringt natürlich auch viele Herausforderungen mit sich. Leider haben wir es nicht oft geschafft, aus Gruppe 1 heraus in die Super Pole zu kommen oder grundsätzlich in eine gute Ausgangslage. Das haben wir uns über die Off-Season natürlich sehr genau angesehen und auch die richtigen Schlüsse gezogen, denke ich.
Wie gut kennen Sie Ihren neuen Teamkollegen Jake Dennis bereits?
Maximilian Günther: Ich kenne Jake bereits aus Formel 3-Zeiten, wir waren 2015 sogar für ein Rennen Teamkollegen. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und uns von Anfang an bei den Testfahrten super ausgetauscht. Im Endeffekt haben wir einfach sofort die Arbeit miteinander aufgenommen. Ich freue mich sehr, dass Jake im Team ist und dass wir zusammen in die neue Saison starten können. Er ist ein Typ, der technisch viel Know-how hat, auch durch seine Erfahrungen im Simulator bei Red Bull Racing sowie die Rennen in der DTM, wo er bereits auf sehr hohem Niveau Motorsport betrieben hat. Ich denke, er passt sehr gut in die Formel E und es steht einer erfolgreichen Zusammenarbeit unter Teamkollegen nichts im Wege.
Wie gehen Sie mit der Ungewissheit aufgrund der Pandemie-Situation, auch in Bezug auf den Rennkalender. um?
Maximilian Günther: Natürlich ist es eine sehr besondere Situation mit Corona, das betrifft uns alle. Mit der Ungewissheit bezüglich der Rennen versuche ich aber so entspannt wie möglich umzugehen, mir nicht schon im Vorfeld zu viele Gedanken zu machen. Flexibilität ist hier wohl das A und O. Das akzeptiere ich natürlich zu 100 Prozent und stelle mich darauf ein, mit wirklich allen Herausforderungen, die damit verbunden sind, so gut wie möglich umzugehen. (BMW/SW)
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