Wout Poels: „Ich glaube, Gino hat mir heute geholfen“.
Vor dem zweiten Ruhetag bei der Tour de France 2023 haben sich die Profis noch einmal alles abverlangt, trotz der Hitze. Mit Tempo ging es durch die französischen Alpen, nahe der Schweiz. Mit Attacke die Anstiege hoch und noch aggressiver die Abfahrten herunter. Am Ende holte Wout Poels seinen ersten Sieg bei einer Tour de France. Vor Wout van Aert und Mathieu Burgaudeau. Mehr unter: www.letour.fr.
Wout, wie fühlt sich Dein erster Etappensieg bei der Tour de France an?
Wout Poels: Ich liebe diesen Moment wirklich … ich habe immer davon geträumt, eine Etappe bei der Tour de France zu gewinnen. Mit dem Tod von Gino im Juni hat das natürlich eine ganz besondere Bedeutung für das Team und ich glaube wirklich, Gino hat mir heute geholfen. Es bedeutet mir sehr viel, eine Etappe bei der Tour de France zu gewinnen. Das macht mich sehr glücklich!
Es war eine schwere Etappe. Wann hast Du gedacht, es könnte ausreichen?
Wout Poels: Ich habe erst auf den letzten Kilometern an diesen Sieg geglaubt. Ich musste Vollgas geben. Es war unglaublich … absolut unglaublich. Ich dachte schon, ich hätte den perfekten Ansatz für die Tour de France gefunden. Ich habe bewusst die Dauphiné ausgelassen, dafür war ich bei der Slowenien-Rundfahrt ziemlich gut und das Team hat mich zur Tour de France mitgenommen. Sie glaubten, dass ich vor allem in der dritten Woche eine gute Leistung bringen könnte … hier bin ich nun!
Du wirst in diesem Jahr noch 36 Jahre alt, warst bei Deinen bisherigen neun Teilnahmen bei der Tour de France aber immer nur mit Helferaufgaben für die Kapitäne betraut. Wie ist es, wenn man auf einmal für sich fahren darf?
Wout Poels: Ich habe meine Zeit beim Team Sky sehr, sehr genossen. Es war eine unglaubliche Erfahrung, aber trotzdem konnte ich nie um den Etappensieg kämpfen. Heute habe ich es geschafft und bin sehr glücklich!
Wout, Du sahst den ganzen Tag über, bis in den letzten Anstieg, richtig stark aus. Doch was ist dann direkt am Fuße des allerletzten Anstiegs passiert?
Wout van Aert: Ich hatte heute große Hoffnungen auf den Etappensieg … aber am letzten Anstieg haben die Beine gesprochen. Ich wollte mit einem Vorsprung in den Schlussanstieg gehen, aber Poels war heute offensichtlich besser. Ich konnte seine Attacke nicht erwidern. Ich habe dann sofort mein eigenes Tempo gewählt, in der Hoffnung, Poels noch einzuholen, aber mir fehlte einfach die Kraft. Ich wollte nicht aufgeben, habe bis ins Ziel gekämpft. Es war schön, wieder Teil der Fluchtgruppe des Tages zu sein. Ich mag es, zu attackieren und attraktive Rennen zu fahren. Die Moral ist immer noch sehr hoch im Team, also verfolgen wir weiter unsere Ziele hier.
Mathieu, was für eine Etappe! Bereust Du, dass Du zu spät aufkamst?
Mathieu Burgaudeau: Es war eine großartige Etappe heute. Ich bereue einfach gar nichts, ich habe alles gegeben. Natürlich ist es kein Etappensieg geworden … aber wenn man alles gibt, kann man es nicht bereuen. (TX)
Foto: Wout Poels Copyright ASO