Vinzenz Geiger: „Das Gold in Südkorea ist sicherlich ein Vorteil“.
Vinzenz Geiger ist Nordischer Kombinierer. Der 24-jährige Oberstdorfer konnte sich also nicht zwischen dem Skispringen und dem Skilanglauf entscheiden. Dabei gibt der Olympiasieger mit der Mannschaft von Pyeongchang offen zu, dass die beiden Disziplinen „die unterschiedlichsten Sportarten“ überhaupt sind. Vinzenz Geiger ist auf jeden Fall in der Nordischen Kombination weltspitze und hat für Peking ein Ziel.
Vinzenz, wie bist Du zu Deinem Sport gekommen?
Vinzenz Geiger: Ich bin in den Bergen aufgewachsen, da ist es normal, dass man mit Skifahren anfängt. Ich habe erst die alpinen Disziplinen gemacht und dann gibt es bei uns die Club Meisterschaften. Da probiert man eben alle Sportarten aus. Und so bin ich dann zum Skispringen gekommen und dadurch, dass der Trainer hier in Oberstdorf, der das Springen macht, auch Kombination anbietet, habe ich das dann auch ausprobiert und da bin ich dann hängen geblieben.
Was macht Deinen Sport für Dich so besonders? Wo liegen die Unterschiede in den beiden eigentlich nicht verwandten Sportarten?
Vinzenz Geiger: Skispringen und Langlauf sind die unterschiedlichsten Sportarten, die man sich vorstellen kann. Und genau dies ist die Challenge!
Man muss für das Skispringen leicht und schnellkräftig sein und beim Langlauf stark und zudem gut im Ausdauerbereich. Deswegen glaube ich, die Schnittmenge ist der Killerinstinkt. Man muss jeweils noch einen draufsetzen können.
Welches sind Deine ganz emotionalen Highlights?
Vinzenz Geiger: Wenn man einen richtig guten Sprung hat, dann merkt man das gleich nach dem Absprung in der Luft. Es fühlt sich dann einfach genial an. Das gibt einen positiven Adrenalinkick. Wenn man dann richtig weit gesprungen ist und dies mit einem Telemark dann noch abschließen kann, dann ist man nur noch glücklich. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich glaube, das kann man nur nachvollziehen, wenn man auch schon mal selbst Ski gesprungen ist!
Wo wärst Du gerne etwas besser, also nicht im Sport?
Vinzenz Geiger: Ich würde mir wünschen, einfach deutlich ordentlicher zu sein. Ich bin ein chaotischer Mensch. Nur ein bisschen mehr Struktur.
Wie steht es um das Risiko in Deinen Sportarten?
Vinzenz Geiger: In unserem Sport ist natürlich ein gewisses Risiko vorhanden. Aber ich denke, es ist recht gering. Allein das Skispringen wirkt so, als wäre es sehr, sehr gefährlich, aber im Endeffekt passieren gar nicht so viele Stürze, wie man denkt. Es ist aber natürlich niemals zu 100 Prozent sicher. Ich versuche meine Sprünge immer voll durchzuziehen, gar nichts anbrennen zu lassen.
Was erhoffst Du Dir für die Saison 2022, für das Jahr?
Vinzenz Geiger: Das geilste, was mir in dieser Saison passieren könnte, das wäre natürlich, wenn ich bei den Olympischen Winterspielen noch einmal Gold gewinnen würde. Wenn ich in China über die Ziellinie komme und genau das geschafft hätte, das wäre natürlich unbeschreiblich, aber es ist natürlich ein Traum.
Die Olympischen Winterspiele in Peking stehen in diesem Winter an. Bist Du nach dem Erfolg in Südkorea daher gelassener?
Vinzenz Geiger: Das Gold in Südkorea ist sicherlich ein Vorteil. Ich fahre mit einer goldenen Medaille zu den kommenden Winterspielen. Das nimmt natürlich enormen Druck, weil man schon erreicht hat, was viele eben gar nicht schaffen. Das bleibt ein Leben lang. Ich gehe aber mit einer anderen Erwartungshaltung ran. Ich habe mich enorm weiterentwickelt, die letzten Jahre war ich dann doch deutlich besser in den Saisons als beispielsweise damals vor gut vier Jahren.
Was macht Olympische Spiele generell so besonders?
Vinzenz Geiger: Sie sind einfach größer als alle anderen Wettkämpfe, die wir sonst einfach in einer Saison haben. Sie findet zudem nur alle vier Jahre statt, was ja auch eine Besonderheit ist. Aber rein sportlich sind die Wettkämpfe im Prinzip genau die gleichen wie auch im Weltcup oder bei einer Weltmeisterschaft.
Gibt es Sachen, die wichtiger als der Sport sind?
Vinzenz Geiger: Ich glaub, es gab schon oft Momente, an denen ich meinen Sport hinten angestellt habe, für Freunde. Ich glaube, es ist extrem wichtig, dass man eine gute Freundschaft pflegt oder seine Freunde weiterhin behält, die man daheim hat, auf die man sich verlassen kann. Deswegen schaue ich eigentlich immer, dass ich nicht alleine nur an den Sport denke. Es gibt viel mehr.
Ist Dein Podcast solche eine Sache neben dem Sport?
Vinzenz Geiger: Ein guter Kumpel von mir, mit dem ich schon zur Schule gegangen bin, der unter anderem als Journalist arbeitet, hatte mich einmal gefragt: Wie wär’s mit einen Podcast über Wintersport? Schließlich gibt es zu dem Thema wenig. Doch ich bin eher der Dauergast, der Experte. Für mich ist der Aufwand nicht so riesig, in der Saison könnte ich mich auch nicht stundenlang vorbereite. (Red Bull/TX)
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