Victoire Berteau: „Mein Leben dreht sich um Paris-Roubaix“.
Victoire Berteau ist in der Nähe des Sektors Troisvilles von Paris-Roubaix Femmes avec Zwift aufgewachsen. Die 22-jährige Französin kennt also wirklich jeden Stein. Bei ihrer ersten Teilnahme im vergangenen Jahr belegte Victoire Berteau gleich den 17. Platz und war damit die beste Französin im Ziel.Nach dem Winter auf der Bahn kehrte die junge Französin aus der Picardie am 26. März auf die Straße zurück.
Wie war es, im letzten Jahr erstmals in Velodrom zu fahren?
Victoire Berteau: Es war der glücklichste Moment meines bisherigen Lebens! Da war eine verrückte Menge. Ich bin beim größten Rennen der Welt unter die ersten 20 gekommen, und meine Familie hat auf mich gewartet. Ein besonderer Moment!
Und Du warst die beste Französin dazu!
Victoire Berteau: Das war eine zusätzliche Freude! Aber es gibt viele Französinnen in UCI- und WorldTour-Teams, die auch unter die Top 20 hätten kommen können. Als Patriotin macht es mich aber sehr stolz.
Am 8. April 2023 stehst Du damit aber vermehrt im Fokus?
Victoire Berteau: Ja, das bedeutet einen gewissen Druck. Letztes Jahr war ich zum ersten Mal dabei. Ich wusste nicht, was mich erwartet. Es gab keinen Druck durch die Medien. Jetzt gibt es mehr Presse. Ich bekomme Fragen zu meiner Zielsetzung. Ich habe eine Erkundungsfahrt gemacht und fühlte mich auf dem Kopfsteinpflaster richtig gut. Darüber mache ich mir also keine Sorgen. Auch in Gent-Wevelgem war ich stark unterwegs, bevor ich gestürzt bin. Ich denke, dass ich in meinem Zustand in der Spitzengruppe hätte mitkämpfen können. Ich kenne den Kurs aber sehr gut.
Sind die Top 10 denn das Ziel für 2023?
Victoire Berteau: Nein, wir machen einen Schritt nach dem anderen! Ich werde die Top 15 anpeilen. Letztes Jahr bin ich unter den Top 20 gelandet, aber ich habe um Platz 13 gekämpft. Es wäre stark, in den Top 10 zu landen. Aber ein Sturz oder ein mechanischen Problem kann schnell passieren. Ich möchte ein sehr gutes Rennen liefern und so fahren wie in Gent-Wevelgem.
Wie willst Du Dich in diesem Jahr im Rennen verbessern?
Victoire Berteau: Ich möchte in der Lage sein, zu kämpfen. Letztes Jahr hatte ich damit ein wenig zu kämpfen. Vor allem, wenn ich zu dicht an anderen Fahrerinnen dran war. Ich hatte sogar viel zu viel Angst. Das ist etwas, woran ich aktiv arbeite.
Ich arbeite seit zwei Jahren mit meinem Mentaltrainer an meiner Positionierung und der Angst, die ich im Feld haben kann. Das ist etwas, das Zeit braucht, um sich zu entwickeln. Das geht nicht von heute auf morgen. Bei meinem ersten Paris-Roubaix habe ich gelernt, wie extrem wichtig die Platzierung ist. Man muss vorne bleiben.
Was Paris-Roubaix für Dich besonders?
Victoire Berteau: Bei Paris-Roubaix kommt es nicht nur auf die physische Seite an. Ich denke, es ist 50:50 mit dem rein mentalen Aspekt. Wenn man nicht die mentale Stärke hat, sollte man sich nicht anstrengen! Es ist auch die Tatsache, dass es mein Heimatrennen ist. Der erste Abschnitt des Rennens der Männer, also Troisvilles, ist nur 10 Kilometer von meinem Elternhaus in Fesmy-le-Sart entfernt. Dieses Rennen war schon immer ein Traum von mir. Und bei Paris-Roubaix darf man träumen. Man ist vielleicht körperlich nicht die beste Fahrerin, aber wenn man geistig allen anderen überlegen ist, kann einem nichts Schlimmes passieren.
Welche Erinnerungen als Kind hast Du an das Rennen?
Victoire Berteau: Ich habe es gar nicht so oft gesehen. Aber ich erinnere mich an den Schmerz in den Gesichtern der Fahrer, an den Kampf zwischen Cancellara und Boonen. Wenn ich Spaß auf dem Rad haben wollte, fuhr ich in den Sektoren ganz in der Nähe meines Elternhauses. Letztes Jahr habe ich eine Karte mit der Strecke von Paris-Roubaix Femmes erstellt. Ich habe eingetragen, wo ich geboren wurde, wo meine Eltern leben, wo meine Schwester lebt, wo ich jetzt wohne und wo ich zur Schule gegangen bin. Erstaunlich: Mein Leben dreht sich um Paris-Roubaix! (ASO/TX)
Foto: Victoire Berteau Copyright ASO